Stuttgart. Laut Statistik sind die Einbruchszahlen um 8,7 Prozent gestiegen. Mit einer guten Sicherung und einer aufmerksamen Nachbarschaft kann man dem Risiko entgegen wirken: Fenster und Türen sollten geschützt werden. Darüber hinaus sollte die Tür abgeschlossen sein, auch wenn jemand zuhause ist.
Ein Einbruch in den eigenen vier Wänden ist für die Bewohner ein Schock. Da ist der materielle Verlust von dem, was lieb und teuer ist. Fast schon schlimmer ist aber, dass man sich ausgerechnet zu Hause plötzlich nicht mehr sicher fühlen kann.
Laut polizeilicher Kriminalstatistik gab es 2012 rund 144.000 Einbrüche und Einbruchsversuche in Privaträume. Das sind 8,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Aber: "Bei gut 39,1 Prozent der Fälle blieb es beim Versuch - ein wichtiger Hinweis darauf, dass viele Einbrüche durch gute Sicherung und eine aufmerksame Nachbarschaft scheitern", sagt Andreas Mayer, Geschäftsführer der polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Über ein Drittel aller Einbrüche tagsüber
Die Einbrecher sind keine Nachtschwärmer. Entgegen landläufiger Meinung findet weit über ein Drittel aller Wohnungseinbrüche zur Tageszeit, am frühen Abend oder an den Wochenenden statt. Einbrüche zur Tageszeit ereignen sich besonders in Großstädten. Und, wie ebenfalls oft angenommen, ist nicht die Ferienzeit die Hochzeit für Einbrüche. Sondern Einbrecher schlagen vor allem in den Monaten November bis Februar zu, wie etwa Zahlen des Landeskriminalamtes Hessen zeigen.
Die Kriminellen steigen meist über leicht erreichbare Fenster, Wohnungs- oder Fenstertüren ein. "In weit über der Hälfte aller Fälle hebeln Einbrecher ihr Hindernis mit einfachem Werkzeug auf", berichtet Mayer. Glasflächen bearbeiten sie seltener. "Besonders einladend sind offen stehende oder gekippte Fenster und Fenstertüren - das sollte man nach Möglichkeit verhindern", rät der Präventionsexperte. Eine Versicherung kommt in der Regel nur dann für entstandene Schäden auf, wenn die Fenster verschlossen und die Haustür zugesperrt waren.
Um Einbrüche wirkungsvoll zu erschweren und das Sicherheitsgefühl in den eigenen vier Wänden zu verbessern, sollte jede Wohnung über einen ausreichenden Schutz verfügen. Dazu empfehlen die Beratungsstellen der Polizei eine Überprüfung der eigenen Wohnung auf Sicherheitslücken - etwa bei den bundesweit angebotenen kostenlosen Vor-Ort-Terminen.
Wohnungstür sollte abgeschlossen sein
"Zunächst sollte man jedoch das eigene Verhalten überdenken", sagt Mayer. Dazu gehöre, dass eine Wohnungstür immer abgeschlossen sei, auch wenn jemand zu Hause ist. Nicht selten werde nämlich auch eingebrochen, während jemand zu Hause ist. Im Wohnungsflur abgelegte Handtaschen oder Geldbörsen sind auch dann einfach zu klauen.
Hilfreich ist immer ein guter Kontakt zu den Nachbarn. In einem Wohnumfeld, wo jeder auf den anderen achtet, ist das Risiko geringer, dass sich fremde Personen unbemerkt einschleichen können. Trotzdem rät Mayer: Vermeintliche Reklameboten sollte niemand unbedacht ins Haus lassen - das ist eine gebräuchliche Tarnung von Einbrechern. Wenn man in den Urlaub fährt oder aus anderen Gründen einige Zeit abwesend ist, sollten die Nachbarn informiert sein. Außerdem sollte man Verwandte oder Freunde bitten, zwischenzeitlich nach dem Rechten zu sehen und den Briefkasten zu leeren.
Wichtig ist, dass ein Fremder die vorübergehende Abwesenheit nicht ohne weiteres bemerkt - etwa durch entsprechende Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, durch den Abwesenheitsassistenten des E-Mail-Postfachs oder durch Nachrichten in sozialen Netzwerken.
Türen und Fenster schützen
Zusätzlich sollten die Türen und Fenster von Wohnungen je nach Lage geschützt werden. Besonderen Schutz brauchen frei stehende Häuser und Wohnungen im Erd- oder Dachgeschoss. Gefährdet sind vor allem Balkon- und Terrassentüren oder leicht erreichbare Fenster, speziell wenn diese über Mauervorsprüngen liegen. Herumstehende Gartenmöbel sind ebenfalls Kletterhilfen.
"Wenn ein früherer Eigentümer oder Mieter von Einbrüchen oder Einbruchsversuchen berichtet, ist Vorsicht geboten und die Nachrüstung von technischen Maßnahmen empfehlenswert", rät Eldor von Lentzke, Tischlermeister und Experte für technische Einbruchprävention aus Berlin. Dazu gehört in erster Linie, dass die Türen und Fenster stabil und belastbar sind. Die Scheibe im Fensterflügel braucht eine ordentliche Befestigung, hochwertige Beschläge und widerstandsfähige Schließeinrichtungen.
"Wenn Fenster mit dem Rahmen verschraubte Schließbleche, aufhebelsichere Pilzkopfzapfen in mehreren Ecken und einen drehgehemmten Griff mit Aufbohrschutz besitzen, gelten sie als sicher", erklärt von Lentzke. Das könne einen Einbruch zwar nicht ganz verhindern, aber der Einbrecher tut sich um einiges schwerer. "Technischer Einbruchschutz ist eine Frage des Zeitgewinns: Die meisten Diebe geben nach wenigen Minuten auf, wenn sie eine Barriere nicht schnell überwinden können", sagt der Tischlermeister.
Moderne Haustüren sind schwerer zu knacken
Moderne Haustüren sind nicht so leicht zu knacken. "Wir empfehlen beim Türenkauf für den Privatgebrauch eine Einbruchhemmung mindestens nach der Widerstandsklasse (RC) 2", sagt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) in Frankfurt am Main. Wichtig sind eine Bandsicherungen, Zylinder mit Kernziehschutz, mit Mauerankern eingeschraubte Schließbleche sowie trittsichere Türblätter. Diese Elemente können Bewohner in den meisten Fällen auch nachrüsten.
"Wer mehr Sicherheit braucht und Werte zu schützen hat, kann höhere Sicherheitsklassen wählen oder sollte auf zusätzliche elektronische Helfer zurückgreifen", sagt Tschorn. Dazu gehören Alarmanlagen. Möglich sind auch automatisch verriegelnde Mehrfachschlösser, Überwachungskameras oder eine Zugangskontrolle mittels Fingerabdruck.
Aber letztlich sei wirklich abschreckend für Einbrecher ein belebtes Wohnumfeld. Dieses kann man auch simulieren, etwa wenn man bei kurzer Abwesenheit das Radio eingeschaltet lässt. Und während des Urlaubs erleuchtet eine Zeitschaltuhr immer mal wieder die Zimmer. Ein Bewegungsmelder taucht den Hof, die Terrasse oder den Balkon in Licht - und erschreckt den Langfinger vielleicht. (dpa)