Marsberg-Udorf. Orpe und Schleiderbicke in Marsberg-Udorf treten bei dem Starkregen vor einigen Wochen über die Ufer. Ein Besuch im Ort vier Wochen nach der Flut.

Wenn Heinrich und Barbara Aßhauer an das Jahrhunderthochwasser, das auch ihre Heimat im Sauerland traf, von vor sechs Wochen denken, verdunkeln sich ihre Mienen. „Bei uns standen nur die Garage und die Kellerräume unter Wasser,“ sagt Heinrich Aßhauer und wird demütig mit Blick auf seinen Heimatort Udorf bei Marsberg. „Wir können Gott sei Dank weiterhin in unserem Haus wohnen“, fügt seine Frau Barbara an. „Uns geht es bei weitem besser als den armen Menschen im Ahrtal und den anderen Hochwassergebieten, die alles verloren haben.“ Manche sogar ihr Leben.

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Und dennoch. Heinrich Aßhauer ist Ortsbürgermeister von Udorf. Sein Haus steht in direkter Nachbarschaft zur Orpe. Die bei weitem normalerweise kein reißender Fluss ist. Eher ein Bächlein. Das gemächlich vor sich hinplätschert. Die Schleiderbicke fließt aus Richtung Massenhausen hinter der hessischen Landesgrenze in Höhe der Orpebrücke vor der Udorfer Schützenhalle in die Orpe. „Die Schleiderbicke ist oft nicht mehr als ein Rinnsal“, sagt Barbara Aßhauer.

Orpe schwoll über drei Meter an

Vor der Orpebrücke bei der Schützenhalle direkt an der Landesgrenze zu Hessen fließt die Schleiderbicke in die Orpe. bei dem Hochwasser schwoll auch die Schleiderbicke an und überflutete Straße und Felder.
Vor der Orpebrücke bei der Schützenhalle direkt an der Landesgrenze zu Hessen fließt die Schleiderbicke in die Orpe. bei dem Hochwasser schwoll auch die Schleiderbicke an und überflutete Straße und Felder. © Unbekannt | Annette Dülme

Die Frau des Ortsbürgermeisters ist gebürtige Udorferin. Die Regenmassen und das folgende Hochwasser vom 14. auf den 15. Juli lassen sie noch erschaudern. Die Orpe schwoll von jetzt auf gleich über drei Meter an und überflutete die angrenzenden Felder, Wiesen und Gärten. Hinzu kamen die Wassermassen aus der Schleiderbicke. Auch die Schleiderbicke trat weit über ihre Ufer und überflutete Straßen, Wiesen und Äcker.

Das Wasser stand bei dem direkten Nachbarn der Aßhauers bis weit in den Garten hinein, bei dem nächsten direkt bis an die Terrasse. Insgesamt waren bei sechs Anwohnern der Orpe das Wasser in die Keller gelaufen. Auch weil die Kanalisation die vielen Regenmengen einfach nicht fassen konnte.

Für solche Fälle soll eigentlich ein Überlauf dafür

Im Orpetal

Udorf liegt im Orpetal auf der Erlinghauser Plate in einer ca. mit Wiesen und Äckern zwischen Canstein und dem hessischen Kohlgrund.Vor der Grenzbegradigung vor 12 Jahren führte die Landesgrenze direkt durch die Schützenhalle. Die Toilettenanlage lag auf hessischem Grund, ebenso der Sportplatz, der Friedhof und das Ehrenmal.Durch Udorf fließen die Orpe und die Schleiderbicke.

sorgen, dass das Regenwasser direkt in die Orpe abgeleitet wird. Nur trug die Orpe so viel Wasser, dass die Klappe des Überlaufrohres sich nicht öffnen konnte. Das Regenwasser wurde zurückgedrückt. 

