Berlin. Noch ist unklar, woran der Hertha-Präsident starb. Wie Leichen untersucht werden und wann die Polizei eingeschaltet werden muss.
Hertha-Präsident Kay Bernstein ist in dieser Woche überraschend im Alter von 43 Jahren gestorben. Nach Informationen unserer Redaktion war Bernstein am Montagabend gegen 23 Uhr ins Bett gegangen und am nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht. Die Todesursache ist derzeit noch unklar und soll im Rahmen eines Todesermittlungsverfahrens geklärt werden. Bereits am Donnerstag sollen ersten Obduktionsergebnisse vorliegen. Ein Suizid oder Fremdverschulden wurden bereits ausgeschlossen.
Doch was genau passiert nach dem Auffinden einer Leiche? Welche Schritte nimmt ein Arzt vor? Wann muss die Polizei eingeschaltet werden? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Was passiert, wenn man eine Leiche entdeckt?
Wer eine Leiche entdeckt, sollte so schnell wie möglich die Polizei oder den Rettungsdienst informieren. Die Feststellung des Todes wird von einem Arzt im Zuge der sogenannten Leichenschau vorgenommen. Diese wird in der Regel unverzüglich durchgeführt, egal, wo und wann der Tote entdeckt wird.
Wie bei Kay Bernstein: Was ist die häufigste Todesursache, wenn jemand im Schlaf verstirbt?
Der Bundesverband Deutscher Pathologen e.V. (BDP) erklärt dazu gegenüber dieser Redaktion: „Aus der allgemeinen Erfahrung heraus kann man davon ausgehen, dass Kreislauferkrankungen dabei eine häufige Ursache darstellen, zum Beispiel akuter Herztod, Lungen-Thromboembolien, Hirnblutungen, Aneurysma-Blutungen et cetera.“
Wie wird die Leichenschau durchgeführt?
Die Leichenschau wird mit großer Sorgfalt durchgeführt, damit nicht wegen einer Nachlässigkeit etwas Wichtiges übersehen wird. Zunächst muss der Arzt bei ausreichender Beleuchtung feststellen, dass die betroffene Person wirklich tot ist. Das erkennen die Mediziner etwa an den Totenflecken, der Totenstarre oder auch an bereits einsetzender Fäulnis. Nach einem Unfall können bei einer Leiche auch Verletzungen erkennbar sein, die einen Hinweis auf die Todesursache geben.
- Studie: Forschende finden mögliche Ursache für Fettleibigkeit
- Untersuchungen: Stress erkennen – Diese Blutwerte sind alarmierend
- Gesunde Ernährung: Kind mag kein Gemüse? Ein Kinderarzt gibt Tipps
- Frauen: Endometriose-Betroffene geht radikalen Weg gegen Schmerzen
- Gewicht: Ärztin klärt auf – So kann Kaffee beim Abnehmen helfen
Für die Leichenschau wird der Tote entkleidet. Im Anschluss wird die Vorder- sowie die Rückseite der Leiche und die Körperöffnungen inspiziert. Aber Achtung: ist davon auszugehen, dass der Tote getötet wurde oder nicht auf natürliche Art und Weise gestorben ist, bleibt der Leichnam bekleidet, damit keine eventuellen Spuren verwischt werden.
Worauf achten die Ärzte bei der Leichenschau?
Am Kopf prüft der zuständige Arzt unter anderem, ob der Schädel keine Beschädigungen aufweist, ob es Schwellungen oder Wunden gibt, ob am Leichnam Flüssigkeiten wie Blut, Erbrochenes oder Schaum austreten oder etwa Speichelspuren, die vertikal nach unten verlaufen. Das würde etwa auf einen Tod durch Erhängen hinweisen.
- Am Hals wird auf eine abnormale Beweglichkeit geachtet, eventuelle Verletzungen und eventuelle sogenannteStrang- oder Würgemarke.
- Der Brustkorb wird ebenfalls auf Wunden, Narben oder eventuelle Deformationen untersucht.
- Im Bauchbereich wird auf eventuelle Narben, die Art der Behaarung und Gewebeschädigungen geachtet.
- Der Genitalbereich und der After werden auf Verletzungen und mögliche Blutentleerung inspiziert.
