Duisburg. In der Rhein-Ruhr-Halle hatten AC/DC ihren ersten großen Deutschland-Auftritt. Wieso Angus Young dabei Ärger mit Suzi Quatro bekam.
Am kommenden Freitag, 17.5., feiern AC/DC mit Zehntausenden Fans den Auftakt ihrer „Power Up“-Tour auf Schalke. Der Konzert-Doppelschlag neun Jahre nach ihrem bislang letzten Konzert in Gelsenkirchen ist für die Australier auch eine Rückkehr ins Revier. Denn in Deutschlands Metal- und Hardrock-Hochburg hat die legendäre Band immer wieder gespielt, am häufigsten in Dortmund . Sogar AC/DCs erster großer Auftritt vor deutschem Publikum fand vor 48 Jahren im Revier statt: in Duisburg-Hamborn. Am 16.9.1976 war die heute wohl bedeutendste Hardrock-Band des Planeten allerdings nur Vorband. Deutschlands Jugendmagazin Nummer eins hatte zur großen „Bravo Disco“ in der Hamborner Rhein-Ruhr-Halle geladen, und die Teenies strömten in Scharen.
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3.500 Heranwachsende füllten an jenem Donnerstag die ein Jahr zuvor eröffnete Mehrzweckhalle, die just dieser Tage abgerissen wird. Um 17.30 Uhr betrat Angus McKinnon Young in seiner Schuluniform die Bühne und AC/DC eröffneten mit „Live Wire“ vom Debütalbum „High Voltage“ ihr Set. Es ist erst die zweite Begegnung mit deutschen Fans, die Premiere fand tags zuvor im kleinen Hamburger Club Fabrik statt. In ihrer australischen Heimat sind AC/DC bereits Stars, kurz darauf werden sie es auch im Rock‘n‘Roll-Mutterland USA und dem Rest der Welt sein.
AC/DC machten den Einheizer für Suzi Quatro
In der bis auf den letzten Platz gefüllten Hamborner Rhein-Ruhr-Halle machen AC/DC noch den Einheizer für die Stars der Teenie-Generation. Top-Act war Glamrock-Queen Suzi Quatro, die mit „Can The Can“ „Daytona Demon“ oder „The Wild One“ die Hitparaden dominierte. Doch die wilden australischen Hardrocker, deren Debüt Bravo-Rezensent „Siggi“ zuvor als „Sprengstoff aus der Rille“ gepriesen hatte, kommen an bei der Revier-Jugend: „Schon beim Auftritt der Rock-Gruppe ,AC/DC‘ standen die Zuhörer auf den Stühlen. Es wurde mitgetanzt und mitgeschrien“, beobachtete der anwesende Lokalreporter der WAZ. Hardrock-affin war er gleichwohl nicht, konstatierte er Angus & Co. doch „mangelnde künstlerische Qualitäten“, die durch „gewaltige Phonzahlen übertüncht worden seien“.
Mit Bon Scott stand damals der für viele Fans noch bis heute einzig wahre AC/DC-Frontmann auf der Bühne. Als Verkörperung von Sex, Drugs & Rock‘n‘Roll schrieb und sang er autobiografische Zeilen wie „Women to the left of me / and women to the right“. Beim Konzert setzte sich der Sänger den kleinen Teufelsgitarristen Angus auf seine nackten Schultern und präsentierte den Teenies im Ruhrgebiet Brusthaar und Tätowierungen, die 1976 sonst nur Seeleute und Sträflinge hatten.
AC/DC 1976 in Duisburg: Deshalb gab‘s Zoff mit der Rock-Queen
Es war jedoch nicht der für seine enorme Libido bekannte Bon Scott, sondern ausgerechnet Band-Benjamin Angus Young, der Suzi Quatro bis heute mit schlechtem Benehmen im Gedächtnis bleiben sollte. In unserem Interview konnte sich die Rock-Queen der 70er noch gut an die „Bravo Disco“ in Duisburg – ihr einziger Deutschland-Aufritt 1976 – erinnern. Und zwar an ein bestimmtes Ereignis: „Wir sind damals eine Treppe hinaufgegangen, AC/DC waren hinter mir – und Angus Young hat mir in den Hintern gekniffen. Ich hab mich umgedreht und ihm mit der der Faust gedroht, ich war bereit, ihm eine zu knallen. Da hat er sich geduckt und meinte, „Sorry, ich konnte mich nicht beherrschen.“ Ich hab‘s ihm nochmal durchgehen lassen, aber gesagt, „Das passiert nicht noch einmal!“ Und er: „Nein, nie wieder!“, so Suzi Quatro lachend.
Komplettiert wurde das Programm der „Bravo Disco“ vor zwei weiteren Acts: Gleich nach dem Hardrock von Angus & Co. freute sich der weibliche Teil des Publikums über den Auftritt des 17-Jährigen Mädchenschwarms Shaun Cassidy, laut WAZ ein „süßer Knabe mit sanfter Stimme“. Als zweiten Headliner vor Suzi Quatro hatten die Veranstalter schließlich eine Band gebucht, die heute kaum mehr jemand kennt: Slik. Zuvor über Monate von der „Bravo“ mit Berichten und Star-Porträts gepusht, durften die Schotten ein Jahr am Erfolg schnuppern und landeten mit der Schnulze „Forever And Ever“ sogar einen Hit. Schon 1977 löste sich die Band auf. Nur ein Musiker sollte später noch Erfolg haben: Midge Ure, Gitarrist und Sänger von Slik, eroberte mit Visage („Fade To Grey“), Ultravox („Hymn“) und solo („If I Was“) die Charts. Gemeinsam mit Bob Geldof schrieb er vor 40 Jahren den Benefiz-Megahit „Do They Know It’s Christmas?“
AC/DC 1976 in Duisburg – so billig waren damals die Tickets
Bon Scott dagegen stirbt dreieinhalb Jahre nach der „Bravo Disco“ auf dem Rücksitz eines Autos, ein Opfer seiner Alkoholsucht. Er wird von Brian Johnson ersetzt, der auch 2024 noch (und nach einer kurzen gesundheitsbedingten Auszeit wieder) das Mikro bei AC/DC in der Hand hat. Sonst ist außer Angus Young von der damaligen Band-Besetzung niemand mehr dabei. Und mindestens noch einen weiteren Unterschied wird man bei den Konzerten von AC/DC 1976 in Duisburg und 2024 in Gelsenkirchen feststellen können: den Eintrittspreis. Karten für die „Bravo Disco“ in der Rhein-Ruhr-Halle haben damals 3 DM gekostet.