Essen. Sein bisher schwerstes Abenteuer: In Band 102 muss Revolverheld Lucky Luke dafür sorgen, dass Hopfen und Malz nicht verloren sind.
Wie sich doch die Zeiten ändern: Einst trug Lucky Luke stets eine Fluppe im Gesicht und seine Cowboy-Kollegen schlürften im Saloon eher an einem Glas Whisky als an irgendetwas anderem. Das waren die Zeiten, in denen er noch top in Schuss war, aber mittlerweile ist er eben auch schon 102 ... Also, 102 Bände alt zumindest. „Letzte Runde für die Daltons“ heißt der neue Band – und es geht um einen Bierstreik in den USA. Das bringt den Pistolenschwinger in Kontakt mit einer ganz eigentümlichen Volksgruppe: den Deutschen.
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Na klar, die Immigration in die USA war eine Massenbewegung. Und gut 5,3 Millionen Deutsche wanderten zwischen 1820 und 1928 dorthin aus. Was tranken sie da? Und was machten sie auch unter den anderen Nationen populär? Natürlich das deutsche Bier.
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Das eingespielte Comic-Team Achdé und Jul beschert unserem Westernhelden diesmal ein schlimmes Zipperlein: Ein Hexenschuss führt ihn zum Arzt nach Neumünchen (Ortseingangsschild: „Für Desperados ist hier Hopfen und Malz verloren!“). Dort kann der Arzt zwar den Rücken kurieren, aber in der Stadt ist die Not immens, denn eine große Dürre hat das Land heimgesucht: Das Bier ist alle, die Saloons haben geschlossen. Und das liegt am Bierstreik in Milwaukee.
Die Walküre im Wilden Westen
Nun hat Lucky Luke es schon mit zahllosen Herausforderungen zu tun gehabt, aber einen echten Streik zu schlichten und deutsche Gewerkschaften zu beschwichtigen, das könnte seine größte Aufgabe werden. Zumal vor Ort alle nur Deutsch sprechen, Sauerkraut mampfen – und merkwürdigem Kulturgut frönen: der Wagner-Oper! Die Walküre im Wilden Westen? Dafür zieht Lucky Luke den Frack schneller an als seinen Schatten.
Die Deutschen, das vergisst man leicht, haben die Bierindustrie in den USA groß gemacht. Schlitz, Blatz, Miller und Falk sind einige der großen Namen, die in den USA als Bierbarone zählten.
Bierbarone und die Daltons in Lederhose
Um nun den von Karl Marx inspirierten Gewerkschaften und den sturen deutschen Arbeitern Einhalt zu gebieten, greifen die Bierbarone zu außergewöhnlichen Mitteln: Sie setzen Strafgefangene ein, um das flüssige Gold wieder fließen zu lassen. Und natürlich sind die bekanntesten Halunken des Westens unter ihnen: die Daltons sorgen (neben einem tolpatschigen Rantanplan) für echte Produktionsprobleme.
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Die Geschichte hält, was ein Lucky-Luke-Comic verspricht: Viele witzige Ideen, Gastauftritte unter anderem von den Muppet-Legenden Waldorf und Statler, es gibt Brezeln, Schnitzel und die Daltons in der Krachledernen. Wer da noch an den Arbeitskampf denkt, dem kann man schon verraten: Ja, der Streik der Bierbrauer für die 60-Stunden-Woche hat sich gelohnt.
Lucky Luke ist halt eine dieser Comic-Serien, von denen man sich wünscht, dass sie immer weiter geritten werden – dem Sonnenuntergang entgegen.
Achdé, Jul: Lucky Luke – Letzte Runde für die Daltons, 48 Seiten, Softcover 7,99 €, Hardcover 15 €