Berlin. Vom Gewitter überrascht? Das kann gefährlich werden. Was Sie im Notfall tun sollten – und was auf keinen Fall. Die wichtigsten Tipps.
- Das richtige Verhalten bei Gewitter kann Leben retten
- Je nachdem, wo man von einem Gewitter überrascht wird, gibt es bestimmte Verhaltensregeln
- Zu Hause, im Auto, auf dem Wasser – diese Tipps sollten Sie beachten
Ein Wochenendausflug mit der Familie bei schönstem Sommerwetter – aber plötzlich ziehen Gewitterwolken auf. Wer von einem Unwetter überrascht wird, sollte wissen, wie man sich richtig verhält. Um Gewitter ranken sich schließlich viele Mythen, Sprichwörter und Ratschläge.
Lesen Sie auch: Sebastian traf der Blitz – Ärzte staunen über diesen Mann
So rät der Volksmund bei Blitz und Donner: „Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen“ – und liegt damit falsch. Falsch ist auch die Annahme, dass Handys Blitze anziehen. Wir räumen mit den gängigen Mythen auf und geben Tipps, wie Sie sicher durch ein Unwetter kommen – und was in Notfällen zu tun ist.
Wie entstehen Gewitter?
Gewitterwolken entstehen, wenn Luftmassen mit stark unterschiedlichen Temperaturen aufeinandertreffen oder wenn große Temperaturunterschiede zwischen Boden- und Höhenluft bestehen. Vor allem in den Sommermonaten treten Gewitter häufig auf. Die aufsteigende feuchtwarme Luft kühlt sich ab und kondensiert zu Cumulonimbus-Wolken. Diese typischen Gewitterwolken sind an ihrer ambossartigen Form zu erkennen. Während der Wolkenbildung baut sich eine enorme elektrische Spannung auf, die sich schließlich in Blitzen entlädt. Diese Entladungen können zwischen den Wolken oder zwischen Wolke und Erdboden stattfinden.
Welche Gefahren gehen von Blitzen aus?
Ein Blitz, der auf die Erde trifft, erzeugt eine Stromstärke von bis zu 500.000 Ampere und erhitzt die Luft auf bis zu 30.000 Grad Celsius. Dabei dehnt sich die heiße Luft explosionsartig aus und verursacht das charakteristische Donnergeräusch. Ein Blitzschlag kann Brände, Explosionen und technische Schäden verursachen und stellt eine Gefahr für Mensch und Tier dar.
Welche gesundheitlichen Folgen drohen bei einem Blitzeinschlag?
Welchen Schaden ein Blitz im menschlichen Körper anrichtet, hängt davon ab, wie man getroffen wird. Ein direkter Einschlag führt in der Regel zum sofortigen Tod durch Herzstillstand. Doch auch nur ein indirekter Stromfluss, etwa, weil man ein Objekt berührt, das vom Blitz getroffen wird oder sich in der Nähe des Einschlagortes aufhält, kann zu schweren Verletzungen führen. Zu diesen gehören neben Herzrhythmus- und Atemstörungen, Verbrennungen, Knochenbrüche und Muskelverletzungen aufgrund unkontrollierter Muskelzuckungen, Lähmungen und Gedächtnisverlust.
Tückisch an Stromverletzungen ist, dass manche Schäden am Nervensystem sich erst Monate später bemerkbar machen: So können bei Opfern auch Sehstörungen oder Einschränkungen des Geschmacks-, Geruchs- und Tastsinn auftreten. Auch Bluthochdruck, Gedächtnisprobleme oder Persönlichkeitsveränderungen können Spätfolgen eines Blitzunfalls sein.
Wie muss Blitz-Opfern geholfen werden?
Anders als bei anderen Stromunfällen gibt es bei Blitzeinschlägen keine Gefahren für Ersthelfer. Es ist absolut ungefährlich, Blitzopfer zu berühren – einen „Reststrom“ gibt es nicht. Ein Ersthelfer sollte zuerst prüfen, ob die Person bei Bewusstsein ist und atmet. Ist keine normale Atmung vorhanden, muss sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden: 30 Mal Herzdruckmassage, zweimal Beatmen – solange, bis Rettungskräfte vor Ort sind. Dabei kann man sich auch mit einem anderen Helfer abwechseln.
