Berlin. Eine Dachterrasse steigert die Lebensqualität - wenn sie richtig angelegt ist. Metergroße Wasserlachen und undichte Stellen können die Idylle ebenso stören wie allzu offene Blicke der Nachbarn. Und es gibt noch mehr zu beachten. So müssen beim Bau einer Dachterrasse diverse Verordnungen und Bestimmungen eingehalten werden.

Eine Dachterrasse ist ein Ort zum Entspannen an Luft und Sonne. Sie bietet besonderen Ausblick und stellt obendrein eine architektonische Zierde dar. Allerdings nur, wenn der Bau gründlich geplant wurde. Egal ob nachträglich errichtet oder schon beim Neubau integriert: Wer mit einer Dachterrasse liebäugelt, sollte vor dem Bau einige Überlegungen anstellen.

Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB) zählt Beispiele auf: Habe ich Sonne auf der Dachterrasse? Lohnt sich der Aufwand? Wie oft sitze ich dort? Wie laut ist das Umfeld? Liege ich blick- und windgeschützt? Fühlen sich womöglich Nachbarn gestört? Das sind wichtige Fragen - schließlich fallen je nach Größe und Bauart schnell mehrere zehntausend Euro für den Bau an.

Eingriff in die Dachstruktur

Dachterrassen sind nicht nur teure Investitionen. Wer nachträglich baut, greife oft erheblich in die Dachstruktur ein, erklärt Reinhold-Postina. Undichtigkeiten sind dann eine Gefahr. Der Umbau biete sich vor allem an, wenn man sein Dach ohnehin erneuern muss oder dort, wo sich vorhandene Flachdächer überbauen lassen.

Auch Mirjam Thomann vom Bund Deutscher Architekten (BDA) in Berlin warnt: "Nicht fachgerecht abgedichtete Dachterrassen sind eine häufige Quelle für Bauschäden." Der Entwässerung und Abdichtung komme eine große Bedeutung zu - nicht nur bei der Planung, auch bei der späteren Wartung.

Verordnungen müssen eingehalten werden

Wer eine Dachterrasse bauen möchte, benötigt eine Baugenehmigung. In fast allen Bundesländern muss dafür ein Architekt oder Bauingenieur herangezogen werden. Nur in Hessen und Bayern berechtigt die sogenannten kleine Bauvorlageberechtigung auch eigens qualifizierte Handwerksmeister. Ein Statiker muss nachweisen, dass das Gebäude den geplanten Lasten standhält. Außerdem müssen die Energieeinsparverordnung und Schallschutzbestimmungen eingehalten werden, wenn die Terrasse über Wohnraum liegt. Thomann empfiehlt Bauherren daher, sich frühzeitig beraten zu lassen.

Eva Reinhold-Postina vom VPB empfiehlt ein informatives Gespräch mit der örtlichen Baubehörde. Dort können sich Bauherren kostenfrei beraten lassen, ob ihr Vorhaben Aussicht auf Genehmigung hat - und welche Anforderungen ein Bauantrag erfüllen muss. Örtliche Bebauungspläne, Denkmal- oder Ensembleschutz und nachbarschaftliche Abstand- und Zustimmungspflichten hätten schon manchen Bautraum frühzeitig platzen lassen, sagt die Architektin. Einige Bauherren seien im Gespräch mit der Behörde aber auch auf zufriedenstellende Alternativen gestoßen. Die Beratung lohne sich.

Dachterrasse planen - Details dem Architekten überlassen 

Sind die baurechtlichen Hürden geklärt, geht es mit der Unterstützung eines Architekten an die Details. Holzkonstruktion oder Metallbauweise? Feuerverzinkter Stahl? Der Architekt überlege, wie sich die Dachterrasse am besten in das Gebäude einfüge, erläutert Reinhold-Postina. Es muss einiges bedacht werden: Stromversorgung und Wasserableitung, Sonnen- und Windschutz, das Geländer zur Absturzsicherung, der Dachaustritt und Pläne für die spätere Bepflanzung und Bewässerung.

Wer sich eine Dachoase mit üppiger Begrünung wünscht, sollte das schon bei der Planung bedenken, rät Gunter Mann von der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FFB) in Saarbrücken. Voluminöse Pflanzkübel mit ausreichend Wurzelraum für pflegeleichte Dachterrassenpflanzen wie Eibe, Liguster und Stechpalme erhöhen die Last, die auf der Dachfläche wirkt. Mann empfiehlt Pflanzgefäße aus Aluminium: "Sie liegen im Trend und lassen sich in flexiblen Formen herstellen: Schiefe Winkel, Rundelemente und Pflanzungen in Treppenstufen sind möglich."

Dachrasen nur für größere Flächen

Dachrasen biete sich nur für größere Flächen an, erklärt Mann. Und er erhöhe die Last auf dem Dach mit einer entsprechenden Unterkonstruktion um immerhin 300 Kilogramm pro Quadratmeter. "Das muss bei der Statik berücksichtigt werden."

Wie sich auf Dachterrassen behagliche Erholungsräume zum Sitzen, Liegen und Entspannen zaubern lassen, zeigt der Landschaftsarchitekt und Fachbuchautor Manuel Sauer in seinem Buch "Dachterrassen und Balkone". Als Sichtschutz pflanzt Sauer an geschützten Standorten den bedingt frostharten, aber üppig wuchernden Neuseelandflachs.

Viele Ideen auch auf kleinere Bauvorhaben anwendbar

Im Umfeld moderner Großstadtbüros setzt er mit mehrstämmigen weißrindigen Himalaya-Birken in Pflanzkübeln Akzente. Als Brüstung für die Dachterrasse empfiehlt er Sicherheitsglas. Es halte Windböen ab und lässt - transluzent gefertigt - die Fernsicht zu, während es unerwünschte Blicke von außen verhindere.

Viele Ideen-Ratgeber aus der Bauliteratur zeigen vorrangig Beispiele gehoben ausgestatteter Architektenhäuser. Doch viele der Ideen und Materialkombinationen lassen sich auch auf kleinere Bauvorhaben übertragen. Die Vorfreude auf eine eigene Dachterrasse versüßen sie gewiss. (dpa)