Marsberg. Kurz vor Schuljahrbeginn am Gymnasium Marsberg erhalten Eltern einen Brief: Der Schulleiter erklärt, warum er geht. Was hinter dem Abgang steckt.

Der Start in das neue Schuljahr bringt für das Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg viele Veränderungen mit sich. Nicht nur die jüngst entdeckten Baumängel im Dach des ältesten Gebäudeteils stellen die Schule vor große Herausforderungen: Vor wenigen Tagen gab der Schulleiter Dr. Markus Bohnensteffen seinen Rücktritt vom Amt und seinen Weggang von der Schule bekannt. Bis auf Weiteres wird der stellvertretende Schulleiter Ralf Trachternach die kommissarische Schulleitung übernehmen.

Schulleiter erklärt seinen Abtritt in Elternbrief

Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg: Ralf Trachternach ist kommissarischer Schulleiter
Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg: Ralf Trachternach ist kommissarischer Schulleiter © WP | Rebekka Siebers

„Für das neue Schuljahr wird es eine zentrale Veränderung geben, die mich als Schulleiter betrifft, denn ich werde zum 15. August 2024 das Carolus-Magnus-Gymnasium verlassen“, schrieb er in einem Elternbrief - zwei Tage vor seinem Weggang. Der Grund für seinen Abschied sei eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die ihn im vergangenen Januar erreicht habe, wie Markus Bohnensteffen in seinem Schreiben an die Elternschaft mitteilt. Darin sei ihm unter anderem die Verantwortung für eine schlechte Atmosphäre am Gymnasium zugeschrieben und die Vernachlässigung seiner Aufgaben als Schulleiter sowie seiner pädagogischen Pflichten unterstellt worden. Weiter sei die Bezirksregierung dazu aufgefordert worden, die Auswechslung des Schulleiters zu veranlassen. „Diese und andere Vorwürfe haben für mich eine rote Linie mehr als deutlich überschritten“, erklärt Markus Bohnensteffen in dem Elternbrief. Aufgrund des erschütterten Vertrauensverhältnisses zu wichtigen Schulakteuren sehe er sich außerstande, das Schulleiteramt weiter auszuführen und erklärt seinen Amtsabtritt zum beginnenden Schuljahr.

Die Bezirksregierung Arnsberg, in deren Zuständigkeitsbereich die Personalangelegenheiten am Carolus-Magnus-Gymnasium fallen, bestätigt den Amtsabtritt von Markus Bohnensteffen: „Der bisherige Schulleiter wird im anstehenden Schuljahr 2024/2025 nicht mehr als Schulleiter am Carolus-Magnus-Gymnasium in Marsberg tätig sein“, so Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung zur WP. Eine Ausschreibung der nun freigewordenen Schulleitungsstelle solle zeitnah erfolgen und damit werde das Verfahren für die Neubesetzung der Stelle beginnen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, werde der stellvertretende Schulleiter Ralf Trachternach die kommissarische Leitung der Schule übernehmen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen sei es derzeit nicht möglich, weitere Auskünfte zu dem Vorgang zu geben, so Söbbeler.

Auch die Stadt Marsberg habe die Information sehr kurzfristig erhalten, dass Markus Bohnensteffen nicht länger als Schulleiter am Gymnasium tätig sein werde. Das erklärt Klaus Rosenkranz als Stellvertreter des Bürgermeisters auf WP-Anfrage: „Der Stadt Marsberg liegt seit dem 09.08.2024 die Information vor, dass Herr Dr. Bohnensteffen an eine andere Schule versetzt wurde.“ Daher sei es auch nicht möglich gewesen, die Eltern früher zu informieren.

Lesen Sie auch

Situation am Gymnasium Marsberg war angespannt

Die Situation am Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg war nach Informationen der Westfalenpost bereits seit einigen Monaten angespannt: In Hinblick auf die Arbeitsweise der Schulleitung und sinkende Schülerzahlen fanden innerhalb der vergangenen sechs Monate Gespräche statt, unter anderem zwischen den Elternvertretern, dem Bürgermeister der Stadt Marsberg und dem Fachdezernat Arnsberg.

Um die Prozesse rund um den Schulleitungswechsel nachhaltig zu thematisieren und offene Fragen zu klären, haben die Vertreter der Schulkonferenz Christoph Wurm, Gudrun Fobbe, Beate Nädler-Hardung und Sandra Pohlmeyer die Elternvertreter der derzeit aktiven Schulpflegschaft am kommenden Donnerstag zu einem Informationsgespräch eingeladen. Dabei solle unter anderem der Elternbrief des ehemaligen Schulleiters thematisiert und eingeordnet werden, wie Christoph Wurm als erster Vorsitzender der Schulpflegschaft erläutert: „Dort gibt es viel Klärungsbedarf. Die Eltern sollen richtig abgeholt werden.“

Am Gymnasium Marsberg geht es weiter

Am Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg wird nun nach vorne geschaut: „Wir wollen die Schulentwicklung voranbringen, es gibt viel Arbeit“, erklärt Ralf Trachternach. Er stehe eng mit den Elternvertretern in Kontakt. Das Ziel sei, die Schule auf einen zukunftsweisenden Weg zu bringen und das Vertrauen zwischen Schulleitung, Schülern, Lehrern und Eltern zu stärken. „Wir gehen einen gemeinsamen Weg“, sagt Ralf Trachternach. Ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Interessengruppen sei die Zukunftswerkstatt, in welcher bereits vor den Ferien Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam mit dem stellvertretenden Schulleiter auf Augenhöhe in Austausch getreten seien, Wünsche und Ziele für die Schule reflektiert und zusammen Konzepte für die Zukunft des Gymnasiums erarbeitet hätten.

Ralf Trachternach ist stellvertretender Schulleiter am Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg. Er übernimmt nun die kommissarische Schulleitung.
Ralf Trachternach ist stellvertretender Schulleiter am Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg. Er übernimmt nun die kommissarische Schulleitung. © Privat | Privat

Zu den dringlichsten Aufgaben, die Aufmerksamkeit fordern, gehöre der Zustand des Schulgebäudes. In Hinblick auf die Baumängel, die eine Beschulung der Gymnasialschüler am Standort des Gymnasiums derzeit erschweren, richtet Ralf Trachternach auch einen klaren Appell an die Schulgemeinschaft des Carolus Magnus Gymnasiums: „Hier können wir uns keinen monatelangen Stillstand erlauben. Wir müssen dringend in die Entwicklung kommen.“

Ralf Trachternach könne sich auch vorstellen, sich auf die frei gewordene Stelle des Schulleiters zu bewerben, sobald diese ausgeschrieben wird. Dafür müsse er jedoch zunächst eine Eignungsprüfung bestehen. Dass er bereits die Position des stellvertretenden Schulleiters bekleidet, habe jedoch keine Auswirkungen auf die Stellenvergabe: „Das ist ein normales offenes Bewerbungsverfahren.“