Essen. Die Zauberflöte in Essen enttäuschte maßlos, Dortmunds neue Traviata wurde zum Triumph: Welche Opern sich lohnen – und welche nicht.
Altgediente Zuschauer wissen es: Nie ist die Hoffnung auf allergrößte Bühnenkunst so groß wie – vor der Öffnung des Vorhangs. Doch welche Stücke lohnen sich? Keine andere Region der Welt verfügt über so viele Theater und Opernhäuser auf so engem Raum wie NRW. Um ein wenig Orientierung zu bieten, finden Sie hier eine Auswahl unserer Premieren-Besprechungen zur aktuell laufenden Opernsaison 2024/2025.
1. Essen: Premiere der „Zauberflöte“ gerät zum Desaster für das Aalto-Theater
„Die Zauberflöte“: mehr populäre Oper geht kaum. Die Geschichte ist trotz philosophischer Grundierung ein warmherziges Märchen für alle, nach wie vor in den Rankings des Deutschen Bühnenvereins ganz weit oben in der Publikumsgunst. Und es regnet („Der Vogelfänger bin ich ja...“, „In diesen heil’gen Hallen“) Ohrwürmer.
Umso enttäuschender ist die Inszenierung in Essen, bei der Premiere hagelte es Buhrufe. „Regisseurin Magdalena Fuchsberger verweigert sich Mozarts Zaubermärchen und erst recht seinen Werten“, so das Urteil unserer Kritik. Die misslungene Inszenierung hat die Debatte um Intendantin Fahrholz weiter befeuert.
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit ist die Zauberflöte am Sonntag, 16. Februar, zu sehen. Karten (17-57€): Tel. 0201-8122200 und hier.
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2. Essen: „Forza del Destino“ mit begeisternden Sängern
In eine Welt des Chaos, erfüllt von Zerstörung und Verderben, führt Giuseppe Verdis „La Forza del Destino“. Die Inszenierung im Essener Aaltotheater sei zwar „kein grotesker Reinfall wie die Zauberflöte“, urteilt unser Kritiker: „Doch von maßstäblichem Musiktheater kann hier kaum die Rede sein.“ Aber: Die Sängerinnen und Sänger begeistern.
Forza del Destino läuft noch am Mittwoch, 5. Februar, um 19.30 Uhr; Sonntag, 2. März, um 18 Uhr und am Freitag, 28. März, um 19.30 Uhr. Tickets und weitere Informationen gibt es hier.
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3. Dortmund: Giuseppe Verdis Meisterwerk „La Traviata“ als Publikumsliebling
Dortmund setzt in der aktuellen Spielzeit mit „La Traviata“ auf eine der unangefochtenen Meisterwerke Giuseppe Verdis. Freilich hatte die letzte Inszenierung des Hauses die Latte extrem hoch gelegt: Tina Lanik leuchtete damals brutal und theatralisch packend den Abstieg eines Partygirls in einer wankelmütigen Spaßgesellschaft aus. Regisseur Vincent Boussard steht dem in nichts nach: Unser Kritiker attestiert einen „neuen Knüller“ und lobt den „unerhörten Zauberklang“ des Orchesters mit Altmeister Will Humburg am Dirigentenpult.
Wer die Termine bislang verpasst hat, muss auf eine Wiederaufnahme hoffen: Für diese Spielzeit sind keine Termine mehr angesetzt.
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4. Gelsenkirchen: „Innocence“ ist beklemmend und begeisternd zugleich
Mit der Eröffnungsinszenierung auf der großen Bühne ist das Muisktheater im Revier (MiR) ein Wagnis eingegangen: Aber „Innocence“, die zeitgenössische Oper der 2023 verstorbenen finnischen Komponistin Kaija Saariaho, wurde zum Erfolg: Die Oper, in der die Folgen eines Amoklaufs thematisiert, fesselte und begeisterte das Premierenpublikum gleichermaßen.
Innocence läuft in dieser Spielzeit noch am Sonntag, 16. Februar, 18 Uhr, und am Donnerstag, 20. März, 19.30 Uhr.
