Winterberg. Der Rat Winterberg will eine neurologische Abteilung im St. Franziskus-Hospital. Doch der Krankenhausplan sieht das nicht vor. Die Stadt kämpft.
In Winterberg steht die neurologische Versorgung im Mittelpunkt der Diskussionen, insbesondere nachdem die Einrichtung einer neurologischen Abteilung im St. Franziskus-Hospital im Rahmen der Krankenhausplanung des Landes Nordrhein-Westfalen zunächst abgelehnt wurde. Diese Thematik wurde kürzlich im Rat der Stadt Winterberg kurz erörtert, wobei die Bedeutung einer solchen Abteilung für die lokale Gesundheitsversorgung von Bürgermeister Michael Beckmann hervorgehoben wurde.
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Die Ratsmitglieder nahmen die Stellungnahme zur Krankenhausplanung zur Kenntnis und unterstützen die Forderung nach einer neurologischen Abteilung. Diese Stellungnahme wurde gemeinsam mit den Bürgermeistern von Hallenberg und Medebach an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW gesendet. Darin wird die Aufnahme der neurologischen Abteilung in den Krankenhausbedarfsplan gefordert, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung nachhaltig zu sichern.
Das Krankenhaus sei seit mehr 135 Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil der regionalen Gesundheitsversorgung und betreut etwa 25.000 Einwohner sowie jährlich 2,5 Millionen Übernachtungsgäste und zahlreiche Tagesbesucher.
Drei Fachärzte in der Neurologie
Das St. Franziskus-Hospital spiele eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung der Region. Es ist Teil des Neurovaskulären Netzwerks Mitte und erfülle die Kriterien für eine Tele-Stroke-Unit. Eine Tele-Stroke-Unit ist eine telemedizinische Einrichtung, die es ermöglicht, Schlaganfallpatienten schnell und effizient zu versorgen, indem sie regionale Krankenhäuser mit überregionalen neurologischen Spezialisten vernetzt. Dies ist besonders wichtig, da die Transportzeiten zu umliegenden neurologischen Einrichtungen häufig über den empfohlenen Grenzwerten liegen, was die Bedeutung einer lokalen Versorgungseinrichtung unterstreicht.
Die alternde Bevölkerung in der Region führe zu einem Anstieg neurologischer Erkrankungen wie Schlaganfällen und Demenzen. Seit 2021 verzeichnet das Krankenhaus einen jährlichen Anstieg neurologischer Diagnosen um 25 Prozent. Derzeit beschäftigt das Krankenhaus drei Fachärzte für Neurologie sowie zwei medizinisch-technische Assistentinnen, die alle gängigen neurologischen Untersuchungen durchführen, darunter EEGs, Schlafentzugs-EEGs, sogennte Neurografien und somatosensibel-evozierte Potentiale inkl. Magnetstimulation und Elektromyografien.
Dr. Thorsten Okulla, Chefarzt der Neurologie, hebt in der Stellungnahmen hervor, dass die Krankheitslast durch neurologische Erkrankungen in der Region aufgrund der alternden Bevölkerung stark zunimmt. Er betont, dass trotz eines Trends zur Subspezialisierung in der Neurologie Allgemein-Neurologen unverzichtbar sind, um Menschen mit neurologischen Erkrankungen rasch und umfassend wohnortnah zu versorgen. Okulla verweist auf ein Positionspapier der European Academy of Neurology (EAN), das die Dringlichkeit der Förderung der allgemeinen Neurologie unterstreicht. Er betont, dass das St. Franziskus-Hospital alle Voraussetzungen erfüllt, um als spezialisiertes Zentrum zu fungieren und die umliegenden Kliniken zu entlasten.
Regionale Versorgung und Infrastruktur
Winterberg liegt strategisch in einer Region, die von anderen Kliniken nur schwer erreichbar ist. Das Einzugsgebiet des Krankenhauses umfasst rund 150.000 Einwohner, einschließlich der Gemeinden Winterberg, Schmallenberg, Brilon, Meschede, Arnsberg, Korbach und Frankenberg sowie der Städte Lüdenscheid, Menden und Iserlohn. Zusätzlich wird die Region jährlich von mehr als 500.000 Touristen besucht, was den Bedarf an neurologischen Dienstleistungen weiter erhöht.