Hochsauerland/Mondsee. 30.000 Schützen treffen sich im Salzkammergut zum Europaschützenfest - mit dabei sind auch 300 Schützen aus dem Altkreis Brilon.

Beim Europaschützenfest in Mondsee ist einfach an alles gedacht. Selbst an die Erinnerungsstücke: Die Lederhose „Special Edition“ gibt’s schon vorab für 199 Euro und auch ein ganz besonderes Walther-Sportgewehr KK500 lässt sich im Vorfeld ordern. Vereine können sogar einen Fotografen buchen, der vor der traumhaften Kulisse des Salzkammergutes einzigartige Gruppenfotos schießt. Hoffentlich besitzt er ein ordentliches Weitwinkelobjektiv. Denn um die unglaublich große Delegation aus dem Kreisschützenbund Brilon abzulichten, müssten mindestens 295 Personen aufs Bild passen.

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Denn so viele Teilnehmer reisen allein in fünf Bussen und privat nach Österreich ins Salzkammergut. Hinzu kommen noch Schützen und deren Familien aus dem Raum Marsberg und aus Wulmeringhausen und Medelon, die auf eigene (Schützen-) Kappe unterwegs sind. Die 4123 Einwohner zählende Marktgemeinde Mondsee am gleichnamigen Gewässer ist Schauplatz des 21. Europaschützenfestes vom 30. August bis zum 1. September. Natürlich gibt es dort auch ein Vogelschießen. Das ist am Samstag. Und vielleicht kommt der neue Europakaiser oder -prinz ja aus den Reihen des Sauerländer Schützenbundes. Denn acht Jungschützenkönige und 14 Könige aus dem Altkreis - Voraussetzung ist eine Regentschaft in den Jahren 2021, 2022 und 2023 - haben sich zum Schießen am Sonntag angemeldet und sind fest entschlossen, den Titel mit nach Hause zu nehmen.

Impressionen vom Mondsee.
Impressionen vom Mondsee. © WP | Alexandra Groebner/ Tourismusverband Mondsee-Irrsee

„Wir freuen uns schon riesig auf diese Veranstaltung, bei der das gemeinsame Erlebnis aller Schützen im Mittelpunkt steht. Es gibt ja nicht nur Wettbewerbe im Schießen, sondern zum Beispiel auch im Trommeln und im Fahnen schwenken. Es geht um die Stärkung der Gemeinschaft untereinander, um das Schützenwesen auf europäischer Ebene. Und es geht um den gegenseitigen Austausch und das Kennenlernen“, sagt Kreisgeschäftsführer Jürgen Dessel aus Oberschledorn stellvertretend für das sechsköpfige Orga-Team. Die Gruppe von Schützen aus verschiedenen Orten hat sich seit Monaten mit den Vorbereitungen für die Fahrt beschäftigt und war im Frühjahr eigens in Mondsee, um dort alles zu regeln. Dass das Interesse an der Veranstaltung diesmal so groß ist, liegt zum einen am Reiz der Urlaubsregion, dem offenbar viele erlegen sind und daran, dass das Salzkammergut immer noch einfacher zu erreichen ist als Kroatien, wo das nächste Europaschützenfest in drei Jahren stattfinden wird.

Das Organisationskomitee für die Mondsee-Tour (von links) Werner Schäfer (Medebach), Willy Frese (Antfeld), Jürgen Dessel (Kreisgeschäftsführer aus Oberschledorn), Jürgen Schröder, Sebastian Saure (beide Medebach) und Andreas Raue (Leitmar).
Das Organisationskomitee für die Mondsee-Tour (von links) Werner Schäfer (Medebach), Willy Frese (Antfeld), Jürgen Dessel (Kreisgeschäftsführer aus Oberschledorn), Jürgen Schröder, Sebastian Saure (beide Medebach) und Andreas Raue (Leitmar). © WP | Kerstin Neumann-Schnurbus

Bereits am Donnerstag, 29. August, gegen 6 Uhr will die Sauerländer Schützengruppe in Richtung Österreich aufbrechen. Dessel: „Es sind 700 Kilometer und acht Stunden reine Fahrtzeit. Da die Fahrer ihre Lenkzeiten einhalten und wir Pausen einplanen müssen, rechnen wir damit, am frühen Abend dort anzukommen und schon ein wenig von dem Flair zu erleben. Denn schon am Donnerstag gibt es einen traditionellen Volksmusikabend mit jeder Menge Live-Musik.“ Der Kreisschützenbund, der innerhalb des Sauerländer Schützenbundes die größte Abordnung stellt, ist in sieben Hotels untergebracht. Dessel: „Bei der großen Teilnehmerzahl war es nicht immer möglich, für alle Schützen unmittelbar in Mondsee eine Unterkunft zu finden. Manche müssen auch eine Dreiviertelstunde Fahrt bis zum Veranstaltungsort auf sich nehmen.“

