Hochsauerlandkreis. Nach der Flutkatastrophe: Karte zeigt, wo die Hochwassergefahr in Brilon, Winterberg, Marsberg und Co sehr groß ist. Eine Risikoanalyse im HSK:
Nach der Flutkatastrophe sitzt der Schock tief. Der Klimawandel und seine Folgen sind in der Heimat spürbar geworden – direkt und unmittelbar. Und so liegt die Frage nah, ob ein ähnlicher lokaler Starkregen auch im Hochsauerlandkreis verheerenden Schaden durch Hochwasser und Flut anrichten kann. Der Kreis und die sechs Städte Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg im Altkreis Brilon wagen den Blick auf Risiken.
Der Hochsauerlandkreis
Die Analyse des Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen zeigt, dass Überschwemmungsgebiete in den Blick genommen werden. Gerade entlang der Ruhr ist die Gefahr eines Hochwassers hoch, aber auch die Diemel ist in ihrem Verlauf nicht ungefährlich. Andreas Caspari vom Wassermanagement des Hochsauerlandkreis erklärt: „Das Hochwasserrisikomanagement des Landes NRW zeigt, wo Maßnahmen für den Hochwasserschutz nötig wären.“ Unter technischem Hochwasserschutz verstehe man Dammbauten oder Verschlusssysteme. Wichtig im Zuge der Hochwasserbekämpfung sei auch die Renaturierung der Gewässer, die schon seit einiger Zeit vom Bund gefördert wird. „Gerade im Bereich der Ruhr in Arnsberg wurde durch die Renaturierung ein breiter Korridor geschaffen, der die Fließgeschwindigkeit bei Starkregen bremst.“
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Brilon
„Von Überschwemmungen besonders gefährdet sind stark versiegelte Baugebiete, Innenstadtbereiche, Gebäude in Geländesenken, Straßen ohne Wasserführung durch Bordsteine, Hauskeller und Tiefgaragen“, so Gabriele Vössing, Sprecherin der Stadt Brilon. Sie erklärt, dass in der Vergangenheit viele Maßnahmen zum Hochwasserschutz getroffen worden seien. So wurde die Hoppecke vollständig von Wehren und Abstürzen befreit, viele Bereiche renaturiert. Die Möhne sei unterhalb der Kernstadt auf langen Strecken renaturiert. In mehreren Ortschaften sollen 160.000 Euro in Rückhaltemöglichkeiten investiert werden. „Die laufenden und zukünftigen Planungen werden sicher um die Betrachtungen von Extremereignissen ergänzt“, so Gabriele Vössing.
Marsberg
Dirk Hartmann von der Stadt Marsberg betont: „Gefahren bestehen grundsätzlich in Gewässernähe, auch an kleineren Gewässern. Nach Hochwasserereignissen wurden bereits in den 70er Jahren die Hoppecke in der Ortslage Beringhausen, die Diemel in der Ortslage Niedermarsberg und die Orpe bei Udorf eingedeicht.“ Eine Überprüfung der Deiche durch ein Fachbüro sei aktuell (bereits vor den Unwetterereignissen) beauftragt worden. Vom Diemelwasserverband wurden Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, so noch in diesem Jahr an der Diemel nahe der WEPA. Weitere Renaturierungen befinden sich in der Planungsphase.
Olsberg
Die Stadt Olsberg sieht überall dort, wo offenes Gewässer in den Ortslagen verrohrt ist, Gefahren für Hochwasser. Das betreffe vor allem kleinere Bäche, die seit den sechziger und siebziger Jahren in Rohren verlaufen. Seit 2007 ist bereits geregelt, dass regelmäßige Kontrollen stattfinden müssen, ob die Zuläufe frei sind, sich dort also das Wasser nicht stauen kann. „Großen Wert legt die Stadt Olsberg auf Renaturierung. Die gesamte Ruhraue ist bereits renaturiert“, so Angelika Beuter, Pressesprecherin der Stadt Olsberg. „Auch an der Neger unterhalb von Wulmeringhausen sowie im Rahmen der Gierskopp-Umgestaltung im Kurpark Dr. Grüne wurde bereits Ausdehnungsfläche geschaffen.“ Aktuell laufe ein Antrag für das Gierskopp-Tal. Die Stadt betont allerdings, dass die Mitarbeiter der Anlieger an den Bächen und Flüssen wichtig sei. Ablagerungen wie Grünschnitt könnten an diesen Orten schnell gefährlich werden.
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Winterberg
„Mögliche Gefahrenpunkte sehen wir bei den Flussläufen in unserer Stadt“, teilt eine Sprecherin der Stadt Winterberg mit. In den vergangenen Jahren wurden in der Stadt mit entsprechenden öffentlichen Zuschüssen schon einige Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung sowie des Hochwasserschutzes an Gewässern durchgeführt. Hierunter fallen zum Beispiel der Rückbau von Querbauwerken/Wehren an „Neger“, „Namenlose“ und „Ruhr“ oder der Erwerb einer Grundstücksfläche, um mehr Platz für die Rückhaltung von Wasser zu schaffen. „Neben den bereits durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen sind wir dabei, weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität sowie des Hochwasserschutzes an der „Ruhr“ im Ortsteil Niedersfeld durchzuführen.“
Medebach
„Zuerst einmal schaue ich mit viel Mitgefühl in die betroffenen Regionen und hoffe, dass die nun angelaufenen Hilfen schnell und zielführend ankommen. “, sagt Thomas Grosche, Bürgermeister von Medebach. In seinem Stadtgebiet sieht er keine akuten Gefahren für ein derartiges Hochwasser. „Bisher sind Probleme, wenn überhaupt, punktuell aufgetreten.“
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Hallenberg
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In der Vergangenheit sei in Hallenberg die Nuhne bis auf zwei kleine Wehre renaturiert worden, das erklärt Volkhard Kunst vom Umweltamt der Stadt Hallenberg. Die Durchgängigkeit sei flächig hergestellt worden und es bestehe keine größere Gefahr für ein Hochwasser – „ausgenommen an Brücken, wenn Wassermassen nicht mehr durch die Rohre ablaufen können und sich stauen.“ Er sieht Gefahren aber vielmehr im Abtrag des Waldes – „Das kann zu massiven Erdrutschen führen.“