Brüssel. Wölfe stehen in Europa unter besonderem Schutz: Problemtiere können nicht einfach abgeschossen werden. Das soll sich nun ändern.
Problemwölfe sollen künftig in Europa leichter abgeschossen werden können als bisher. Vertreter der EU-Mitgliedsländer haben sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Schutzstatus des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zu senken.
Grund für die Kehrtwende auf Europaebene ist auch ein Sinneswandel von Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Bisher hatte sich Deutschland bei diesem Thema enthalten, weil die grüne Politikerin eine Status-Änderung stets ablehnte. „Die Bestandszahlen des Wolfes haben sich in den letzten Jahren so entwickelt, dass diese Entscheidung aus Sicht des Naturschutzes verantwortbar und aus Sicht der Weidetierhalter notwendig ist“, teilte Lemke nun mit. Eine Reduzierung des Schutzstatus‘ könne dem Gesetzgeber mehr Spielraum und Flexibilität im Umgang mit problematischen Wölfen geben, sie sei aber kein Freifahrtschein für ungeregelte Abschüsse, so Lemke.
Rudel im Sauerland gesichtet
Auch in Südwestfalen ist die Zahl der Wolfssichtungen und der Weidetierrisse in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zuletzt war in der Nähe von Meinerzhagen ein Rudel aufgetaucht. Vor gut einem Jahr hatte die NRW-Landesregierung fast die halbe Landesfläche zum Wolfsgebiet erklärt. Dort können Weidetierhalter Fördermittel für Schutzmaßnahmen gegen das Raubtier beantragen.
Das Brüsseler Vorgehen wurde in der Region positiv aufgenommen. „Diese Entscheidung ist längst überfällig“, sagte Thomas Wiese, Vorsitzender des Vereins Mutterkuhhalter NRW. „Wir haben genug Wölfe in Deutschland. Wenn wir die Weidetierhaltung in Deutschland erhalten wollen, dann brauchen wir eindeutige Regeln“, so Wiese weiter. Der Abschuss von Wölfen müsse in das Jagdrecht aufgenommen werden, um die Jäger vor Hetze zu bewahren, forderte er.
CDU: Umweltministerin darf nicht auf Zeit spielen
Umweltministerin Lemke habe für die Ampel-Koalition jahrelang eine Herabsetzung des Schutzstatus‘ des Wolfes blockiert, kritisierte Florian Müller, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Olpe. „Es ist schön, dass sich jetzt etwas Realitätssinn breit macht. Ich rechne aber nicht damit, dass sich tatsächlich etwas ändert. Denn die heutige Entscheidung ist lediglich ein erster Schritt, um den Schutzstatus im internationalen und europäischen Artenschutzrecht abzusenken.“ Das Bundesumweltministerium dürfe nun nicht weiter auf Zeit spielen.
Tatsächlich kann es noch Monate oder länger dauern, bis die EU den Schutzstatus senkt. Sie muss zunächst einen Antrag beim Ständigen Ausschuss der Berner Konvention einreichen. Gibt es dort eine Mehrheit, muss die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung des Schutzstatus‘ des Wolfs im EU-Recht vorlegen, der nochmals eine Mehrheit unter den EU-Staaten und eine Mehrheit im Europaparlament benötigt.
Gleichwohl begrüßte auch der Fraktionsvize der SPD-Bundestagsfraktion Dirk Wiese aus Brilon die geplante Herabstufung: Der Wolf könne „dort bejagt werden, wo er bereits für viele Landwirte zum Problem geworden ist. Das ist vor dem Hintergrund der immer häufiger auftretenden Schäden, auch bei uns vor Ort im Sauerland, richtig.“
Und Peter Liese, CDU-Europaabgeordneter aus dem Sauerland, sagte: „Der Wolf ist lange keine bedrohte Art mehr, sondern bedroht insbesondere Weidetiere.“ mit dpa