Hochsauerlandkreis. Besonders im Spätsommer sind Wespen in Scharen unterwegs. HSK-Wespenexperte Wolfgang Jenke sagt, wie viele Wespen es in diesem Jahr geben wird.
Ein Sommertag beim Grillen auf der Terrasse könnte so schön sein - wenn da nicht die Wespen wären, die besonders im Spätsommer unser treuer Begleiter sind. Sie setzen sich am liebsten auf unser Essen oder in das süße Getränk, weshalb viele die Insekten als lästig empfinden. In solchen Momenten ist ruhig bleiben angesagt. HSK-Wespenexperte Wolfgang Jenke erklärt, ob Wespen wirklich böse sind und warum die Insekten uns so nah kommen.
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In den vergangenen Sommern wurde Wolfgang Jenke zu einem Einsatz nach dem anderen gerufen und war damit beschäftigt, Wespen- oder Hornissen-Nester umzusiedeln. Das sieht in diesem Jahr anders aus: „Das Frühjahr war kalt und regnerisch. Die Wespen haben ihre Winterquartiere zu früh verlassen und es waren kaum andere Insekten unterwegs, die sonst als Nahrung dienen. Deshalb konnten viele Königinnen ihre Brut nicht ernähren und das Volk ist verhungert“, erklärt er. Durchgekommen sind daher im Hochsauerland nicht so viele Tiere wie sonst: Die Menge an Wespen, die in den vergangenen Jahren Plagen verursacht hat, gibt es diesen Sommer nicht. „Der Wespensommer hält sich 2024 in Grenzen“, so Wolfgang Jenke.
Nur zwei Arten in Deutschland unterwegs
„Die Angst kann man den Menschen kaum abgewöhnen. Dabei stoßen wir einen Geruchsstoff aus, den die Tiere mögen und besonders attraktiv finden.“
Wolfgang Jenke arbeitet selbst als Imker und trifft an seinem Bienenstand auch immer wieder auf Wespen, die sich am süßen Honig bedienen wollen. Bisher sind jedoch nur wenige davon unterwegs. Der Experte verrät, dass es eigentlich nur zwei Wespenarten in Deutschland gibt: Die Kurzkopfwespen, die sich zu 10.000 Stück vermehren und für den schlechten Ruf verantwortlich sind, tauchen erst gegen Herbst auf. „Gerade sieht man nur die Langkopfwespen, die vermehren sich aber nicht so stark. Langkopf bedeutet, dass sie einen größeren Abstand zwischen dem Kiefer und den Augen haben“, erklärt der Experte. Diese Art sei früh dran und findet deshalb genug Nahrung in der Natur wie zum Beispiel andere Insekten oder Nektar. Bis August haben die Langkopfwespen ihre Königinnen großgezogen, sodass der Schwarm sich anschließend auflöst.
Darum kommen uns Wespen so nah
„Zu dem Zeitpunkt legen die Kurzkopfwespen erst richtig los. Besonders zur Pflaumenzeit im September und Oktober sind tausende Arbeiterinnen unterwegs“, so der Wespenexperte. Warum die Insekten uns Menschen beim Grillen so aufdringlich erscheinen und sich auf unser Essen setzen, hat laut ihm eine logische Erklärung: „Die Wespen finden in der Natur nichts mehr zu essen. Sie haben natürlich Hunger und müssen ihren Nachwuchs ernähren - deshalb kommen sie uns so nah.“ Im Gegensatz zu Bienen können sie keine Vorräte anlegen und müssen daher jeden Tag auf Nahrungssuche gehen. Außerdem können Wespen laut Wolfgang Jenke sogar nützlich sein: „Sie dienen selbst als Nahrung für andere Tiere. Vögel, Mäuse und Maulwürfe können durch Wespen den Winter überleben!“
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Trotzdem bleibt bei vielen Menschen die panische Angst, wenn sie eine Wespe sehen: „Die Angst kann man den Menschen kaum abgewöhnen. Dabei stoßen wir einen Geruchsstoff aus, den die Tiere mögen und besonders attraktiv finden“, so Wolfgang Jenke. Daher heißt es Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen, wenn eine Wespe sich nähert. „Wespen sind nicht böse! Man sollte sie auf keinen Fall anpusten, das würde sie nur provozieren, sodass sie sich verteidigen wollen und im Ernstfall sogar stechen.“
Sich und sein Haus effektiv schützen
Wer sich vor den Insekten schützen will, sollte laut Wolfgang Jenke im Spätsommer auf intensives Parfum verzichten. „Wer beim Grillen draußen sitzt, kann den Wespen an einer anderen Stelle einen Futterplatz anbieten. Zum Beispiel mit Marmelade oder einem Glas Saft. Das finden die Tiere dann attraktiver und lassen uns beim Essen in Ruhe.“ Vom alten Trick, Kaffeepulver anzuzünden, rät der Experte hingegen ab: „Der Geruch vertreibt die Wespen natürlich, aber dann sitzt man selbst in dem Rauch und das ist beim Grillen eher unangenehm!“
Dass Wespen besonders gerne in Rollladenkästen nisten, haben viele Menschen schon am eigenen Haus erlebt: Dort fühlt die Königin sich sicher und kann sich in Ruhe vermehren. „Dagegen hilft Nelkenöl - das kann man im Frühjahr rechts und links an die Rollladenkästen streichen“, sagt Wolfgang Jenke. Von diesem Duft werden die Insekten gestört und fühlen sich orientierungslos. „Das Nelkenöl sollte man aber früh genug nutzen, bevor die Königin ihren Nistplatz sucht. Wenn sie vorher schon im Rollladenkasten sitzt, dann ist das Nelkenöl nutzlos.“
Hohe Bußgeldsummen bei Tötung
Das Töten der Tiere ist jedoch keine Option: Laut Bundesnaturschutzgesetz wird das Fangen, Verletzen oder Töten der Wespen in Nordrhein-Westfalen mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet. „Lediglich wenn Gefahr im Verzug ist, dann ist Töten erlaubt. Das gilt jedoch nur für Ausnahmefälle mit Handlungsbedarf, wenn gerade kein Fachmann parat ist.“ Im Normalfall wird Wolfgang Jenke als Insektenschutzbeauftragter des HSK kontaktiert, der sich dann um die Tiere kümmert und das Nest in einen Wald umsiedelt.
Der Experte warnt außerdem vor den Wespenfallen, die die Tiere in einer Flasche mit Flüssigkeit fangen und im Handel frei erhältlich sind: „Was viele nicht wissen: Es ist zwar nicht verboten diese Fallen zu kaufen, aber es ist verboten diese aufzustellen“, verrät er. Auch besonders seltene Hornissen-Arten würden sich hier verirren, die in Deutschland vom Aussterben bedroht sind und daher besonders streng geschützt werden.
Eine halbe Zwiebel leistet Abhilfe
Wer doch mal von einer Wespe gestochen wird, dem empfiehlt Wolfgang Jenke eine halbe Zwiebel auf den Stich zu legen, damit die Stelle nicht so dick anschwillt. „Ich selbst habe immer einen Heizstift am Schlüsselbund: Die Wespen stechen ein Nervengift, das Eiweiß enthält. Durch die Hitze gerinnt das Eiweiß und es entsteht keine Schwellung“, sagt er. Allergikern rät der Experte, immer ein Notfallset mit Adrenalin und Antihistamin dabei zu haben und zeitnah einen Arzt aufzusuchen, um einer lebensbedrohlichen Situation und einem allergischen Schock zu entgehen.