YouNotUs bei Tomorrowland: Warum ihr Traum fast noch platzte
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Boom. Überglücklich schwärmen der Berliner Gregor Sahm und der aus Duisburg stammende Tobias Philippsen im Interview von ihrer Tomorrowland-Premiere.
Viele Jahre träumten der Berliner Gregor Sahm und der in Duisburg aufgewachsene Tobias Philippsen vom Tomorrowland: Der Versuch, Tickets für das beliebte Festival im belgischen Ort Boom nahe Antwerpen zu ergattern, scheiterte stets in der Vergangenheit. Aber als DJ- und Produzenten-Duo YouNotUs starteten sie in den letzten Jahren mit Hits wie „Supergirl“, „Please Tell Rosie“, Only Thing We Know“ (jeweils mit Alle Farben) sowie „Narcotic“ und „Samba“ durch, so dass sie es am vergangenen Wochenende direkt auf eine der spektakulären Tomorrowland-Bühnen schafften. Im Interview direkt nach ihrem Auftritt berichten die sympathischen Künstler über ihren großen Karriere-Moment, den Anspruch an ihre eigene Musik sowie DJ-Sets und warum der Traum von Tomorrowland fast noch in letzter Minute geplatzt wäre.
Seit einigen Wochen habt ihr auf euren großen Traum Tomorrowland hin gefiebert und dann ist es auf einmal eine ganze enge Kiste geworden – was war passiert?
Tobias Philippsen: „Wir sind Samstagnacht noch in München aufgetreten und anschließend in Frankfurt gestrandet, weil wir dort unseren Anschluss-Flug nach Brüssel verpasst haben. Da hat die Lufthansa uns diesmal leider echt im Stich gelassen…“
Wie ging es dann weiter?
Tobias Philippsen: „Einen anderen Anschluss-Flug gab es nicht mehr – und es wurde noch schlimmer: Es gab auch erstmal keinen Mietwagen mehr.“
Gregor Sahm: „Irgendwann hat dann Sixt doch noch einen Wagen auftreiben können, aber das war zeitlich immer noch total eng. Unsere Playtime ist sogar extra um 30 Minuten nach hinten verlegt worden und trotzdem sind wir erst zehn Minuten vor dem Auftritt angekommen.“
Hattet ihr zwischendurch Angst, dass Euer großer Traum plötzlich platzen könnte?
Tobias Philippsen: „Ich bin vor Auftritten wirklich selten aufgeregt. In den letzten Nächten habe ich aber von diesem Gig geträumt und dass die Technik nicht funktionieren oder was anderes schief gehen könnte. Und heute habe ich dann wirklich bis 40 Minuten vor dem Auftritt gedacht, das klappt nicht mehr.“
Gregor Sahm: „Dann wurden wir auch noch in Boom nicht durchgelassen, weil wir keine Durchfahrtsgenehmigung hatten – die Anreise mit dem Auto war ja so gar nicht geplant.“
Tomorrowland-Auftritt: "Das war ein wunderschöner Moment"
Da seid ihr ja total gestresst auf der Bühne gelandet…
Tobias Philippsen: „Ja, aber als wir endlich da oben standen, ging tatsächlich der Puls runter. Die Bühne ist für uns wie nach Hause kommen – da fühlen wir uns sicher. Und wir hatten uns eines fest vorgenommen für den Tomorrowland-Gig: Einfach nur genießen! Ich habe mir dann auch mal zehn Sekunden genommen und ganz bewusst durch den Raum geschaut – das war ein wunderschöner Moment.“
Seid ihr zufrieden mit der Resonanz beim Publikum?
Gregor Sahm: „Wir konnten vor dem Start hinter der Bühne überhaupt nicht sehen, wie viele Leute in der Freedom-Halle sind. Erst als wir mit dem Mikro auf die Bühne gerannt sind, wussten wir was los war. Zum Glück waren schon mehr Gäste da, als ich zu der frühen Tageszeit um 14 Uhr erwartet hatte.“
Im Laufe eures Auftritts hat sich die Halle gut gefüllt…
Tobias Philippsen: „Ja, ab der Hälfte des Gigs haben wir sie richtig gepackt, und es entstand eine super Energie in der Halle.“
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Wie lange habt ihr im Vorfeld an Eurem DJ-Set gefeilt und wie viele Optionen hattet ihr vorbereitet, um spontan auf die Reaktionen des Publikums reagieren zu können?
