Essen. Der Musikexperte und Ex-„Formel eins“-Moderator tourt mit einem neuen Showkonzept. Zudem führt er durch ein Riesenevent auf Schalke.
Er gehört zu den prägenden Stimmen der 80er-Jahre: Peter Illmann moderierte die Stars der Zeit nicht nur an, sondern traf und sprach sie auch höchstpersönlich. Als Gastgeber von Sendungen wie „Formel eins“, „Peters Pop Show“ und „Rockpop in Concert“ ist der 64-Jährige geradezu prädestiniert dafür, das Mega-Event „Die 80er live“ am 23. März auf Schalke zu moderieren. In der Veltins-Arena treten dann unter anderem Boy George (Culture Club), Holly Johnson (Frankie Goes To Hollywood), Samantha Fox und Alphaville auf. Eine Woche zuvor ist der heute in Brüssel lebende Illmann Teil des neuen Programms „80s in motion“, für die er mit einem Video-Jockey zusammenarbeitet. Was es damit auf sich hat, verriet der heute beim Digitalradiosender „80s80s“ tätige Illmann Patrick Friedland.
Worin liegt für Sie die große Faszination der Musik der 80er?
Peter Illmann: Es ist erstaunlich. Ich habe bei meinen Radiosendungen auf „80s80s“ auch immer sehr viele jüngere Hörer, die die Zeit gar nicht miterlebten, weil sie noch nicht geboren waren. Ich frage sie dann oft, woher die Begeisterung kommt. Viele sagen: Die Musik war vielfältiger und die Künstler richtige Persönlichkeiten. Nehmen wir mal Prince, Michael Jackson, Peter Gabriel oder Madonna. Die hatten Ecken und Kanten, das waren Stars, die exzentrisch waren und auch mal was zertrümmert haben. Heute geht es sehr viel glatter zu. Wenn ich mir zum Beispiel Coldplay anschaue – die ich sehr mag – ist da nichts, wo ich sage: „Chris Martin erkenne ich problemlos auf der Straße.“
Peter Illmann: „In den 80ern schaute man noch optimistisch in die Zukunft“
Ich würde sagen, es geht durchaus auch um Eskapismus vor den immer größeren Problemen des heutigen Alltags.
Ja. Viele Menschen wollen sicher auch mal abschalten und denken an die vermeintlich bessere Zeit in den 80ern. Da gab es auch viele Probleme, aber es fühlte sich doch leichter an. Es gab ein deutlich positiveres Lebensgefühl, man schaute optimistisch in die Zukunft und dachte, dass alles freier, liberaler wird und wir mehr Geld verdienen. Heute ist das anders, viele Menschen sind sehr besorgt.
Bei „80s in Motion“ arbeiten Sie zusammen mit Videokünstler und DJ Dirk Duske. Wie kam es dazu?
Er hatte mich vor zwei Jahren angerufen, plante eine Videoshow und bat mich, den Trailer dafür zu sprechen. Wir hatten dann vergangenes Jahr eine Veranstaltung in der Bundeskunsthalle in Bonn, eine 80er-Party anlässlich einer Ausstellung über die Postmoderne. Die Veranstalter fragten mich, ob ich etwas Passendes dazu beitragen könnte und da fiel mir Dirk Duske wieder ein. Ich war beeindruckt, denn er hatte für seine Show nicht nur die Videos perfekt restauriert, sondern auch den Sound in bester CD-Qualität lippensynchron überspielt. Und der war ja damals in den Videos oft nicht unbedingt der Beste. Das Besondere ist also, dass die Leute eine Videoshow in höchster Qualität geboten bekommen, was es so vorher nicht gab.
Es war ja das erste goldene Zeitalter der Musikvideos …
Da gab es viele sehr besondere Clips. Wenn ich nur an A-has „Take On Me“ denke, das hat ja schon historischen Wert. Sowas in so einer Qualität zu sehen und laut zu hören … über YouTube könnte man es machen, aber das macht ja keiner. Wir probierten das Konzept in Bonn aus und es funktionierte sehr gut. So entstand die Idee, das öfter zu machen und die Videoparty „80s in motion“ war geboren.
Welche Rolle spielen Sie als Moderator dabei?
Ich erzähle eigentlich das, was ich immer erzähle und schon damals bei „Formel eins“ erzählt habe (lacht). Über die Musik, die Videoclips. Es ist wie eine moderierte „Formel eins“-Sendung aus vergangenen Zeiten. Mit Geschichten zu den Künstlern, die damals bei mir im Studio waren. Danach geht es in eine Party über, wo nonstop Musik läuft und die Leute einfach abfeiern können.
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Gleich drei Termine sind in NRW. Wird das Programm variiert, damit sich mehrere Besuche lohnen?
Das steht noch nicht 100-prozentig fest, ich rechne aber damit. Der VJ und ich sind sehr flexibel. Wir werden beim Auftakt in Düsseldorf schauen, was wie ankommt. Es soll den Leuten Spaß machen. Darauf liegt der Fokus. Deshalb hat „80s in Motion“ kein starres Konzept.
Peter Illmann will neuerliches Sound-Desaster bei „Die 80er live“ vermeiden
Zudem moderieren Sie am 23. März das Großevent „Die 80er live“ auf Schalke. Im vergangenen Jahr gab es in Düsseldorf einige harsche Kritiken, insbesondere die Akustik im Oberrang betreffend. Was haben Sie davon mitbekommen?