Im Allgemeinen sind die Wiederbelebungschancen bei Blitzopfern besser als bei Herz-Kreislauf-Stillständen wegen anderer Ursachen. Verbrennungen sollten steril abgedeckt und gekühlt werden. In jedem Fall müssen Blitzopfer intensivmedizinisch überwacht werden, da es auch noch Stunden nach dem Blitzeinschlag zu Herzrhythmusstörungen kommen kann.
Sicherheitsvorkehrungen für den Aufenthalt im Haus bei Gewitter
Bei starken Gewittern ist es ratsam, im Haus zu bleiben. Blitz und Donner werden oft von Starkregen, Hagel oder Sturmböen begleitet. Neben der Gefahr durch Blitzschlag besteht im Freien auch die Gefahr durch herabfallende Dachziegel oder Äste. Um sich im Haus zu schützen, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Fenster und Türen schließen: Schließen Sie alle Fenster und Türen. Bei starkem Sturm sollten – sofern vorhanden – auch Rollos heruntergelassen werden, um die Fenster vor umherfliegenden Gegenständen zu schützen.
- Vorsicht mit elektrischen Geräten: Ein Blitz kann über die Stromleitung in elektrische Geräte einschlagen und diese zerstören. Ein Überspannungsschutz bietet einen gewissen Schutz, sollte aber bei starken Gewittern nicht allein eingesetzt werden. Trennen Sie vorsichtshalber elektrische Geräte wie Fernseher oder PC vom Stromnetz.
- Sichern Sie Gegenstände im Freien: Wer einen Balkon, Garten oder eine Terrasse hat, sollte bewegliche Gegenstände wie Gartenstühle, Eimer, Fahrräder oder Gießkannen gegen Sturmböen sichern.
- Kellerräume bei Starkregen meiden: Bei Starkregen besteht die Gefahr, dass Kellerräume schnell volllaufen und so zu einer lebensbedrohlichen Falle werden. Deshalb sollten Kellerräume während eines Gewitters gemieden werden.
Duschen bei Gewitter: eine gute Idee?
Eine häufig gestellte Frage im Zusammenhang mit dem Verhalten bei Gewitter lautet: Ist es sicher, während eines Gewitters zu duschen? Die Antwort hängt von der Art der Wasserleitungen in der Wohnung oder im Haus ab.
In älteren Häusern sind die Wasserleitungen oft aus Metall und möglicherweise nicht mit anderen Leitungen verbunden oder geerdet. In solchen Fällen ist es ratsam, während eines Gewitters nicht zu duschen oder zu baden.
Mehr zum Thema: Wann man bei Gewitter besser nicht duschen und baden sollte
In modernen Häusern hingegen sind die Wasserleitungen meist aus Kunststoff, der Blitze nicht leitet und daher keine Gefahr darstellt. Wenn Ihr Haus über eine Blitzschutzanlage verfügt, können Sie auch während eines Gewitters bedenkenlos duschen oder baden.
Elektronische Geräte bei Gewitter: sicher oder unsicher?
Es ist ein Mythos, dass Smartphones Blitze anziehen. Die Strahlung von Mobiltelefonen ist dafür viel zu schwach. Auch das Telefonieren mit einem schnurlosen Telefon ist unproblematisch. Beim Telefonieren mit einem schnurgebundenen Telefon ist jedoch Vorsicht geboten – es sei denn, das Haus verfügt über eine Blitzschutzanlage.
Fernseher und andere elektrische Geräte können während eines Gewitters tatsächlich gefährdet sein und sollten daher vom Stromnetz getrennt werden. Wenn Sie während eines Gewitters vor dem Fernseher sitzten, sind Sie selbst nicht in Gefahr. Allerdings kann Ihr Fernseher Schaden nehmen, da bei einem Blitzeinschlag Überspannungen auftreten können.
