Winterberg. Drei Monate lang für neun Euro Bahnfahren. Touristische Ziele wie Winterberg müssen mit vielen Reisenden rechnen. Experten macht das Sorgen
Von Juni bis Ende August dieses Jahres sollen Fahrgäste nach Plänen der Bundesregierung im Nah- und Regionalverkehr für neun Euro pro Monat fahren dürfen. Doch jetzt schlagen der Gesamtbetriebsrat der DB Regio und der Fahrgastverband Pro BahnAlarm. Sogar von einem möglichen Chaos an den Bahnhöfen ist die Rede: Sie befürchten einen Ansturm insbesondere auf Ferienregionen wie Winterberg. Um Verspätungen und überfüllte Züge zu vermeiden, fordert der Betriebsrat deshalb zusätzliches Personal an den Bahnhöfen.
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Auswirkungen sind nicht auszuschließen
Man wisse noch nicht, wie stark die Bahnverbindung nach Winterberg von diesem Angebot betroffen sei. Auswirkungen könne man aber sicherlich nicht ausschließen, sagt Uli Beele, Pressesprecher des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL). In der Vergangenheit habe es immer wieder mal Aktionen mit vergünstigten Tickets gegeben. Das Ergebnis sei immer das gleiche gewesen: teil überfüllte Züge. „So etwas erzeugt vor allem im Freizeitbereich eine hohe Ticketnachfrage“, sagt Beele.
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Mit solchen Angeboten spreche man diejenigen Kunden an, die so gut wie nie oder selten die Bahn nutzen würden. Die Bahnstrecke von Dortmund nach Winterberg sei besonders von Ausflüglern an den Wochenenden stark nachgefragt. Dem trage man schon jetzt Rechnung, indem man an diesen Tagen stündlich einen Zug einsetze. Unter der Woche bediene man die Strecke dagegen nur alle zwei Stunden. Eine weitere Kapazitätssteigerung sei aber nicht so einfach.
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Alleine die Länge der Bahnsteige begrenze schon die Zahl der Waggons, die man an die Züge zusätzlich anhängen könne. Natürlich bereite man sich hinter den Kulissen auf mögliche Szenarien und Strategien vor. Doch die Palette an Möglichkeiten sei begrenzt, so Beele. Möglicherweise könne man beispielsweise für den Notfall eine Busflotte am Dortmunder Hauptbahnhof bereithalten, um zu Spitzenzeiten die Züge zu entlasten.
Forderung nach mehr Personal
So habe man das beispielsweise bei der Eröffnung des Rothaarsteigs praktiziert, sagt Beele. Nachteil: „Das ist natürlich sehr teuer“, so der Pressesprecher. Da besonders im Sommer viele mit dem Fahrrad anreisen würden, müsse man auch einkalkulieren. Die Fahrradmitnahme müsse man aber extra bezahlen und sei in dem Ticket nicht inkludiert, sagt Beele. Die Forderung nach mehr Personal an den Bahnhöfen sei außerdem „nachvollziehbar“. Dies liege aber alleine im Verantwortungsbereich der Deutschen Bahn.
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Auch der NRW-Pressesprecher vom Fahrgastverband Pro Bahn warnt: „Auf einer so typischen Touristenverbindung wie der nach Winterberg muss man mit deutlichen Problemen rechnen“, sagt Lothar Ebbers. Das der der Zeitraum der vergünstigten Tickets in NRW ausgerechnet in die gesamte Ferienzeit falle, werde die Situation auch unter der Woche erschweren. Bauarbeiten an der Strecke könnten für weitere Probleme sorgen.
Die Deutsche Bahn will sich aber auf WP-Nachfrage nicht zu konkreten Fragen äußeren. Ein Bahnsprecher verweist auf die Zuständigkeit der NWL. Ansonsten verweise man darauf, dass das 9 Euro-Ticket ein klares Signal dafür sei, „dass wir in Deutschland mutig die Mobilitätswende angehen, um einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, so der Sprecher in seinem Statement. Man begrüße es natürlich, wenn vermehrt Menschen Bahnen und Busse nutzten. „Die Fahrgäste in Zügen, S-Bahnen und Bussen von DB Regio werden selbstverständlich vom 9 Euro-Ticket profitieren.“
Insbesondere bei den Fernreisezielen, wie Nord- und Ostsee oder auch im Alpenraum, sei diese Sorge sicherlich berechtigt, so die Pressesprecherin der Stadt Winterberg, Linda Brieden. Hier in Winterberg dagegen werde das 9-Euro-Monatsticket aufgrund der aktuellen Taktung nicht zu einer Überlastung der Ferienregion führen, so Brieden. Sollte die Bahnanreise insgesamt attraktiver werden, würde das Monatsticket sogar helfen, zum einen den CO2 Abdruck zu senken und die Straßen bei der Anreise entlasten.
Bürgermeister hätte eine andere Idee favorisiert
Das gelte dann auch für den klassischen Sonntagsausflug, der dann mit der Bahn erfolgen werde. Allerdings stelle sich, so die Pressesprecherin, die Frage, ob das auch nach Auslaufen des Projektzeitraums weiterhin der Fall sei. Diese Situation sei aufgrund der aktuellen Taktung des Bahnverkehrs keine „Herausforderung“ für das Rathaus, zumal Bus und Bahn wichtige Säulen des Mobilitätskonzeptes der Stadt und des Kreises sind.
Bürgermeister Michael Beckmann hätte trotzdem eine andere Idee favorisiert: „Das 9-Euro-Monatsticket ist für die Ballungsräume an Rhein und Ruhr sicher eine gute Initiative. Allerdings wäre es für den ländlichen Raum besser gewesen, mehr Geld für Fahrzeuge, bessere und längere Taktungen zur Verfügung zu stellen. Dann hätten alle etwas davon gehabt“, sagt der Bürgermeister.
Die Bahnanreise und -abreise für Gäste und das Berufspendeln mit der Bahn werde sicher zukünftig weiter an Bedeutung zunehmen. Daher sei Winterberg aktuell mit dem Bahnanschluss und dem Bahnhof gut aufgestellt.“