Olsberg. Ein VW T5 wird zum Camper: Lena Vorderwülbecke aus Olsberg hat einen Bulli umgebaut – fast allein und Low Budget. Was sie dafür ausgegeben hat.
Lena Vorderwülbecke (22) aus Olsberg liebt es, allein unterwegs zu sein. Nur für sich durch die Wälder zu wandern, ohne viel Gepäck. Neue Landschaften und Orte entdecken. Das will sie mit ihrem weißen VW T5, einem alten Handwerker-Bulli. Auf den paar Metern der Lagerfläche hat sie sich eingerichtet – einen eigenen Camper der alles hat, was man auf Reisen braucht. Viel Geld hat sie dafür nicht in die Hand genommen.
Olsbergerin gestaltet alten VW T5 um - sie will damit reisen
Lena Vorderwülbecke schiebt die Seitentür des VW auf. Sie zeigt auf die weiße Lackierung. „Bald möchte ich Berge darauf folieren. Erst habe ich an Palmen gedacht, aber Palmen im Sauerland, das passt einfach nicht“, sagt sie. Hinter der Schiebetür ist ein gemütliches Bett, mit Felldecke und Kissen und einer weichen Matratze. Daneben schließt sich eine kleine Küche an. Waschbecken mit fließend Wasser, Campingkocher mit einem kleinen Topf darauf und eine Kühlbox. An der Wand Regale mit zwei Tassen und einem Korb in dem eine Zahnbürste steckt. Neben den Reglern für die Elektronik hängt ein Magnet vom Mummelsee im Schwarzwald. An der Windschutzscheibe ein Traumfänger. Beides Mitbringsel ihrer ersten Reisen mit dem Van.
Gemeinsam mit ihrem Vater arbeitet sie an dem Bulli
So gemütlich sah der Van nicht immer aus. „Als ich ihn gekauft habe, war er ein Malerfahrzeug, komplett nackig, typische Roststellen. Wir haben ihn behandelt, lackiert und alles gedämmt“, erzählt Lena Vorderwülbecke. Wir, damit meint sie ihren Vater und sich selbst. Drei Wochen haben sie gemeinsam an dem Wagen gearbeitet. „Erst war mein Vater nicht so richtig begeistert von der Idee, aber bisher hat er sogar den längsten Urlaub mit dem VW gemacht“, sagt Lena Vorderwülbecke. 8000 Euro hat sie für den Bulli ausgegeben. Zahnriemen muss gemacht werden, ein Ölwechsel. Insgesamt kosten die Reparaturen rund 600 Euro. Außen ersetzt sie Kleinigkeiten wie Blinker und Kennzeichenhalterung und bessert die Lackierung aus. Auf dem Boden legen ihr Vater und die Olsbergerin einen schicken PVC-Boden aus. Aus altem Palettenholz baut sie ein ausziehbares Bett, dass den hinteren Teil des Bullis komplett ausfüllt.
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Die Elektronik ist schwieriger. Lampen müssen angebracht werden, Kabel verlegt. Lena Vorderwülbecke öffnet die Sitzfläche des Beifahrersitzes. Dort ist der Kabelsalat mit samt Versorgerbatterie versteckt. Insgesamt ca. 1150 Euro hat sie für den Umbau ausgegeben – ein Schnäppchen im Vergleich zu dem, was andere für den Umbau ihres Vans ausgeben.
@lenasvanlife - hier teilt die Olsbergerin Eindrücke via Instagram
Es ist ein Trend, besonders auf der Plattform Instagram, Vans umzubauen und damit auf Reisen zu gehen. Minimalismus, Nachhaltigkeit, der Traum von Freiheit. Viele wollen ihn leben und teilen Fotos und Videos von diesem Gefühl. Auch Lena Vorderwülbecke teilt Fotos via @lenasvanlife auf Instagram, ohne das Ziel Influencer zu werden. Sie hat Spaß an Fotografie und teilt dort Eindrücke von ihren Ausflügen. Sie hatte schon immer diesen Gedanken. Den eigenen Van, einfach starten wann immer sie will. „Ich hatte das schon sehr lange vor und irgendwie hatte ich immer das Gefühl, das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Bis ich irgendwann gedacht habe: Wenn du es jetzt nicht machst, machst du es nie. Also habe ich zugeschlagen“, sagt sie. Einen Traum erfüllt.
Es ist ein teures Hobby, das sagt sie auch. Sie hat den Anspruch, alles selbst zu finanzieren. Verzichtet lieber auf Partys am Wochenende oder ein schnelles Auto – auch, wenn sie die sehr mag. Richtig fertig fühlt sich der Bulli für sie noch nicht an. Sie will noch eine Dachluke installieren, Innen noch einige Dinge optimieren und eine Dachterrasse soll es auch bald geben. Aber alles nach und nach. „Da muss man auch vorsichtig sein, ich kann nicht einfach selber eine Dachterrasse auf den T5 zimmern. Sonst bekommt man später vielleicht Probleme mit dem TÜV.“ Sie tauscht sich dazu in der Community mit anderen Van-Reisenden aus. Ein Freund von ihr hat ebenfalls einen Van, hilft ihr oft, wenn sie eine neue Idee hat oder technisch nicht mehr weiter weiß.
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Community ist überall in Deutschland vertreten – auch in der Nachbarschaft von Olsberg
„Wenn man unterwegs ist, dann trifft man auch viele Leute. Ich mag es, neue Menschen kennenzulernen und gemütlich zusammen zu sitzen, aber trotzdem tagsüber die Möglichkeit zu haben allein etwas zu unternehmen.“ Der VW bietet ihr alles, was sie braucht. Unter dem Bett kann sie sechs Kisten mit Kleidung und co. verstauen. Neben Campingtisch und zwei Stühlen finden man dort auch ein Longboard. Sie ist gern ab und an mit Freunden unterwegs, aber plant hauptsächlich allein zu reisen. Einen Freund hat sie nicht.
Wenn sie schläft, kettet sie die Türen vorne zu – für das Sicherheitsgefühl. Wegen Corona ist sie noch nicht außerhalb Deutschlands gereist. Damit will sie nächstes Jahr starten, ein Roadtrip durch Österreich ist geplant. Norwegen und Schweden kann sie sich auch gut vorstellen. Eine Panne schreckt sie nicht ab. „Einen Reifenwechsel bekomme ich gerade noch so hin, für alles Weitere wird sich unterwegs schon jemand finden“ lacht sie. „Ich will raus, allein. Ins Ausland und die Freiheit haben, zu machen, was ich will. Das ist mein Ziel, durch die Welt. Unabhängig sein. “