Schutzmaßnahmen bei Gewitter im Freien
Wenn Sie sich im Freien aufhalten und von einem Gewitter überrascht werden, sollten Sie so schnell wie möglich Schutz in einem Gebäude suchen. Um sich bis dahin bestmöglich vor dem Unwetter zu schützen, beachten Sie bitte die folgenden Tipps:
- Meiden Sie Erhebungen: Blitze schlagen meist in die höchsten Erhebungen ein. Halten Sie sich daher während eines Gewitters nicht in der Nähe von Türmen, Masten oder Bäumen auf.
- Freies Gelände meiden: Da Sie selbst zum höchsten Punkt werden können, sollten Sie während eines Gewitters auch freies Gelände meiden.
- Sicherheitsabstand zu Freileitungen: Halten Sie einen Sicherheitsabstand von mindestens 50 Metern zu Freileitungen ein.
- Kauern Sie sich zusammen: Wenn Sie kein schützendes Gebäude finden und das Gewitter abwarten müssen, hocken Sie sich mit geschlossenen Füßen hin. Legen Sie sich niemals ausgestreckt auf den Boden, da Sie so dem Blitz eine größere Angriffsfläche bieten.
- Meiden Sie metallische Gegenstände: Berühren Sie während eines Gewitters keine metallischen Gegenstände, da diese den Blitz leiten.
Gewitter im Auto überstehen: Ist man geschützt?
In Autos, Bussen und Bahnen ist man bei Gewitter sicher. Die Metallkarosserie bildet einen sogenannten Faradayschen Käfig. Wenn ein Blitz einschlägt, leitet das Metall die Energie nicht nach innen, sondern in Richtung Erde ab. Wichtig ist jedoch, dass die Fenster während des Gewitters geschlossen sind.
Wer ein Cabrio fährt, sollte darauf achten, dass das Dach mit Metallstreben gesichert ist. Einige Cabrio-Dächer haben keine Metallverstärkung und ein Blitz könnte den Fahrer direkt treffen. Schutz bieten laut dem Verband für Elektrotechnik (VDE) auch sogenannte Roadsterbügel, wenn sie mit der Karosserie verbunden sind.
Trotzdem sollte man bei Gewitter nicht Auto fahren. Der Blitz könnte in Bäume oder Masten am Straßenrand einschlagen. Selbst wenn diese nicht auf die Fahrbahn kippen, besteht allein durch den Schreck ein erhebliches Unfallrisiko. Besser ist es, auf einen Parkplatz zu fahren und das Ende des Gewitters abzuwarten.
Gewitter bei Fahrrad- und Motorradfahrten: Was ist zu beachten?
Wenn Sie mit dem Fahrrad oder Motorrad unterwegs sind und ein Gewitter aufzieht, sollten Sie die Fahrt unterbrechen. Der Abstand zum Fahrzeug sollte mindestens drei Meter betragen. Anschließend sollten Sie in die Hocke gehen und sich so klein wie möglich machen.
Auch interessant: Gewitter-Tipps – So verhalten sich Autofahrer richtig
Bei einer Rad- oder Motorradtour ist es wichtig, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nebeneinander aufstellen. Jeder sollte mindestens drei Meter Abstand halten. Zu umstehenden Bäumen sollte ein Abstand von zehn Metern gehalten werden, um Unfälle zu vermeiden.
Gewitter auf dem Wasser: Wie verhalten Sie sich richtig?
Was tun, wenn sich über einem See, Fluss oder Meer ein Gewitter zusammenbraut und Sie gerade schwimmen oder auf einem Boot unterwegs sind? Angler, Badegäste, Taucher und Wassersportler sollten das Wasser sofort verlassen und sich ans Ufer begeben. Das gilt auch für Freibäder. Selbst wenn ein Blitz 100 Meter vom Schwimmer entfernt einschlägt, kann er durch die gute Leitfähigkeit des Wassers einen Schock auslösen, warnt der VDE. Das kann zum Herzstillstand und zum Ertrinken führen.
Wer sich während eines Gewitters auf einem Boot befindet, sollte auf keinen Fall an Deck bleiben. Am besten geht man so tief wie möglich ins Boot und hockt sich mit geschlossenen Beinen hin. Der Kontakt mit Metallketten und Segelstangen ist dabei zu vermeiden.