Fast eine Million Mitglieder

1955 wurde aus Vertretern von Schützenverbänden der Niederlande, Belgien und Deutschland eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, um einen Verband für das historische Schützenwesen in Europa zu bilden. Bald darauf gab sich die Arbeitsgemeinschaft den Namen „Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen“ (EGS).  Als Beitrag zu einem vereinten Europa will die EGS Traditionen, Sitten und Gebräuche der angeschlossenen Verbände bewahren und schützend unterstützen -dies jedoch unter der größten Berücksichtigung der Selbständigkeit und des besonderen Charakters jeden einzelnen Mitgliedsverbandes. Insgesamt sind der Gemeinschaft 2702 Schützenbruderschaften mit insgesamt fast einer Million Mitgliedern angeschlossen.

Musikkapellen vor Ort gebucht

Jeder Verein, der beim großen Festzug am Sonntag mitmarschieren will, musste sich vorher über den Kreisschützenbund bei den Mondseern anmelden. „Es gibt eine feste Reihenfolge, in der wir laufen. Und es gibt eine Anmoderation, bei der die Vereine einzeln vorgestellt werden. Mit uns reist der Musikzug Medebach mit rund 40 Leuten an. Denn natürlich brauchen wir auch die richtige Marschmusik. Eine Kapelle reicht bei der Vielzahl der Teilnehmer nicht aus, deshalb haben wir noch zwei Kapellen vor Ort engagiert, die uns begleiten werden“, so Dessel, der sich bei den heimischen Brauereien und bei den Städten bedankt, die durch Sponsoring bzw. einen Obolus die „Aktion Mondsee“ unterstützen.

Impressionen vom Mondsee.
Impressionen vom Mondsee. © WP | Alexandra Groebner/ Tourismusverband Mondsee-Irrsee

Das Europaschützenfest ist schon eine große Nummer: Rund 30.000 Mitglieder der EGS, der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen, kommen aus zwölf europäischen Ländern in die Salzkammergut-Region, um sich bei Wettbewerben zu messen und um ihre Traditionen vorzustellen. Auch Schützenvereine aus Österreich, Bayern und Südtirol, 25 Musikkapellen und weitere Brauchtumsvereine nehmen laut Veranstaltern teil.

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird beim Festakt am Sonntag anwesend sein. Der Besuch des Oberösterreichischen Landeshauptmanns Thomas Stelzer ist für Freitag angekündigt. Die Besucher können am Festgelände an allen Veranstaltungstagen österreichische Handwerkskunst kennenlernen: Böllerstutzenbauer, Hutmacher, Rechenbauer und Harmonikabauer präsentieren ihr Handwerk; Erzeugnisse heimischer Produzenten  wie Hutschmuck, Trachtenmoden Lederwaren und Stickerei stehen zum Verkauf. Der Reinerlös dieses Großevents soll nach Angaben der Ausrichter zu einhundert Prozent für soziale Zwecke gespendet werden.

Impressionen vom Mondsee.
Impressionen vom Mondsee. © WP | Tourismusverband Mondsee-Irrsee

Einige heimische Schützen werden unmittelbar nach dem Fest wieder die Heimreise ins Sauerland antreten. Denn gleich am darauf folgenden Wochenende werden in Wülfte, Hesborn, Medebach und Bigge Stadtschützenfeste gefeiert; und auch da gilt es noch einiges vorzubereiten. Einige werden vermutlich noch ein paar Urlaubstage anhängen. Denn die Urlaubsregion Mondsee-Irrsee ist für das Europaschützentreffen nicht nur aufgrund der Geschichte ein geeigneter Austragungsort, sondern auch wegen seiner landschaftlichen Schönheit. Die Region umfasst die beiden idyllischen Seen Mondsee und Irrsee, die von einer beeindruckenden Bergkulisse umgeben sind. Besucher können hier eine Fülle von Freizeitaktivitäten genießen, von Wassersport und Wandern über kulturelle Erlebnisse bis hin zum Lederhosenkauf…