Essen. . Das Essener Umweltamt und die Polizei haben zusammen am vergangenen Freitag ein illegales Lager von Elektroschrott mit über 400 Elektrogeräten in Essen-Borbeck ausgehoben. Die Polizei hat nun ein Strafverfahren eingeleitet. Stadt und Polizei vermuten, dass das Material exportiert werden sollte.

Es war ein spektakulärer Fund, auf den die Mitarbeiter des Umweltamtes, flankiert von der Polizei, da am vergangenen Freitag am Borbecker Weidkamp gestoßen waren: 400 Kühlschränke, abgeklemmte Kühlschrankkompressoren und anderer Elektroschrott lagerte illegal auf der mittlerweile geräumten Fläche neben den Gleisen. Die Polizei hat ein Strafverfahren gegen den Betreiber eingeleitet. Die Spur führt möglicherweise zum Gewerbegebiet Ripshorster Straße, auch „Little Lagos“ genannt: Stadt und Polizei vermuten, dass der Schrott oder Teile davon wegen des enthaltenen Metalls, vor allem Kupfer, exportiert werden sollte.

„Es gibt Personen, die an beiden Standorten auftauchen. Es ist der gleiche Stil, die gleiche Machart, nur eine neue Stelle“, schildert Michael Weskamp, Kommissariatsleiter bei der Polizei in Essen. Obliegt die Überwachung von Umweltsündern im Wesentlichen dem Umweltamt, so wird die Polizei nur bei besonders schweren Vergehen zur Unterstützung hinzugezogen. Dies war auch am Weidkamp passiert. Bei einer routinemäßigen unangemeldeten Prüfung war der Stadt die Fläche in Borbeck aufgefallen. Die Verwaltung erläutert: „Baurechtlich handelte es sich um einen Pkw-Stellplatz. Entsorgung war nicht genehmigt“, so Jeanette Kern vom Presseamt.

Export der Geräte ist streng verboten

Und das ist kein Kavaliersdelikt. Bei der Gewinnung der begehrten Kupfer-Innereien entweichen klimaschädliche Kühlmittel, die Flurchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs). Und zwar richtig viel: Bei 128 Gramm Kühlmittel ist der Schaden für die Umwelt in etwa so hoch, wie bei 20.000 gefahrenen Dieselkilometern. Die FCKWs sind 10.900 Mal schädlicher als Kohlendioxid. Mit Nachdruck warnt die Stadt ihre Bürger davor, die Elektrogeräte an fliegende Händler weiterzugeben oder die schweren Geräte vor der Abholung durch die Entsorgungsbetriebe Essen zu lange an der Straße stehen zu lassen.

Nicht nur das Ausweiden der Geräte an den Behörden vorbei ist in Deutschland streng verboten. Auch der Export ist wegen der oftmals unmenschlichen Entsorgersituation in den Empfängerländern nicht gestattet. Berichte über vor allem afrikanische Abnehmer sorgen seit Monaten auch hierzulande für Aufsehen.

Brücke ist schon lange bekannt

Der Polizei ist die Brücke zwischen dem Gewerbegebiet an der Ripshorster Straße in Dellwig und dem afrikanischen Kontinent lange schon bekannt. „Das ist ein sehr komplexes Thema. Bei der Vielzahl von Kleinst- und Subunternehmen, Unterstrukturierungen vieler Art, sind die Verantwortlichen nicht immer leicht zu ermitteln“, erläutert Kommissariatsleiter Weskamp.

Oftmals wandern die dortigen Altautos vollgepackt mit Elektroschrott über die Grenzen. Michael Weskamp: „Es gab da Autos, die komplett mit Fönen oder Toastern gefüllt wurden.“