- An den Extremitäten suchen die Ärzte nach möglichen Injektionsstellen, beziehungsweise an den Handgelenken nach Verletzungsspuren, die auf Suizid hinweisen könnten. Auch wichtig: Strommarken, also weiß-graue warzenähnlichen Erhebungen, die im Zuge eines Strom- oder Blitzschlags entstehen.
Außerdem achten die Ärzte auf den Auffundort, also den Untergrund beim Leichenfund, die Umgebungstemperatur und die Witterungsverhältnisse.
Lesen Sie auch:Schauspielerin Elisabeth Trissenaar ist in Berlin gestorben
Wie wird der Todeszeitpunkt festgelegt?
Im Anschluss wird der Todeszeitpunkt festgelegt. Dieser kann unter anderem anhand der bereits genannten Todeskennzeichen bestimmt werden. Ist die Totenstarre eingetreten, ist der Betroffene seit mindestens zwei Stunden tot. Bei einem Unfall etwa können auch zuverlässige Zeugenaussagen berücksichtigt werden, im Krankenhaus medizinische Befunde (etwa bei einem EKG).
So wird die Todesursache festgelegt
Als Todesursachen gelten Krankheiten, Verletzungen und Vergiftungen. Hat der Arzt die Leichenschau abgeschlossen, schreibt er seinen Befund auf der Todesbescheinigung aus. Ist die Todesursache nicht bekannt, wird sie demnach als unbekannt oder ungeklärt notiert. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Angaben zur Todesursache:
- Natürlicher Tod: Hier ist der Tod, wie der Name schon verrät, auf natürliche Art und Weise eingetreten. Zu diesem Schluss darf der Arzt aber nur kommen, wenn es dafür direkte Hinweise gibt, zum Beispiel eine bereits bekannte Krebserkrankung.
- Unklar, ob natürlicher oder nicht natürlicher Tod: bei dieser Todesursache kann anhand der Leichenschau nicht eindeutig geklärt werden, woran der Betroffene letztlich gestorben ist. Das ist so gut wie immer bei plötzlichen Todesfällen im Erwachsenenalter oder bei Kindern der Fall.
- Nicht natürlicher Tod: „Im Fall einer ganz offensichtlichen äußeren Einwirkung – unabhängig, ob fremdverschuldet oder nicht (zum Beispiel bei einem Sturz aus großer Höhe) – würde von dem leichenschauenden Arzt auf dem Totenschein ‚nicht natürlicher Tod angekreuzt‘“, schreibt der BDP. Hier reicht bereits der Verdacht aus, dass der Tote nicht auf natürliche Weise verstorben ist.
Wichtig: Ist die Todesart ungeklärt oder garantiert nicht natürlich, muss auf jeden Fall die Kriminalpolizei vor Ort ermitteln – wie bei Kay Bernstein. Die zuständige Staatsanwaltschaft entscheidet dann, ob eine Obduktion nötig wird. Sollte der Tod auf eine Infektionskrankheit zurückgeführt werden, muss außerdem das zuständige Gesundheitsamt informiert werden. Die Leiche wird so lange nicht zur Bestattung freigegeben.
- ADHS bei Erwachsenen:Betroffene erklärt, was wirklich hilft
- Schlafstörungen:Häufig hilft nur noch diese Methode
- Hormone:Wechseljahre mit 27 – Die ersten Anzeichen der Menopause
- Demenz: Ab wann Gedächtnislücken besorgniserregend sind
Was passiert bei einer Obduktion?
Bei einer Obduktion, auch innere Leichenöffnung genannt, werden die drei Hohlräume des Körpers geöffnet und untersucht, also die Kopfhöhle, der Brustkorb und die Bauchhöhle. Der BDP schreibt: „Alle drei Körperhöhlen werden sorgfältig inspiziert und die dort gelegenen Organe alle makroskopisch und mikroskopisch untersucht und zu diesem Zweck zumindest vorübergehend entnommen. Bei Bedarf können sich zum Beispiel toxikologische oder labormedizinische Untersuchungen anschließen.“ Im Anschluss wird der Körper wieder so verschlossen, dass der Körper äußerlich wieder hergestellt ist und die Angehörigen sich gebührend verabschieden können.