Zunächst erstmal nichts. Ich merkte nur irgendwann eine gewisse Unruhe, wusste aber nicht, warum. Erst zum Schluss erfuhr ich, dass die oberen Ränge so schlecht beschallt waren. Das ist natürlich eine Katastrophe und darf nicht passieren. Auch ich war ja in den Oberrängen anscheinend nicht zu verstehen und wunderte mich, dass von den oberen Rängen wenig bis keine Reaktionen kamen. Ich werde mich auch auf Schalke mit darum kümmern – obwohl das eigentlich gar nicht meine Aufgabe ist --, dass das nicht nochmal passiert. Der Veranstalter weiß ja auch Bescheid und wird sicher Sorge tragen.
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Wie darf ich mir die Backstage-Atmosphäre mit den Stars vorstellen? Gibt es längere Gespräche oder ist es mehr ein „Guten Tag und Auf Wiedersehen“?
Viele Künstler sind schon ein bisschen nervös vor dem Auftritt, da wird gar nicht so viel und lange geredet. Letztes Jahr traf ich aber viele beim Frühstück am nächsten Morgen, sprach länger mit Samantha Fox und Holly Johnson, die sich noch an „Peter’s Popshow“ erinnerten, wo sie auftraten. Die wussten also noch, wer ich bin , obwohl wir damals nicht ganze Abende miteinander verbrachten. Es war eine sehr herzliche Atmosphäre, fast wie ein großes Familientreffen.
Ein weiteres Thema für viele Fans ist, wer denn noch in welchem Umfang live singt …
Ganz genau weiß ich darüber nicht Bescheid, wer das wie macht. Hauptsache, der Sound ist gut. Vollplayback haben wir ausgeschlossen. Natürlich singen aber einige nicht mehr ganz so gut, wie in den 80ern, aber die meisten haben es noch voll drauf. Ich bin für dieses Jahr sehr gespannt auf Boy George. Der hat ja eigentlich eine wunderschöne Stimme, was man vor allem bei seinen Balladen hört.
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In Düsseldorf äußerten sich 2023 viele begeistert zu Holly Johnson. Der ist ja nun wieder mit dabei.
Holly ist ein Phänomen. Er macht eine wahnsinnig gute Show auf der Bühne, ist dort wie ausgewechselt, davor und danach ist er anders. Ein völlig normaler Mann im gewissen Alter, kein Rabauke mehr, wie ihm das bei Frankie Goes To Hollywood immer nachgesagt wurde. Einer, den man kaum in der Öffentlichkeit wahrnimmt. Er sagte mir letztes Jahr, dass er in Dortmund vor einem Auftritt zu C&A einkaufen ging, mit der Straßenbahn fuhr und von niemandem erkannt wurde.
Peter Illmann: Rick Astley wäre ein Wunsch für 2025
Wer wäre Ihr Wunschgast für 2025?
Da gäbe es einige aus Amerika. Pat Benatar zum Beispiel. Oder Tori Amos, eine völlig unterschätzte Künstlerin. Kürzlich kam auch ein wunderschönes Album von Trevor Horn raus, wo er viele 80er-Aufnahmen neu ausgestaltete, das wäre auch einer. Und Rick Astley würde ich gerne mal wieder sehen. Bei ihm weiß ich auch, dass die Stimme immer noch brillant ist.
Welche Acts hören Sie denn gern privat, die aus dem aktuellen Jahrtausend kommen?
Och, da gibt es schon viele, ich bin aber recht „mainstreamig“ aufgestellt. The Weeknd zum Beispiel oder Coldplay, die sind immer gut. Rihanna ist auch eine große Künstlerin. Viele von denen haben ja auch Einflüsse aus den 80ern aufgenommen. Privat höre ich wirklich querbeet Musik aus verschiedenen Jahrzehnten. Und auf „80s80s“ gibt es ja auch den Sender Neo. Da spiele ich in meinen Sendungen Sachen, die zwar nach den 80ern klingen, aber nicht aus den 80ern sind. Nebst neuen Songs von 80er-Künstlern, damit die Leute mitbekommen, was diese heute so veröffentlichen.
In der jungen deutschen Generation formiert sich seit einigen Jahren die „Neue Neue Deutsche Welle“ immer stärker, die sehr stark an die 80er-NDW angelehnt ist. Sind Sie mit Acts mit Drangsal, Tränen oder Edwin Rosen schon mal in Berührung gekommen?
Leider nein. Bei den ganz neuen Sachen bin ich ein bisschen außen vor, weil ich auch einfach nicht die Zeit dafür habe. Ich bin mit meinen Sendungen so schon sehr gut beschäftigt.
Zu guter Letzt noch eine Frage zum Podcast „Peters Pop Stories“. Gehen Ihnen da jemals die Themen aus?
Es gibt zu so vielen Songs interessante Geschichten, die noch nicht erzählt wurden, sodass selbst ich bei der Recherche immer wieder verblüfft bin. Da ist noch unendlich viel zu entdecken. Ich habe die Popstories auch schon live vorgestellt, unter anderem auf der Kieler Woche und die Leute waren sehr angetan. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass A-Has „Take On Me“ schon veröffentlicht und zunächst ein Vollflop war, bevor der Titel in einer anderen Version doch noch ein großer Hit wurde.
80s in motion: 16.3. Düsseldorf (Stahlwerk), 27.4. Münster (Skaters Palace), 11.5. Oberhausen (Steffys). Karten ca. 20 €.
Die 80er live: 23.3. Gelsenkirchen (Veltins-Arena). Karten ab ca. 30 €.