Hochsauerlandkreis. Krankenhäuser im Hochsauerlandkreis pochen auf rasche Korrekturen der Daten im Klinik-Atlas. Es mangele es an Transparenz, so die Kritik.

Im neu eingeführten und digital veröffentlichten Bundes-Klinik-Atlas des Bundesgesundheitsministeriums sehen Krankenhäuser in der Region Sauerland erhebliche Mängel. Die medizinische Leitung des Klinikums Hochsauerland übte in einer Pressemitteilung scharfe Kritik an der mangelnden Transparenz und teils falschen Darstellung der Versorgungsangebote.

Bundesregierung lasse die Kliniken hängen

René Thiemann, der Geschäftsführer des Maria-Hilf-Krankenhauses in Brilon wird grundsätzlich: „Während wir also noch immer mit den Folgen aus der Corona-Krise und den steigenden Inflationskosten zu kämpfen haben, lässt uns die Bundesregierung mit solchen Gesetzen hängen und gibt uns überhaupt keine Chance, unser tatsächliches Können und unsere Expertise auf einer öffentlichen Plattform darzustellen“, so Thiemann. Auch die Hochsauerlandklinik stimmt mit ein: „Der jüngst veröffentlichte Klinik-Atlas bildet das Versorgungsangebot im Hochsauerlandkreis, dem größten Flächenkreis in NRW, absolut unzureichend und in Teilen grob falsch ab. Dies kann so zu einer Verunsicherung und Fehlsteuerung von Patientinnen und Patienten führen“, warnt Dr. med. Peter Lütkes, Medizinischer Direktor im Klinikum Hochsauerland.

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Konkret bemängelt Lütkes, dass auf dem Portal ganze Leistungsbereiche des Klinikums nicht dargestellt würden. Insgesamt würden circa 10.000 Behandlungsfälle, rund ein Viertel des gesamten Versorgungsspektrums, und damit zentrale Versorgungsangebote der Region nicht aufgeführt. Dazu gehörten alle bis 2023 am Standort Marienhospital durchgeführten Leistungen der Kliniken für Innere Medizin, Neurochirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie.

„Die Versorgungsangebote sind damit aber natürlich nicht entfallen, sondern werden vollumfänglich und gebündelt am größeren und modern ausgestatteten Standort Karolinen-Hospital vorgehalten. Im Bundes-Klinik-Atlas werden die Leistungen aber nicht ausgewiesen, ganz so als wären die Kliniken geschlossen“, kritisiert Lütkes. Das betreffe beispielsweise dringend notwendige Eingriffe an Knie-, Hüft- oder Schultergelenken oder Operationen an der Wirbelsäule, am Kopf und Gehirn.

Scharfe Kritik aus Brilon

Das Städtische Maria-Hilf-Krankenhaus Brilon, am Schönschede
Das Städtische Maria-Hilf-Krankenhaus Brilon, am Schönschede © Krankenhaus | Krankenhaus

Scharfe Kritik kommt auch vom Maria Hilf Krankenhaus in Brilon. Dessen Geschäftsführer René Thiemann bezeichnete die Darstellung im Klinik-Atlas als „schlichtweg zu grob“ und befürchtete, dass Patienten dadurch in vielen Fällen sogar die falsche Entscheidung treffen könnten. „Auch im Falle unseres Hauses sind nicht alle Angaben korrekt wiedergegeben. Viele wichtige medizinische Spektren und sogar Zertifizierungen werden nicht abgebildet und kleinere Häuser wie wir durch den bestehenden Algorithmus unterdrückt.“ So werde etwa die Unfallchirurgie und Orthopädie in Brilon überhaupt nicht angezeigt. „Ganze Leistungsbereiche werden also absichtlich in der Darstellung zurückgehalten“, kritisierte Thiemann. Auch der angezeigte Pflegepersonalquotient sei nicht aussagekräftig und veraltet. „Die Personalkennzahlen wurden 2022 zuletzt abgefragt. Seitdem getätigte Investitionen und Erweiterungen wie unser neuer Herzkatheter-Messplatz werden nicht berücksichtigt.“ Thiemann moniert zudem die Voreinstellung der Option „Behandlungsfälle“, durch die selbst das Krankenhaus in Brilon bei einer Suche nach Häusern am Ort nicht zwingend an erster Stelle auftauche. „Kleinere Häuser wie wir werden durch den bestehenden Algorithmus unterdrückt. Unseren Patienten stehen die aktuellen Gegebenheiten zu, nicht die von vor zwei Jahren.“

Beide Kliniken fordern nun dringende Korrekturen im Atlas, um die versprochene Transparenz für Patienten tatsächlich zu gewährleisten. „Ziel des Klinik-Atlas ist es ja gerade, mehr Transparenz für die Patientinnen und Patienten zu schaffen. Vor diesem Hintergrund ist dieses Ziel zumindest im Sauerland nicht erreicht“, resümierte Lütkes abschließend.

Das Ministerium reagiert

Das Bundesgesundheitsministerium hat bereits auf die Kritik reagiert. So sagt Minister Lauterbach: „Die DKG hat Mängel an unserem Krankenhausatlas beschrieben. Diese Mängel sind uns bekannt. Wir haben in unserem Disclaimer darauf hingewiesen, dass wir ein Update machen. Das Update wird heute Nachmittag (Anm. d. Redaktion: 24. Mai) erfolgen. Es gab zum Teil ein paar veraltete Angaben im Bundes-Klinik-Atlas, das liegt auch zum Teil daran, dass die Meldungen der Kliniken später kommen. Auch die Suchfunktion haben wir noch einmal optimiert, es sind ein paar Punkte, die verbessert werden mussten. Aber es ist bei jedem großen IT-Projekt so, dass es in den ersten Tagen ein paar Anlaufschwierigkeiten gibt. Wir werden heute Nachmittag das Update aufspielen und die meisten Probleme sind dann behoben“, so Lauterbach. Grundsätzlich gebe der Bundes-Klinik-Atlas Informationen, die es in diesem Detailgrad schon jetzt nirgendwo anders gebe, findet der Minister. „Sie können ganz genau für einzelne Prozeduren nachlesen, welche Kliniken machen das, wie häufig und wer ist darauf spezialisiert. Das ist schon jetzt eine deutliche Verbesserung. Und der Klinik-Atlas wird als lernendes System immer besser werden“, so das Versprechen von Lauterbach.