Hochsauerlandkreis. Der Quadunfall von Michael Ballacks Sohn schockiert. Auch im Hochsauerlandkreis gab es schwere Unfälle. Das macht das Quadfahren so gefährlich.

Der tödliche Unfall des Sohnes des ehemaligen Fußballnationalspielers Michael Ballack sorgte in der vergangenen Woche für Schlagzeilen. Der 18-Jährige starb, während er ein Quad fuhr. Immer wieder sind die Boliden in Unfälle verstrickt - häufig mit fatalen Folgen. Auch im Hochsauerlandkreis kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen. Viele Experten warnen vor dem leichtfertigen Umgang mit den Fahrzeugen. Eine Unternehmerin aus dem Sauerland/Upland hat sogar deswegen ihr Geschäftsmodell geändert.

Weshalb sind Quads denn so gefährlich?

Das liegt unter anderem an der Bauweise der Fahrzeuge, schreibt der ADAC. Sie verfügen nicht über eine schützende Fahrgastzelle, die die Energie eines Aufpralls aufnehmen kann, der Fahrer droht abgeworfen zu werden oder mit dem Quad umzukippen.

Tragische Unfälle

Besonders tragisch war 2017 der Unfall des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt Hallenberg. Der 44-Jährige verunglückte mit einem Quad in einem Waldstück tödlich.

An Pfingsten 2020 starb eine 32-jährige Frau auf der Landstraße zwischen Hildfeld und Niedersfeld als das von ihrem Mann gelenkte Fahrzeug auf ein stehendes Auto prallte.

Das liegt unter anderem an der Bauweise der Fahrzeuge. Sie verfügen nicht über eine schützende Fahrgastzelle, die die Energie eines Aufpralls aufnehmen kann, der Fahrer droht abgeworfen zu werden oder mit dem Quad umzukippen.

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Im Altkreis Brilon gab es im Jahr 2020 vier Unfälle, sagt der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde des Hochsauerlandkreises, Sebastian Held. Insgesamt lautet die Bilanz des vergangenen Jahres für den gesamten Hochsauerlandkreis: acht Unfälle. Dabei kam ein Mensch ums Leben, zwei wurden schwer, vier nur leicht verletzt. In diesem Jahr gab es zwei Quad-Unfälle.

Vor diesen Fehlern warnen Experten

Dagegen ist die Zahl der zugelassenen Quads im Hochsauerlandkreis rückläufig, wie dessen Pressesprecher Martin Reuther mitteilt. 2018 waren noch 342 angemeldet - in diesem Jahr sind es nur noch 313.

In der Regel wird das Mobil zum Spaßhaben genutzt. Das Sauerland bietet sich besonders für Spaßtouren an. Schließlich gibt es in unserer Region viele Wälder, Wiesen und die Berge sorgen für einen weiteren Kick. Das lockt auch viele Quadbesitzer aus anderen Landesteilen an.

Dabei warnen Experten vor diesen Fehlern: „Das Problem ist, dass sich das Quad für viele Fahrer wie ein Auto anfühlt. Die meisten haben keine Erfahrung mit dem Fahrzeug und wollen einfach nur Spaß haben. Die unterschätzen die Gefahr“, sagt der Pressesprecher des Allgemeinen Automobilclub Deutschland (ADAC) Westfalen, Tobias Scheffel. Die geringe Erfahrung der meisten führe zu Unfällen.

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Das sieht Nicole Görlich auch so. Ihr Unternehmen UplandQuad in Willingen bietet geführte Quad-Touren an. Das größte Problem sei die Selbstüberschätzung der Fahrer, sagt sie. Man müsse immer hochkonzentriert bei der Sache sein. Dabei sehe sie auch immer wieder einen Geschlechterunterschied. Männer würden oft zu riskanteren Manövern neigen. Frauen dagegen wollten es sich oft nicht eingestehen, dass ihnen gegen Ende einer langen Tour über Wald- und Wiesen die Kräfte ausgingen.

„Es gab zu viele Unfälle“

Da Quads aufgrund des kurzen Radstands oft nervös auf Lenkimpulse reagieren, sind dies große Gefahrenquellen, warnt der ADAC. „95 Prozent aller Unfälle resultieren aus Fahrfehlern“, ist sich Görlich sicher. Aufgrund dieser Erkenntnis habe sie für sich Konsequenzen gezogen - seit 2013 kann man bei ihr keine Quads mehr leihen. „Es gab einfach zu viele Unfälle. Deswegen habe ich mich entschieden, nur noch geführte Touren anzubieten“, sagt sie.

Wunderbarer Adrenalinausstoß

Dabei ist es der Unternehmerin wichtig, vor den Touren eine gründliche Einweisung zu geben. Jetzt käme es bei ihr maximal zu drei Unfällen im Jahr. Dies seien zumeist kleinere Auffahrunfälle, sagt sie. Bei der ganzen Diskussion um die Sicherheit sei es ihr aber auch wichtig zu betonen, welche großen Spaß das Quadfahren mache, wenn man sich an die Regeln halte. „Ich kann Quad das ganze Jahr über fahren und der Adrenalinausstoß ist dabei einfach wunderbar“, sagt sie.