Jedes Jahr fallen weltweit 40 Millionen Tonnen Elektronikschrott an. Doch kann das alles wirklich weg? Allein die Deutschen werfen pro Jahr 600.000 Tonnen Elektroschrott weg. Ein kurzer Blick auf diesen Abfall verrät, wie verschwenderisch wir mit unseren Ressourcen umgehen. Mancher Müll ist eine wahre Goldgrube.

Wie viel Elektroschrott gibt es?

Weltweit fallen jährlich 40 Millionen Tonnen Elektronikschrott an, so das Umweltprogramm der Vereinten Nationen. Allein die Deutschen werfen pro Jahr 600.000 Tonnen Handys, PCs, Föhne, Herde und Toaster weg. Etwa ein Viertel dieser Menge, also 150 000 Tonnen, wird jährlich illegal nach Afrika und Asien exportiert. Mit teils katastrophalen Folgen für die Umwelt. Denn auf den Müllkippen der Drittweltländer werden die Geräte unter primitivsten Bedingungen und ohne Schutz teils von Kindern ausgeschlachtet.

Warum ist Elektroschrott so ein großes Geschäft?

Weil bei der Herstellung von elektronischen Geräten, besonders von Handys und PCs, viele wertvolle Stoffe verwendet werden: Gold, Silber, Palladium, Kobalt, Kupfer und Seltene Erden. Eine Tonne Handy-Schrott hat einen Wert von etwa 10 000 Euro, eine Tonne PC-Schrott ist nicht ganz so viel wert, etwa 1500 Euro. Es ist also eine Menge zu holen in dem, was andere wegwerfen.

Wie hoch ist eigentlich die Recyclingquote?

Schätzungen zufolge landet in Deutschland etwa die Hälfte der elektronischen Geräte vorschriftsgemäß auf dem Recyclinghof. Und man schätzt, dass etwa ein Viertel des Goldes, Silbers und Palladiums, die in den Geräten stecken, zurückgewonnen wird. Leider landet in Europa jährlich Elektroschrott im Wert von 2 Milliarden Euro im Hausmüll und damit auch in der Müllverbrennung. Übrigens wandert ein alter Herd mit viel größerer Wahrscheinlichkeit ins Recycling als ein altes Handy: Von den 35 Millionen Handys, die in Deutschland jährlich verkauft werden, wandern nur fünf Prozent in die Wiederverwertung.

Geht da nicht noch ein bisschen mehr?

Die EU hat beschlossen, dass ab 2014 die Rücknahme- und Recyclingquote steigen soll, ab 2016 soll sie bei 45 Prozent des Gewichts liegen, ab 2019 bei 65 Prozent.

Kleines Beispiel aus dem Vorschriftensumpf gefällig?

Alle Händler müssen alte Geräte zurücknehmen, allerdings nur wenn ihre Verkaufsfläche größer als 400 Quadratmeter beträgt und das Gerät nicht länger als 25 cm ist. Zersägen der Geräte, um sie auf die richtige Länge zu stutzen, ist übrigens nicht erlaubt.

Warum werden Handys so selten zur Entsorgung gegeben?

Weil sie klein sind und meist noch nicht kaputt, wenn ein neues Handy angeschafft wird. Durch die gesponserten Handyverträge, bei denen man nach zwei Jahren fast gratis ein neues Gerät bekommen kann, wandern die alten, noch intakten Geräte meist in den Schrank. Zum Wegwerfen sind sie zu schade, sie funktionieren ja noch. Und als Notfall-Handy taugen sie allemal.

Zum Weiterverkaufen sind die meisten Besitzer schlicht zu faul. Deshalb haben große Firmen Rücknahme-Aktionen für Althandys gestartet, bei denen es für die Rückgabe Geld oder eine andere Vergünstigung gibt. Die Grünen haben jüngst gefordert, dass die Hersteller für jedes zurückgegebene Handy zehn Euro an die Besitzer zahlen sollten, damit ein finanzieller Anreiz geschaffen wird.

Warum brauchen wir immer wieder neue Geräte?

Weil wir uns daran gewöhnt haben, ein neues Gerät nicht nur dann zu kaufen, wenn das alte kaputt gegangen ist. Das sieht man an den Vertragshandys, die von vielen selbstverständlich alle zwei Jahre erneuert werden. Aber auch an PCs, die vor zwei Jahrzehnten noch gut sieben Jahre ihren Dienst verrichten mussten, heute im Durchschnitt aber nur noch zwei Jahre arbeiten dürfen. Oder an Flachbildfernsehern, die praktisch jährlich mit neuen Innovationen aufwarten: Internetanschluss, 3D-Fähigkeit oder der kommende Ultra-HD-Standard.

Sind wir eigentlich elektroniksüchtig?

Man könnte es meinen, denn in den 90er-Jahren standen in einem Haushalt im Schnitt fünf Geräte, heute sind es mehr als 30. Weil Elektronik in beinahe jedem Gerät steckt – und uns das Leben erleichtert.