Köln. Wer jetzt nicht genau hinschaut, für den kann es später richtig teuer werden. Ein Frühjahrs-Check am Haus lohnt sich. Denn nicht selten haben sich durch Schnee und Dauerfrost Schäden an Fassade, Dach und im Wohnbereich gebildet. Laien bleiben diese Schäden oft verborgen.
Der lange Winter mit Dauerfrost und Schnee hat vielen Häusern zugesetzt. Aber nicht immer fallen die Schäden direkt ins Auge. Und mit der Zeit verschlimmern sie sich. Hausbesitzer sollten daher ihr Gebäude im Frühjahr von oben bis unten gut inspizieren.
Schnee und Minusgrade setzen der menschlichen Haut zu: Sie wird rissig, schuppt und juckt. Mancher sieht gleich deutlich älter aus - denn trockene Haut bildet Falten und Furchen. Häusern geht es nicht anders. Sie leiden ebenfalls unter dem Winter: Risse ziehen sich wie Furchen durch den Putz, Dachziegel springen. Um die vermeintlichen Kleinigkeiten sollten sich Hausbesitzer noch im Frühjahr kümmern - sonst verschlimmern sich die Schäden. Und die Reparatur wird teurer.
Laien entdecken Schäden oft nicht
Schneebretter und große Temperaturwechsel greifen die Oberfläche des Daches an. "Sie führen zu Rissbildungen und beschädigen Anschlüsse", erklärt Ulrike Heuberger, Sprecherin des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Köln. Dadurch können Wasser und Schmutz eindringen, und der Dreck setzt sich in den Hohlräumen fest. Ein Laie entdeckt die kleinen Schäden meist erst mal nicht. Gerade bei ausgebauten Dachgeschossen könne es oft Monate dauern, bis durchsickerndes Wasser Spuren hinterlässt.
Mit der Zeit könnten aber selbst solche kleine Verletzungen des Daches zu immensen Folgeschäden führen, sagt Heuberger. Gibt es etwa Spätfröste, was in Deutschland bis Mitte Mai möglich ist, könne das eingedrungene Wasser gefrieren und dann Teile des Daches regelrecht aufbrechen. Bei warmer Witterung hingegen lasse die Feuchtigkeit die Baustoffe faulen oder es bilde sich Schimmel. Die Branchensprecherin Heuberger rät, Dachdecker zur Kontrolle zu rufen.
Regenrinnen von Laub und Schmutz befreien
"Wer ein Flachdach hat, sollte überprüfen, ob alle Abflüsse frei sind", sagt Gerold Happ vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland in Berlin. Regenrinnen sollten im Frühling von Laub und Schmutz befreit werden. Sonst könne Regenwasser überlaufen und die Fassade durchfeuchten. Oder es dringe in den Keller ein.
Selbst kleine Risse im Putz sind Alarmzeichen für den Hausbesitzer: "Denn auf Dauer können aus solchen Frostbeulen gravierende Schäden entstehen", warnt der Architekt Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung (BAKA) in Berlin. Wie auch in die Dachziegel kann Wasser in den Putz einziehen, und bei Nacht- oder Spätfrost sprengt es ihn auf. Risse, abbröckelnder Putz und abgeplatzte Farbe an der Fassade sollten Hausbesitzer daher auf jeden Fall schnell instand setzen. Nicht direkt erkennbare hohle Stellen lassen sich durch leichtes Abklopfen der Wand finden, erläutert Zink.
Erste Warnsignale sollten nicht ignoriert werden
Er rät Hausbesitzern, für diese Reparaturen Spezialisten hinzuzuziehen. Denn sie sollten nicht nur den Umfang der Schäden, sondern auch die Ursache fachlich kompetent feststellen. "Es muss auch überprüft werden, ob dauerelastische Dehnungsfugen an Fenstern oder Mauerübergängen noch in Ordnung sind", sagt Zink. "Haben sich Silikondichtungen bei Kälte aus den Fugen gelöst, sollten die Stellen ausgebessert werden." Bei Holzfenstern zum Beispiel könne sonst Wasser in Risse eindringen und zu Fäulnis unter der Oberfläche führen.
Nässe und Frost können laut Zink einem Balkon über viele Jahre ohne Sanierung so zusetzen, dass im schlimmsten Fall sein Absturz droht. "Kleine, im Winter entstandene Schäden wie Risse oder Abplatzungen am Balkon sollten deshalb nicht ignoriert werden." Erste Warnsignale von gravierenden Schäden seien Risse im Estrich, abgeplatzte Fliesen und bröckelnder Beton.
Schimmel bekämpfen
"Im Haus selbst hilft das helle Frühjahrslicht, Schimmel an schwer zugänglichen Ecken oder hinter Schränken aufzuspüren", sagt Happ. Ein kleiner Befall lasse sich relativ einfach beseitigen. Bei starken Schimmel sollte ein Fachmann zurate gezogen werden.
Und auch wenn alle froh sind, dass das warme, sonnige Frühjahr endlich da ist, sollte man eines nicht verdrängen: Nach dem Winter ist immer vor dem nächsten Winter. Wenn die Heizung auf Sommerbetrieb um- oder gar ausgeschaltet wird, sollte man sie überprüfen lassen, rät Frank Ebisch, Sprecher des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima in St. Augustin bei Bonn. "Dies ist der beste Zeitpunkt für Wartung und Reparaturen - denn keiner muss mehr im Kalten sitzen." (dpa)