Berlin. Menschen mit Übergewicht leiden eher an einer schweren Form der Schuppenflechte. Ein Betroffener hat eine bestimmte Diät getestet.

Während seiner Jugend hat sie angefangen, sich auf seinem Kopf zu vermehren. Inzwischen befindet sich die meiste Schuppenflechte auf den Ellenbogen, Finger- und Fußnägeln von Johannes Wohl. Der 43-Jährige möchte anonym bleiben, deswegen wurde sein Name im Artikel geändert. „Ich nutze schon immer Cremes und Tropfen, wenn die Schuppenflechte mal wieder besonders heftig juckt“, erklärt Wohl.

Etwa vier Prozent der Deutschen leidet an der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt. Dabei bilden sich auf der Haut rote, schuppige Flecken, die oft stark jucken. Ein Risikofaktor für die Entwicklung und einen schweren Verlauf ist starkes Übergewicht. Auch Johannes Wohl wog bis vor kurzem noch 107 Kilogramm und hatte damit einen Body-Mass-Index (BMI) von ungefähr 35,8. Er war stark übergewichtig.

Diät bei Schuppenflechte: Betroffener hoffte auf schwächere Symptome

Seine Schwester habe an einer Pinnwand der Leipziger Uniklinik den Aufruf gelesen, dass für eine Studie Probanden gesucht werden, berichtet Wohl. In der Studie sollte der Zusammenhang zwischen ungesättigten freien Fettsäuren in der Nahrung und Schuppenflechte bei Menschen mit Übergewicht und Adipositas untersucht werden. „Ich wollte schon seit längerem abnehmen“, erklärt der 43-jährige Vogtländer. Und die Aussicht auf weniger und vor allem weniger schmerzhafte Schuppenflechte habe ihm gefallen.

Zur mediterranen Diät gehört täglich gutes Öl auf den Speiseplan, zum Beispiel Olivenöl.
Zur mediterranen Diät gehört täglich gutes Öl auf den Speiseplan, zum Beispiel Olivenöl. © Shutterstock | Elena Veselova

Ausschlaggebend für ihn sei jedoch ein weiteres gesundheitliches Problem gewesen: Wohl litt auf Grund einer anderen Erbkrankheit und einem ungesunden Lebensstil an einer Fettleber: „Ich war schon immer ein guter Esser und zum gelegentlichen Bier sage ich auch nicht nein.“ Die einzige Medizin gegen eine Fettleber ist eine Umstellung der Ernährung.

Dass Übergewicht einen schweren Verlauf von Psoriasis begünstigt, sei lange bekannt, sagt Professor Jan Simon, Direktor der dermatologischen Klinik am Uniklinikum Leipzig und Leiter der Studie. „Uns interessieren die Mechanismen“, sagt Simon. In Vorläuferstudien mit Tiermodellen, aber auch mit Betroffenen, hätten sie beobachtet, dass gesättigte freie Fettsäuren in der Nahrung für Übergewicht verantwortlich seien – aber auch die Schuppenflechte verschlimmerten.

Mittelmeerdiät: So funktioniert die Ernährung

Simon und sein Team wollten nun sehen, ob weniger gesättigte Fettsäuren in der Nahrung die Schuppenflechte verbessern würden. „Wir haben uns mit den Kollegen aus der Ernährungsmedizin hingesetzt und einen Diätplan entwickelt, der relativ simpel umzusetzen ist.“

Die Diät orientiere sich an der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erstellten modifizierten Mittelmeerdiät „Das heißt, man isst einmal im Monat rotes Fleisch, zweimal die Woche Geflügel, täglich hochwertige Öle, wie Oliven- und Rapsöl, mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst täglich. Als Sättigungsbeilage greift man auf Vollkornprodukte zurück“, erklärt Simon.

Die Patienten wurden in zwei gleichgroße Gruppen von je 33 Personen eingeteilt. Die erste Gruppe hielt sich drei Monate lang an die Diät, dabei setzten die Studienteilnehmer ihre bestehenden Therapien gegen die Schuppenflechte fort. Die Teilnehmenden der zweiten Gruppe sollten sich zur Kontrolle weiterhin so ernähren wie bisher.

Diät bei Schuppenflechte: Mehr als 30 Kilogramm abgenommen

Nach den drei Monaten erhielten dann auch die Patienten der zweiten Gruppe die Möglichkeit, unter Aufsicht die Diät durchzuführen. Johannes Wohl war in der zweiten Gruppe. „Die erste Woche habe ich nur dreimal am Tag einen Shake trinken dürfen“, erzählt er. Diese Formula-Diät sei aber schon ab der zweiten Woche durch feste Nahrung im Sinne der von Professor Simon erläuterten mediterranen Ernährung ergänzt worden.

Alle paar Wochen habe ihn jemand aus dem Studienteam der Uniklinik angerufen und seine Fortschritte besprochen. Wohl notierte die Veränderungen seines Gewichts. Über den Zeitraum der Ernährungsberatung von 36 Wochen nahm er mehr als dreißig Kilogramm ab. „Ich konnte sehen, wie die Pfunde purzeln und die Schuppenflechte zurückging“, berichtet der 43-Jährige.

Er habe vermehrt Lust bekommen, Fahrrad zu fahren und schwimmen zu gehen. Auch die Kolleginnen und Kollegen auf der Arbeit hätten Johannes Wohl darin bestärkt, die Diät fortzusetzen. „Ich habe mich grundsätzlich viel wohler gefühlt und dadurch auch mehr gezeigt“, fasst er seine Erfahrungen zusammen.

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Rheuma: Diät könnte auch bei anderen Erkrankungen helfen

„Wir haben von den Patienten zu verschiedenen Zeitpunkten Blutproben genommen und eine sehr umfangreiche und auch teure Biomarker-Untersuchung durchgeführt“, sagt der Dermatologe Simon. Durch die Diät seien die Entzündungswarnsignale im Blut positiv beeinflusst worden. Und zwar nicht nur diejenigen, die spezifisch für die Schuppenflechte sind, sondern auch andere.

Die Forschenden haben daraus die Hypothese abgeleitet, dass eine Senkung der gesättigten freien Fettsäuren in der Nahrung auch positiv auf andere Autoimmunerkrankungen wirkt, bei denen Fettsäuren und Übergewicht eine Rolle spielen. „Möglicherweise hat die Diät auch einen positiven Effekt aufs Rheuma“ so Simon.

Für den Nachweis bräuchte es aber eine spezifische Studie durch die Rheumatologie“, erklärt Simon. Simon und sein Team wollen in einem nächsten Schritt die aktuellen Ergebnisse an einer größeren Gruppe von Erkrankten mit Schuppenflechte prüfen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits.