Hochsauerlandkreis/Winterberg. Die teuren Schnelltests stellen besonders die Touristenregion Winterberg vor Probleme. Denn: Viele Teststellen im HSK ziehen die Reißleine.

Die Zeit der kostenfreien Tests ist vorbei. Die Ministerpräsidentenkonferenz hat beschlossen, dass Bürgerinnen und Bürger ab dem 11. Oktober für eine Testung bezahlen müssen. Viele Fragen sind noch ungeklärt – auch, wie viel so ein Test kosten wird. Klar ist jedoch: Die neue Regelung stellt nicht nur Teststellen vor Herausforderungen sondern auch die Touristenregion Winterberg, in der die Testungen umso wichtiger sind, wenn Gäste die Innengastronomie oder Hotels besuchen wollen während die Inzidenz über 35 liegt. Wenn Tests also Geld kosten oder keine Teststellen mehr bestehen – wie kann die Wintersportsaison dann stattfinden?

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Sand im Getriebe des Tourismus

Die Teststelle in Olsberg wird wohl schließen - wegen kostenpflichtiger Tests
Die Teststelle in Olsberg wird wohl schließen - wegen kostenpflichtiger Tests © Unbekannt | Joachim Aue

In Winterberg wird wieder auf einen guten Winter gehofft, der Touristen auf die Skipisten lockt. Damit würden auch viele Negativ-Testergebnisse einhergehen, die zwar gebraucht, aber eventuell nur schwer zu bekommen sind, weil das Testangebot in Deutschland reduziert wird. „Wenn die Nachfrage nach Schnelltests das Angebot übersteigt, würde das für Sand im Getriebe sorgen. Wir versuchen mit unseren Partnern, das Testangebot perspektivisch aufrecht zu erhalten“, sagt Winfried Borgmann, Tourismusmanager in Winterberg. Die Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH betreibt die Drive-In Station am Oversum.

Stefanie Prisco betreibt den Indoor-Spielplatz Monkey Island in Winterberg – einen von vier Indoor-Spielplätzen, für die sie zuständig ist. Seit geraumer Zeit bietet sie dort auch Bürgertestungen an. Ab dem 10. Oktober will sie aber das Testangebot ruhen lassen. Die Ministerpräsidentenkonferenz hat sie enttäuscht. „Das Tests jetzt kostenpflichtig werden ist ein Riesenproblem für Touristenregionen wie Winterberg.“ Blieben die Teststellen auf, könne man nicht wirtschaftlich kalkulieren, wie viele Menschen das Angebot nutzen werden. „Was ist, wenn ein Test mal angenommen 12,50 Euro kostet, aber innerhalb von fünf Stunden nur fünf Menschen kommen? Auf gut Glück kann man nicht kalkulieren.“ Dazu kämen Kosten für die Infrastruktur, die Mitarbeiter, die abgestellt werden müssen. Und die Bürokratie. „Es lohnt sich nicht, de Teststelle offen zu halten. Gleichzeitig ist es ein Problem, wenn im Winter die Touristen kommen und keine Teststellen da sind.“

Die ganze Welt urlaubt in Winterberg

Ihr Mitarbeiter stimmt ihr zu: In der Teststelle sei seit geraumer Zeit zwar kein positives Testergebnis mehr aufgetaucht, allerdings werden laut Martin Gadk die Teststellen in einem Touristenort wie Winterberg dringend benötigt. „Winterberg ist eine Drehscheibe für zahlreiche Menschen in Deutschland. Ich habe letztens erst einen Tag selbst getestet und ausgeholfen und die ganze Welt macht Urlaub in Winterberg, es ist der Wahnsinn, wie bekannt Winterberg ist. Das Dubai Deutschlands“, fügt er augenzwinkernd hinzu.

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Stefanie Prisco hatte ohnehin auf andere Nachrichten gehofft, wenn sie den Betrieb ihres Indoor-Angebots in den Blick nimmt. „Wir hatten erwartet, dass nicht mehr die Inzidenz entscheidend sein wird, sondern auch Faktoren wie die Krankenhausbelegung oder Todesfälle. Dass wieder die Inzidenz von 35 entscheidend sein soll, damit haben sie den Freizeiteinrichtungen keinen Gefallen getan.“

In Olsberg wird die Teststelle schließen

Stefan Erber betreibt die Teststelle am Aqua Olsberg zusammen mit Steffen Malessa, Inhaber vom Eventbüro Malessa. Die beiden sind sich sofort einig: „Ab dem 10. Oktober machen wir unsere Teststelle voraussichtlich zu.“ Zu groß sind die Hürden, die mit den kostenpflichtigen Tests einhergehen. Wie beispielsweise ein Kassensystem, das vom Finanzamt geprüft werden muss. „Allein dieses System würde uns 2000 bis 4000 Euro kosten“, sagt Stefan Erber. Auch die Überprüfung derjenigen, die nicht geimpft werden dürfen und einen kostenfreien Test bekommen sei zu kompliziert zu händeln. „Bei Kindern erkennt man das noch am Alter, aber sonst?“ Außerdem müsse er einen Mindestumsatz generieren, um die Fixkosten zu decken, Mitarbeiter und Infrastruktur zu bezahlen. „Das alles ist kaum kalkulierbar und Geld mit den Tests zu verdienen war nicht in unserem Sinne. Ich habe das alles so blauäugig gestartet, mich am Anfang verschuldet, nochmal setze ich mich nicht in die Nesseln.“

Allerdings: Die Teststelle könnte weiter betriebe werden. „Einige Menschen wollen ihre Hilfe anbieten, sich einklinken. Wir stecken in einem Entscheidungsprozess.“ Wie es weitergeht bleibt unklar. Stefan Erber ist eigentlich Intensivpfleger. „Die klare Botschaft hinter den neuen Regeln ist ja, sich impfen zu lassen und das liegt auch in meinem Interesse.“