Tobias Philippsen: „Wir hatten extra für diese Show von einigen Tomorrowland-Klassikern eigene Edits kreiert, weil uns wichtig ist, dass die Leute auch bei Liedern von anderen Künstlern unsere YouNotUs-Note heraushören. Auf diese EDM-Mashups haben die Leute richtig abgefeiert, so dass wir unser DJ-Set nochmal umstellten und ein paar mehr spielten als ursprünglich geplant.“
Euer Booking bei Tomorrowland ist erst sehr spät bekannt gegeben worden – wie kam es überhaupt zustande?
Tobias Philippsen: „Wir sind über unser Team mit Tomorrowland in Kontakt gekommen und hatten dann vor ein paar Monaten ein gemeinsames Meeting. Denen gefiel unsere Musik sowie unser Projekt total gut. Sie würden sehr viel Talent und Potenzial sehen und wollten, dass wir Teil der Tomorrowland-Familie werden. Deshalb haben Sie uns dann noch last Minute im Festival Line up untergebracht und darüber hinaus haben wir letzten Freitag sogar mit „Treat Myself“ unsere erste Single mit Mat.Joe auf dem Label „Tomorrowland Music“ veröffentlicht – eine clubige Nummer, die ein bisschen UK-House-Touch hat. Die Zusammenarbeit mit dem Team von Tomorrowland macht so Spaß, dass daraus jetzt schon eine richtige Partnerschaft entstanden ist, weshalb wir in Zukunft noch weitere Songs auf dem Label veröffentlichen werden.
Das hört sich nach dem Start einer internationalen Karriere an…
Tobias Philippsen: „Wir haben so lange darauf hingearbeitet…, seit zehn Jahren machen wir zusammen Musik und das ist wirklich seitdem unser Ziel gewesen.“
Gregor Sahm: „Dieser unglaubliche Aftermovie von Tomorrowland über das Festival 2012 war für mich der Startschuss dieses Traums.“
Was macht einen Auftritt bei Tomorrowland so besonders?
Gregor Sahm: „Es ist schon ein anderes, spannendes Gefühl vor so vielen unterschiedlichen Nationalitäten zu spielen – das macht großen Spaß.“
Seid ihr denn als normaler Gast schon einmal auf dem Event gewesen?
Tobias Philippsen: „Nein, ich habe schon versucht Tickets zu bekommen, aber es hat leider nie geklappt.“
Gregor Sahm: „Jetzt haben wir aber den ganzen Tag frei und wollen uns alles ansehen – wenn man das in einem Tag überhaupt schaffen kann.“
In den letzten Monaten war es in Sachen neuer Musik sehr ruhig bei euch…
Tobias Philippsen: „Wir haben vieles bei uns umstrukturiert. Neben der Partnerschaft mit Tomorrowland haben wir auch ein neues Management-Team und mit Universal ein neues Label. Am 11. August erscheint eine weitere neue Single – es geht also wieder los.“
Es werden aktuell viele Dance-Songs mit einer höheren Geschwindigkeit produziert und auch ihr habt hier einen recht schnellen Song gespielt – ist der von Euch?
Tobias Philippsen: „Ja, das ist eine ID – heißt: Noch ohne Namen und unveröffentlicht. Tatsächlich ist die Nummer auch schon über ein Jahr alt und wir haben sie mit jemandem zusammen produziert. Da dürfen wir den Namen noch nicht verraten, aber sie wird im September offiziell rauskommen.“
Wie geht es denn musikalisch bei euch weiter?
Tobias Philippsen: „Bis vor einiger Zeit wurden wir schon ein wenig in ein Korsett gepresst. Jetzt fühle ich mich tatsächlich sehr gefunden in unserem Sound, weil wir uns nun auch die Freiheit nehmen, sehr unterschiedliche Sachen wie etwa so eine Uptempo-Nummer zu machen.“
Dann seid ihr in Eurer Weiterentwicklung als Künstler eher risikofreudig?
Gregor Sahm: „Man muss schon wissen, was man vorher gemacht – ein kompletter Bruch würde nicht funktionieren. Aber eine stetige Weiterentwicklung ist uns sehr wichtig.“
Tobias Philippsen: „Wir wollen im Studio immer etwas neu erfinden, damit wir den Spaß daran behalten. Stillstand funktioniert nicht, das würde uns am Ende nur langweiligen.“
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