Medebach. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch löst eine Wildkamera im Stadtgebiet Medebach aus und hat wohl einen Wolf erfasst. Was bislang bekannt ist.
Über dem kleinen Örtchen Oberschledorn im Sauerland herrscht tiefste Nacht. Ein Neumond steht am dunklen Himmel. In einer kleinen Lichtung stehen Eichen, Brombeeren und Fichten. Gegen vier Uhr morgens wird hier eine Wildkamera ausgelöst und zeigt mutmaßlich ein an diesem Ort lange nicht mehr gesehen Raubtier – den Wolf.
Auf der Wildkameraaufnahme vom 2. Oktober ist nur der Körper des Tieres erkenntlich. Noch wurde die Sichtung nicht bestätigt. Sollte es sich tatsächlich um einen Wolf handeln, wäre es der erste bestätigte Wolfsaufenthalt im Sauerland seit September 2023. Damals hat ein Wolf ein Lamm nahe Hallenberg gerissen. Für das Stadtgebiet Medebach wäre es die erste bestätigte Sichtung seit März 2023, wo Foto und Videoaufnahmen eines Wolfs gelangen.
Die Sorge der Landwirte um ihre Tiere.
In einem Gespräch mit der WP hatte Barbara Kruse, Pressesprecherin des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Hochsauerland erst kürzlich von den Sorgen der Landwirte berichtet. Sie hätten eine Grundangst, um ihre Tiere. Mutterkuhherden würden den ganzen Sommer über allein auf den Feldern umherziehen. „Keiner möchte sehen, wie ein frischgeborenes Kalb dort gerissen liegt“, sagt Kruse.
Die Wolfsschutzmaßnahmen, wie sie vom LANUV vorgeschlagen werden, seien in der Praxis schwer umzusetzen. Elektrozäune müssten an allen Weiden angebracht werden, das seien großflächige Unterfangen. Mit dem Anbringen der Zäune sei dies auch nicht beendet. Es müssten regelmäßige Mäharbeiten verrichtet werden, um das Gras niedrig zu halten. Andernfalls würden die Elektrozäune ihre Effektivität verlieren und den Strom in die Erde leiten, wenn Grashalme an sie heranreichen.
Perspektive der Jägerschaft
Auch Ansgar Wulf, Sprecher der Kreisjägerschaft im HSK, sprach kürzlich mit der WP über den Wolf. Wulf erklärte, dass Landwirte, Jäger oder auch einfache Spaziergänger unterschiedliche Sorgen beim Thema Wolf haben. „Die Jäger wie auch andere Naturnutzer werden lernen müssen mit dem Wolf leben zu müssen“, so Wulf. Die Jägerschaft sorge sich zum Beispiel um ihre Hunde, für die Begegnungen mit dem Wolf meist tödlich oder zumindest mit schweren Verletzungen enden würden. Zudem herrsche Sorge um den Einfluss des Wolfs auf Wildtierpopulationen.
In diesem Zusammenhang verweist Wulf auf fehlende Fluchtreflexe beim Muffelwild und auch auf das Damwild, dessen Neigung Kälber zu verteidigen, zu einer erhöhten Todesrate bei Muttertieren führen könnte. Anderes Wild sei besser auf den Wolf vorbereitet und würde auf seine Anwesenheit mit Ausweichverhalten reagieren.
Niedrigerer Schutzstatus des Wolfs in Aussicht
Die EU stimmte kürzlich dafür sich für einen niedrigeren Schutzstatus des Wolfs bei der Berne Konvention einzusetzen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) setzte sich in den letzten Jahren vermehrt dafür ein. Sie war persönlich betroffen, nachdem ein Wolf ihr Pony Dolly gerissen hatte.