Brilon. Ein Unfall reißt Antoon Bernhard van Hommelen aus dem Leben. In Brilon hat er als Kump-Tony Kult-Status. Ein Original mit Herz, Ecken und Kanten.
Vor der Hochzeit rätseln sie. Kommt er mit Zopf, lässt er die Haare offen? Trägt er ein T-Shirt, eine Jogginghose? Doch Kump-Tony kommt mit einem Anzug zum Briloner Rathaus. Gestreifte Krawatte, weißes Hemd, seine langen Haare offen und kraus. Diana van Hommelen (35) schüttelt den Kopf. „Da waren wir alle geflasht, oder?“, sagt sie zu ihrem Mann Dominic van Hommelen. Er nickt. „So haben wir meinen Vater nicht gekannt“, sagt er.
Jeder kannte ihn. Alle nannten ihn Kump-Tony
Antoon Bernhard van Hommelen. In Brilon Kult, eine Institution. Jahrelang schenkte er Bier im Kump aus. War Türsteher in der Briloner Kneipe, gab hier und da Runden aus. War die Seele des Clubs. Jeder kannte ihn. Alle nannten ihn Kump-Tony. An einem August-Wochenende verunglückt er tragisch bei einem Autounfall. Er wurde 66 Jahre alt. „Er hat ein Leben gelebt wie man es auf dem Kiez in Hamburg lebt“, sagt sein Sohn Dominic van Hommelen (37).
Als er ein Jahr alt ist, zieht seine Mutter mit ihm nach Oberhausen
Geboren wurde Antoon Bernhard van Hommelen in den Niederlanden. Als er ein Jahr alt ist, zieht seine Mutter mit ihm nach Deutschland, Oberhausen. 1986 lernt er Dominics Mutter kennen. Die beiden ziehen nach Brilon. Ein Jahr später wird ihr Sohn geboren. Als Dominic van Hommelen sechs Jahre alt ist, lassen sich seine Eltern scheiden. „Als ich älter wurde, bin ich ins Kump gegangen. Da hab ich viel Zeit mit meinem Vater verbracht.“
Er hatte ein Funkeln in den Augen wie ein kleines Kind
Samstagmorgens, Frühschoppen im Kump. Kump-Tony steht hinter der Theke. Sein Sohn spielt Spiele im Kump. „Junior“, nennt ihn sein Vater immer. „Ich hab an den Wochenenden bei ihm geschlafen und er hat mich dann mitgenommen.“ Zehn Jahre ist Dominic damals. Und großer BVB-Fan. Eigentlich war er Schalke-Fan, aber der damalige Betreiber des Kump, „Hubsi“, schenkt ihm damals große BVB-Bierkrüge zum Meisterschaftssieg und irgendwie war es um ihn geschehen. Seinen Papa zieht er mit. Gemeinsam fahren die beiden später ins Stadion, da ist Dominic van Hommelen schon erwachsen. Von Brilon nach Dortmund. Südkurve. „Er hatte ein Funkeln in den Augen wie ein kleines Kind“, sagt Dominic. Seine Frau Diana lacht. „Und die ganze Rückfahrt hat er geschlafen, das Bier war zu lecker.“
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Da steht jemand mit langen Haaren vor der Tür und will zu euch
Als ihr Sohn geboren wird, ist sein Vater der erste im Krankenhaus. Noch im Kreißsaal hat eine Schwester den Kopf zur Tür hereingesteckt und gefragt: „Da steht jemand mit langen Haaren vor der Tür und will zu euch.“ Sie sehen sich an. Das kann nur Tony sein.
Alle wussten, wie sie mit seinem Ton umgehen sollten
Kump-Tony. An der Kneipen-Tür hat er Stellung bezogen, während der Kirmes, Halloween-Partys... „Ausweis!“ Das hat er in diesem Ton gesagt, sein Sohn weiß es noch genau. „Alle wussten, wie sie mit seinem Ton umgehen sollten. Er versuchte streng zu sein, war aber immer sehr höflich. Wenn er was gesagt hat, dann haben aber alle gehört.“ Respektperson, sagt Dominic van Hommelen. Kultfigur. „Er blieb irgendwie in seiner Zeit stehen, mit seinen Haaren... Anders kennt man ihn einfach nicht.“
Als er erfährt, dass sein Vater gestorben ist, brechen alle Dämme
In den letzten Jahren vor Antoon van Hommelens Tod sprechen er und sein Sohn nicht mehr miteinander. „Ich wollte oft den Schritt wagen, aber ich hatte zu viel Angst“, sagt Dominic. Als er erfährt, dass sein Vater gestorben ist, brechen alle Dämme. „Ich konnte es nicht fassen.“ Die Ungewissheit, die quält ihn. Die Gerüchte in der Stadt. Die Beerdigung, die nun organisiert werden muss. Und die unausgesprochenen Worte, die bis zuletzt zwischen ihm und seinem Vater standen. „Die Beisetzung ist das letzte, was ich noch für ihn tun kann.“
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Überall trinkt Kump-Tony mal einen mit, hört sich Geschichten an
Viele nehmen auf ihre Weise Abschied, sprechen Dominic van Hommelen an oder senden Karten mit lieben Worten. „Er war bei so vielen beliebt“, sagt sein Sohn. „Viele hatten Respekt vor ihm, aber er war immer für andere da. Das Kump war für ihn seine Familie, er war das Herzstück.“ Überall trinkt Kump-Tony mal einen mit, hört sich Geschichten von Zankereien, Liebeskummer, Familienproblemen an. „Er hatte immer ein Herz offen für alle. Er hat nicht nur Bier ausgeschenkt, er hat immer zugehört. Er war ein Mensch mit Ecken und Kanten, aber er war trotzdem an sich ein herzensguter Mensch.“
„Das Kump war für ihn seine Familie, er war das Herzstück.“
Dominic van Hommelen und seine Frau haben eine Gofundme-Aktion ins Leben gerufen. „Leider haben wir durch das plötzliche Ableben nicht die finanziellen Mittel, eine angemessene Beerdigung zu stemmen“, schreibt Kump-Tonys Schwiegertochter dazu. Die Kosten sind immens, für die Familie so plötzlich eine Herausforderung. „Deswegen haben wir die Aktion gestartet. Wir zwingen niemanden, Geld zu geben. Aber wir wollen einen schönen Abschied für Tony.“ 2500 Euro sind bereits zusammengekommen. Die Urnenbeisetzung findet am 24. September um 11 Uhr in der Briloner Trauerhalle statt.
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