Marsberg/Westheim. Er schließt seinen Laden und kündigt seinen Job: Skate-Designer Andrusch Blühdorn verlässt Marsberg. Er zieht nach Kassel und will neu anfangen:
In Marsberg geht eine Ära zu Ende: Jungunternehmer und Designer Andrusch Blühdorn hat seinen kultigen Laden im Ortsteil Westheim geschlossen, jetzt packt er die Umzugskartons. Nachdem er über viele Jahre jede freie Minute in sein Label und seinen Shop gesteckt hat, zieht er nun den Schlussstrich unter das Marsberger Kapitel.
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Schon seit knapp 15 Jahren vertreibt Andrusch Blühdorn unter seinem Label „ablüh“ Shirts, Hoodies und Mützen mit selbst designten Prints - alles fair und nachhaltig. 2019 eröffnete er in Westheim sein eigenes, liebevoll dekoriertes Lager, das sich mit seinem gemütlichen Ambiente schnell zum beliebten Szene-Treffpunkt entwickelte. Über viele Jahre hinweg steckte er jeden Cent, den er erübrigen konnte, und jedes bisschen Energie in sein Unternehmen. Doch nun sei es genug, erklärt der 31-Jährige: „Ich bin an einem Nullpunkt angekommen.“ Er hat seinen Laden geschlossen und seinen Job bei der Volksbank in Marsberg gekündigt. Auch seine Wohnung in Westheim wird geräumt: Andrusch Blühdorn zieht nach Kassel, um dort ab dem Wintersemester Soziale Arbeit zu studieren. Er freut sich auf die Uni und den Neustart: „Ich habe Lust auf etwas Neues.“ Beruflich möchte sich der gelernte IT-Kaufmann umorientieren. Mit dem Studienfach Soziale Arbeit eröffne sich ein breites Spektrum an Perspektiven, in denen er für sich Chancen und Raum zur Entwicklung sehe: „Das Themenfeld liegt mir sehr.“ Er habe zwar gern bei der Volksbank gearbeitet und würde die Ausbildung dort jederzeit wieder machen: „Aber für mich wird es Zeit für eine Veränderung.“
Pandemiejahre haben ihn an seine Grenze gebracht
Die Pandemiejahre seien für ihn sehr herausfordernd gewesen, er sei an seine persönlichen Grenzen gekommen. „Corona hat viel kaputt gemacht“, erzählt Andrusch Blühdorn. Doch wenn er auf die vergangenen fünf Jahre in seinem Laden zurück blickt, ist er stolz: „Es ist krass, was wir da in den paar Jahren hochgezogen haben.“ Und er ist dankbar, dass er sich diesen Traum verwirklichen konnte und für all die Menschen, die ihn bei dem Projekt unterstützt und an dem Laden mitgewirkt haben: „Das war einfach eine richtig geile Zeit.“ Im vergangenen Frühjahr habe er jedoch den Entschluss gefasst, den Laden zu schließen. Eine Entscheidung, die ihm sehr schwer gefallen sei, denn der Laden war sein Traum, ein absolutes Herzensprojekt. Aber er sei irgendwann auch zu einer Last geworden. „Das alles wurde zu groß, hat zu viel Raum eingefordert.“ Deshalb ist Andrusch Blühdorn auch ein wenig erleichtert: Viele Verpflichtungen und Erwartungen, die ihn zunehmend belastet hätten, könne er nun loslassen.
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Beim Abschied geholfen habe ihm auch, dass der Verein Black Hill e.V., in dem er sich selbst auch engagiert, einen großen Teil der Ladeneinrichtung übernommen hat. So bleibe ein wenig von dem vertrauten Ambiente erhalten, in das er so viel Mühe gesteckt hat. In Zukunft möchte er mehr mit dem Verein zusammenarbeiten und dort künstlerische Projekte umsetzen. „Jeder, der Bock hat zu bauen und zu basteln, ist da willkommen.“ Aber vor allem möchte er sich selbst den Raum geben, wieder ungebunden kreativ zu sein, neue Ideen zu entwickeln. Er möchte sich in der Künstlerszene in Kassel vernetzten, dort neue Strukturen erschließen. „Und ich will mal so richtig Langeweile kriegen“, erklärt er.
Abschied von Laden und Leuten fällt dem Marsberger schwer
Auch sein soziales Umfeld sei traurig über das Ende des Ladens, viele Menschen hätten das Projekt mit Herzblut unterstützt. Die große Anteilnahme rührt Andrusch Blühdorn: „Das macht den Abschied natürlich schwer. Aber am Ende geht es um mich und was ich brauche.“ Der Marsberger möchte sich bei all diesen Menschen bedanken, die sein Ladenprojekt begleitet, unterstützt und dabei immer mitgefiebert haben. Und auch bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Volksbank Marsberg: „Auch von dort habe ich immer viel Unterstützung erhalten, viel Flexibilität. Ohne das wäre ein Projekt in dieser Größenordnung nicht möglich gewesen, dafür bin ich sehr dankbar.“
Auch wenn in Marsberg nun eine Ära zu Ende geht, lässt Andrusch Blühdorn nicht alles hinter sich zurück. Sein Label „ablüh“ und den dazugehörigen Online-Shop wolle er in abgespeckter Form weiterführen, auch auf Festivals könne er sich weiterhin Stände vorstellen. „Am Weihnachtsmarkt wird es wieder Mützen geben“, witzelt er. Er habe jedoch keine Lust mehr auf einen großen Shop, auf die Selbstvermarktung, vor allem in den Sozialen Medien. In Zukunft könnte es Popup-Stores geben, Containershops, Marktstände - Andrusch Blühdorn hat viele Ideen, macht aber bewusst noch keine Pläne: „Weiter geht es auf jeden Fall. Aber erst mal brauch ich frischen Wind.“