Hamburg. Eine aktuelle Auswertung des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) zeigt, wie gut die Zinsen bei den Wohnungsgenossenschaften sind. Festgeldanlagen für ein Jahr werden bei den Genossenschaften mit bis zu 2,6 Prozent verzinst. Sparer sollten sich aber vorher informieren.
Auf der Jagd nach attraktiven Zinsen suchen Kunden meist bei den Angeboten der Banken. Dabei gibt es eine wenig bekannte und häufig attraktivere Alternative: die Wohnungsbaugenossenschaften. Einige von ihnen bieten mit ihren sogenannten Spareinrichtungen nämlich deutlich höhere Zinsen.
Aktuell verfügen rund 50 der bundesweit etwa 2.000 Wohnungs-genossenschaften über eine solche Einrichtung. "Die Anlage bei den Genossenschaften ist durchaus empfehlenswert, Sparer sollten sich aber vorher informieren", sagt Uwe Döhler vom Magazin "Finanztest" der Stiftung Warentest.
2,6 Prozent Zinsen für ein Jahr
Wie gut die Zinsen bei den Genossenschaften sind, zeigt eine aktuelle Auswertung des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) von 20 größeren Spareinrichtungen. So gibt es für Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist bis zu 1,9 Prozent Zinsen und bei Ratensparverträgen bis zu 2,75 Prozent.
Festgeldanlagen für ein Jahr werden mit bis zu 2,6 Prozent verzinst, bei fünfjährigen Anlagen sind es in der Spitze 3,5 Prozent. Beim Wachstumssparen gibt es zu Beginn bis zu 1,6 Prozent, und der Zins steigt beispielsweise im fünften Jahr bis auf 2,8 Prozent. Nur Tagesgeldangebote suchen Sparer bei den Genossenschaften vergeblich.
"Die Zinsen sind sehr attraktiv. Sie liegen deutlich über denen von Filialbanken und sind oft sogar besser als bei den Direktbanken", sagt Döhler. Fünf Genossenschaften bieten laut GdW bei allen Sparprodukten durchgängig attraktive Konditionen. Dazu zählen die Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft, die Wohnungsbaugenossenschaft Einheit (Erfurt), die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892, die MWG Wohnungsgenossenschaft (Magdeburg) und der Spar- und Bauverein Solingen.
Mitgliedschaft ist Pflicht
Die meisten Genossenschaften sind für alle Sparer offen, auch wenn sie nicht Mieter bei ihnen sind oder außerhalb der Region wohnen. Wer die Sparangebote nutzen will, muss den Genossenschaften zunächst beitreten und dafür einmalig Pflichtanteile kaufen. Die Spanne liegt laut GdW zwischen 10 und 300 Euro. Das Geld ist aber nicht verloren, denn die Anteile werden bei Austritt wieder erstattet und häufig auch verzinst.
Angehörige von Mitgliedern können bei vielen Genossenschaften Geld anlegen, ohne dass sie selbst beitreten müssen. Zwar gibt es für Anlagen bei den Genossenschaften keine gesetzliche Einlagensicherung, dennoch ist das Verlustrisiko gering. Denn als Sicherheit dient den Sparern der Immobilienbesitz der Genossenschaften.
Darüber hinaus werden ihre Jahresabschlüsse von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht kontrolliert. Zudem verfügt die GdW über einen Selbsthilfefonds, der Mitgliedern hilft, wenn sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Verlustrisiko ist gering
"Dieser Fall ist bislang aber noch nie eingetreten", sagt GdW-Hauptgeschäftsführerin Ingeborg Esser. Das Geld der Sparer sei gut geschützt, zumal die GdW auch selbst überprüfe, ob die Genossenschaften wirtschaftlich gesund seien. Auch Döhler bestätigt, dass das Verlustrisiko für Sparer sehr gering sei.
Allerdings sei es ratsam, sich vor einer Anlage den jüngsten Geschäftsbericht der Genossenschaft anzusehen, zumal diese Berichte auch für Laien gut verständlich seien. Die Spareinlagen dürfen die Wohnungsgenossenschaften übrigens ausschließlich für die Finanzierung ihres Immobilienbestandes nutzen. Und das Geld der Sparer ist sehr willkommen, denn sie müssen dafür deutlich weniger an Zinsen zahlen, als wenn sie Bankkredite in Anspruch nehmen.
Die Genossenschaften verzeichnen seit Ausbruch der Finanzkrise einen stetig steigenden Zulauf von Sparern. Laut GdW verfügen sie aktuell über rund 355.000 Sparkonten mit Einlagen von insgesamt rund zwei Milliarden Euro. Und der Verband erwartet, dass künftig weitere Spareinrichtungen eröffnen.
Für Döhler ist das eine gute Sache: "Sparer können so ihr Geld vor Ort anlegen und erfahren immer, was damit gemacht wird. Diese Transparenz gibt es bei den Banken nicht." (dapd)