Brilon. Upcycling: Theresa Becker aus Brilon macht aus Retro-Kommoden Badezimmermöbel. Ihr Unternehmen Everlasting Oak startet durch – bei Instagram.
Omas Kommode, die stets auf dem Speicher vollstaubte und plötzlich in die Hände der Enkel fällt, wird bei „Everlasting Oak“ zu einem Hingucker im Bad. Das Unternehmen, das zur Haustechnik Karl Becker in Brilon gehört und federführend von seiner Tochter Theresa Becker gegründet wurde, hat sich dem Upcycling verschrieben. Also dem Wiederverwerten und Aufbereiten alter Dinge – anstatt diese zu entsorgen. Nachhaltiger geht es nicht – und leidenschaftlicher ebenfalls nicht, denn Theresa Becker hat viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt.
Everlasting Oak Brilon: Nach Übernahme das neue Projekt gegründet
Schon im Schaufenster steht ein alter hölzerner Sekretär. Darauf ein weiß-glänzendes Waschbecken. Theresa Becker kommt die Stufen zum Vorraum hinunter. An den Augen über der Maske sieht man, dass sie freudig lächelt – und für das Projekt brennt. 2017 hat sie die Firma ihres Vaters übernommen, gemeinsam mit ihrem Mann Markus Reermann. Gleich ist ihr klar, sie will etwas Besonderes starten um nicht mehr nur die bestehenden Kunden anzusprechen, sondern auch weitere Menschen auf sie aufmerksam zu machen. Sie gründet „Everlasting Oak“.
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„Ich wollte immer fürs Schaufenster so eine schöne Holzplatte auf der ein Waschbecken montiert ist“, sagt sie. „Für solche Eichenplatten bezahlt man manchmal utopische Summen und als ich ein altes Stück Holz entdeckt habe, hab ich einfach zu Papa gesagt: Mal mal.“ Sie lacht. Ihr Vater bereitet das Holz auf, schleift es ab, lackiert es. Immer mehr Kunden wünschen sich so einen Waschtisch. „Wir machen alles nach Kundenwunsch“, sagt Theresa Becker und scrollt durch ihr Smartphone. Sie zeigt Bilder von Waschtischen auf dicken Holzplatten. Bilder von hölzernen Weinständern und Teelichtern. Theresa Becker ist immer auf der Suche nach Material, das sie upcyceln kann. „Ich bin immer auf der Suche nach etwas Altem. Ich schaue bei Ebay-Kleinanzeigen nach Holz. In Meschede hab ich schon einen richtigen Trödler, bei dem ich mir viel Material holen kann. Die Beschaffung sei das interessanteste an ihrem Beruf. „Am Edersee hab ich schon mal eine Werkbank geholt, aufbereitet und zu einem Waschtisch machen lassen.“ In Willingen soll das Unternehmen bald eine Sauna aufbereiten – dafür sucht sie noch Material.
Theresa Becker bezeichnet sich selbst als kreative Eiche des Unternehmens
Manchmal entwirft sie selbst ihre Ideen. Sie sagt: „Ich bin die kreative und die kaufmännische Eiche, ich mache die Zeichnungen und sage, wie ich das haben will. Die beiden alten Eichen, mein Papa und mein Mann, die machen alles möglich.“ Zusammen sind sie „Everlasting Oak“ – Immerwährende Eichen.
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Irgendwann verselbstständigt sich das Projekt der Familie – gerade wegen Instagram. Sie beginnt, deutschlandweit auszuliefern. An der Weser bestellt ein Gastronom ein Waschbecken auf einer alten Holzscheibe, die Theresa Becker auf dem Trödel gefunden hat und gestaltet damit sein Gäste-WC. „Ich hab sogar mal nach München geliefert, an eine ältere Dame. Die hat gesagt – Theresa, du musst teurer werden.“ Sie lacht. „In München bezahlt man sehr viel mehr für das Upcycling oder ähnliche Waschtische. Aber ich denke, wir sind Sauerländer, wir müssen auf dem Boden bleiben.“ Ein Waschbecken auf breiten Holzbohlen kann um die 400 Euro kosten, je nach Projekt kann es günstiger oder teurer sein. Material und Zeitaufwand machen den Preis.
Möbel mit Geschichte aus Brilon: Omas Kommode wird zum Waschtisch
Theresa Becker macht es unglaublich viel Spaß, all diese Ideen zu planen und zu realisieren. Überall gebe es was anderes zu entdecken. Mal bekäme sie alte verstaubte Bohlen von irgendeinem Speicher, mal altes Holz aus einem Fachwerkhäuschen aus Meschede. „Ich mag natürlich den Nachhaltigkeitsgedanken, aber besonders, dass in den Möbel dann eine Geschichte steckt. Wenn ich normale Pressmöbel bestelle, dann sind die eben nach acht Wochen da. Aber alte Bohlen oder ein alter Nähmaschinen-Tisch hat eine Geschichte.“ Theresa Becker scrollt noch einmal durch ihr Handy und zeigt dann das Bild eines Badezimmers. Hingucker hier: Die breite große Holz-Kommode mit Waschbecken darauf. „Das sind ganz junge Kunden, die sich ihr Bad im Retro-Stil einrichten. Die Kommode gehörte ihrer Oma und wahrscheinlich hat man sie hunderte Male angeschaut und gedacht: Oh man. Und jetzt steht sie im Bad. Das ist auch ein emotionaler Punkt.“