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5. Gelsenkirchen: Hänsel und Gretel begeistern im Musiktheater im Revier
Jubel ohne Ende und ein Premierenpublikum, das „ganz aus dem Knusperhäuschen“ ist: Mit der Inszenierung von Hänsel und Gretel ist dem Musiktheater im Revier ein großer Wurf gelungen.
In dieser Saison nur noch einmal zu sehen am Freitag, 14. Februar, um 19.30 Uhr. Tickets und weitere Informationen gibt es hier.
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6. Dortmund: Don Giovanni als alberne Klamotte
Die Premiere von Don Giovanni in Dortmund gerät eher zur „Millowitch-Klamotte“, urteilt unser Kritiker: Demnach weiche die Regie Strukturen auf: „Wer Don Giovanni ist, was ihn antreibt, füllt diese windschiefe Inszenierung kaum nennenswert mit szenischem Leben.“
Weitere Spieltermine: 30. Januar. 2., 6., 14., 26. Februar. Karten 16-61€, hier.
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7. Dortmund: Fledermaus als entschieden unentschiedene Inszenierung
„Mehr als einmal wird in „Die Fledermaus“ dem Champagner ein Loblied gesungen. Dessen feine Perlage weist dieser doch recht lange Abend zu selten auf, ausgeschenkt wird auf der Bühne vorwiegend ein müde vor sich hin blubbernder westfälischer Schaumwein“, urteilt unser Kritiker nach der Premiere Königin aller Operetten am Theater Dortmund. „Regisseur Hinrich Horstkotte bringt das Werk klug und temporeich inszeniert auf die Dortmunder Opernbühne“, schreibt das Theater selbst.
Weitere Termine: 31. Januar, 7., 9. und 19. Februar sowie 1. März, Karten 16-61€, hier.
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8. Düsseldorf: Begeisternde Nabucco-Neuinszenierung von Ilaria Lanzino
Der italienischen Regisseurin Ilaria Lanzino ist in der Düsseldorfer Oper am Rhein mit Giuseppe Verdis „Nabucco“ ein Publikumsliebling geglückt – auch dank der kraftvollen Chöre. „Eine interessante, zumindest diskutable Deutung eines schwierigen Werks auf beachtlichem musikalischem Niveau“, urteilt unser Kritiker.
Leider sind in dieser Spielzeit keine weiteren Termine mehr vorgesehen.
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9. Dortmund: Tausende wollen Loriots Ring mit Götz Alsmann sehen
Es dürfte eine der meist frequentierten Vorstellungen dieser Opernsaison werden: Die Premiere von Loriots „Der Ring an einem Abend“ mit Götz Alsmann war mit rund 3500 Besucherinnen und Besuchern in kurzer Zeit ausverkauft. Und auch die eilig anberaumten Zusatztermine am 29. Januar, 7. und 19. Februar waren begehrt. Für alle Vorstellungen sind keine Karten mehr zu haben.
Unser Kritiker fasste das nach der umjubelten Premiere im Dezember so zusammen: „Nimm Dir einen Publikumsliebling als Lockvogel und selbst ein Brocken wie Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ geht in Dortmund weg wie warme Semmeln.“
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10. La Cenerentola in Essen: Buh und Bravo auf einer teils ungenutzten Bühne
„La Cenerentola“ am Aalto-Theater, Rossinis Aschenputtel-Version, überzeugt unseren Kritiker kaum. Seiner Ansicht nach inszeniert Regisseur Bruno Klimek das Rossini-Stück, „nicht einmal unmusikalisch, aber doch einerseits viel zu überzeugt davon, es besser zu wissen als die märchenhafte Vorlage, andererseits überfordert mit der riesigen, an diesem Abend oft zu 80 Prozent ungenutzten Riesenbühne des Aalto-Theaters sein Ensemble. Was er zu erzählen hat, ließe sich größtenteils auch im Schlosstheater Moers aufführen. Im Aalto-Theater gähnen vielfach gleich zwei: der hohl klaffende szenische Raum – und wir.“ LvG / JeS
Weitere Termine: 6. und 23. Februar, 9. März Karten 17-57€, unter 0201-8122200 und hier.