Berlin. Fast jeder kennt gerade an Corona erkrankte Menschen. Wie heftig die Welle tatsächlich ist, misst das RKI in unserer Kanalisation.
Vielerorts sind die Testzentren abgebaut. Kaum jemand lässt sich noch professionell auf Corona testen; und wenn doch, wird nicht jedes Ergebnis auch gemeldet. Aber jeder geht täglich aufs Klo. Längst ist das Abwasser ein Frühwarnsystem für SARS-CoV-2.
Bevor Husten, Niesen, Schniefen zunehmen und sich Menschen krankmelden, gewinnen die Virologen aus dem Abwasser Hinweise darauf, wie sich die Infektionslage entwickeln wird. Das Bundesgesundheitsministerium, das Robert Koch-Institut und das Umweltbundesamt betreiben eigens ein Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung.
Wasserproben aus bis zu 129 Kläranlagen
Repräsentativ ist das Monitoring allerdings nicht. Es hellt die Dunkelziffer auch nichts restlos auf. Und doch erlauben die Daten Rückschlüsse auf den Trend. In die Analyse fließen Daten aus bis zu 129 Kläranlagen in Deutschland ein. Eine Ausweitung auf 175 Kläranlagen ist geplant.
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Hat sich jemand infiziert, scheidet sie oder er Teile des Virus aus, genauer gesagt: Genkopien, also Erbinformationen. Vermutlich geschieht dies durch den Stuhl oder durch Ausspucken beim Zähneputzen. Die Infektionserreger gelangen in die Kanalisation und sind nachweisbar. So kann man beobachten, wo ein Virus gerade zirkuliert – in welcher Stadt.
Jede Stunde ein Liter Abwasser
Die Probenentnahme erfolgt nach Darstellung des RKI im „Rohabwasser“. Das heißt: nach Grobreinigung des Abwassers. Gewöhnlich entnimmt man jede Stunde einen halben Liter, mixt das Wasser zusammen und entnimmt daraus eine Probe für das Labor, etwa einen Liter. Diese Probe soll die Abwasserzusammensetzung über 24 Stunden abbilden.
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Gewöhnlich fällt ein Großteil des Abwassers am Morgen an. Am Wochenende verteilt es sich eher über den gesamten Tag. Das Wasser kann bis zu sieben Tage bei 4 Grad gelagert werden, nicht länger; zumindest nicht, ohne das Ergebnis zu verfälschen.
Fast 750.000 Genkopien in einem Liter Wasser
Das RKI veröffentlicht jede Woche die Werte des Abwassermonitorings. Sie landen zugleich im sogenannten Pandemieradar des Bundesgesundheitsministeriums. Aktuell liegen die Daten für die 50. Kalenderwoche vor, für die Proben, die zwischen 11. und 17. Dezember gezogen wurden.
In einem Liter Abwasser waren über 747.000 Genkopien. Das ist ein extrem hoher Wert. Zum Vergleich: Ende Juni waren es noch 22.000. Im zweiten Halbjahr sind sie massiv gestiegen.
Man kann im Abwassermonitoring auch die Daten für einzelne Städte abrufen, von Aachen bis Worms. Fakt ist aber, dass für die 50. Kalenderwoche nur Daten aus 70 Kläranlagen herangezogen wurden. Streng genommen erlauben sie lediglich Rückschlüsse auf 15,5 Prozent der Bevölkerung. Aber: Der Trend ist eindeutig.
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