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Keller, Gärten und Felder überflutet

In Udorf trat die Orpe über die Ufer. Die Feuerwehr sicherte mit Sandsäcken die Wassermassen ab, der Wasserförderzug des HSK war zum Abpumpen hinzugezogen worden.
In Udorf trat die Orpe über die Ufer. Die Feuerwehr sicherte mit Sandsäcken die Wassermassen ab, der Wasserförderzug des HSK war zum Abpumpen hinzugezogen worden. © Feuerwehr Marsberg | Feuerwehr Marsberg

Fast einen halben Meter hoch stand das Wasser bei dem Ortsbürgermeister im Keller und den anderen fünf Anwohnern auch. Die Marsberger Feuerwehr war mit mehreren Einheiten und über 200 Einsatzkräften die Nacht über dort im Einsatz, um mit mehreren hundert Sandsäcken die Wassermassen von den Häusern fernzuhalten. Gleichzeitig wurden die vollgelaufenen Keller ausgepumpt.

Auch der Wasserförderzug des HSK war vor Ort. Wie berichtet, wurden rund 8000 Liter Wasser in der Minute mit Hochleistungspumpen aus den Überschwemmungsgebieten wieder zurück in die Orpe gepumpt.

Das Bett der Schleiderbicke ist vom Hochwasser ausgewaschen. Eine Weide brachten die Fluten zu Fall.
Das Bett der Schleiderbicke ist vom Hochwasser ausgewaschen. Eine Weide brachten die Fluten zu Fall. © Annette Dülme | Annette Dülme

„Wir haben die ganze Nacht das Wasser aus dem Keller und der Garage geflitscht und hatten alles soweit wieder in Ordnung gebracht, als wir uns endlich etwas hinlegen konnten“, erzählt Barbara Aßhauer. „Als ich am nächsten Morgen im Keller nachschauen will, ist alles wieder vollgelaufen“, fügt Heinrich Aßhauer an. Die Arbeit begann vorn vorne und sollte sich noch einmal wiederholen.

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Jetzt vier Wochen später ist das Ausmaß des Hochwassers noch gut sichtbar. Das Wasser ist zwar aus den Kellern heraus. Aber sonst ist bei den Aßhauers noch nichts weiter geschehen. Sie warten noch darauf, dass ihre Versicherung den Schaden überhaupt begutachtet. „Wir haben zum Glück eine Elementarversicherung, die auch den Wasserschaden abdeckt“, so die Aßhauers erleichtert. Die Trocknungsfirma war schnell vor Ort und hat ein Angebot für die Versicherung erstellt. Die Aßhauers rechnen mit einem Schaden so um die 16.000 Euro.

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Schäden noch nicht behoben

In der vergangenen Woche war die untere Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises in Udorf, um die Schäden aufzunehmen. Die Uferböschungen der Orpe sind teilweise weggebrochen. An der Einmündung der Schleiderbicke in die Orpe hinter der Brücke sind Steine aus dem gemauerten Einmündungsbereich herausgespült worden. Eine Trauerweide mit einem Stammumfang von mindestes eineinhalb Metern liegt entwurzelt quer über der jetzt wieder gemächlich dahinfließenden Schleiderbicke.

Bei dem Hochwasser stieg der Pegel der Orpe bis über die Uferböschung hinaus und überflutete Felder und Gärten.
Bei dem Hochwasser stieg der Pegel der Orpe bis über die Uferböschung hinaus und überflutete Felder und Gärten. © Annette Dülme | Annette Dülme

Ortsbürgermeister Aßhauer hofft, dass sich nun etwas in der Schadensbeseitigung tut und Vorsorgemaßnahmen in Bezug auf solche Extremwetterlagen überdacht werden. Das ist kein leichtes Unterfangen. Udorf liegt direkt an der hessischen Landesgrenze. Heinrich Aßhauer: „Wir haben es hier mit gleich drei Diemel-Wasserverbänden zu tun: Dem aus Marsberg, aus Arolsen und Warburg.“ Dementsprechend verteilen sich auch die Zuständigkeiten.