Hamburg. . Udo Lindenberg ist schlicht ein Tausendsassa. Auf seiner jüngsten Tour hat die Fotografin Tine Acke den Mann mit Hut auf Schritt und Tritt mit der Kamera verfolgt: Herausgekommen ist der Bildband „Ich mach mein Ding“. Ein Interview über die großen Dinge: Liebe, Freundschaft und Tod.

Die Raucherlounge im Hamburger Hotel Atlantic ist voll mit Nichtrauchern. Udo Lindenberg und seine Langzeitfreundin Tine Acke sitzen mittendrin. Von keinem Fotografen lässt sich der Mann mit Hut so ablichten wie von der 35-Jährigen. Auf seiner jüngsten Tour begleitete die Hamburgerin ihn auf Schritt und Tritt mit ihrer Kamera – auf, über und hinter der Bühne. „Ich mach mein Ding“, heißt nun der daraus entstandene Bildband, der wie eine Liebeserklärung an den Panikrocker anmutet. Im Interview erzählt Lindenberg von Liebe, Freundschaft und dem Tod.

Privat sind Sie zusammen, haben Sie beide auch eine Arbeitsbeziehung?

Lindenberg: Es ist eine wunderbare Komplizenfreundschaft, und es ist auch Liebe. Das führt zu wunderbaren Ergebnissen. Da ist eine Vertrautheit und Nähe, sie kennt meine Schokoladenseiten. Wobei ich nur Schokoladenseiten habe, ich bin ein Produkt aus der Schokoladenfabrik!

Sind Sie eifersüchtig, wenn Udo mit Akrobatinnen auf der Bühne turnt?

Acke: Nein, das sind ja ganz gute Fotomodelle für mich.

Hatten Sie Angst um Tine, als sie unter der Hallendecke hing, um Sie bei der Show abzulichten?

Lindenberg: Ich war schwer besorgt! Der Techniker musste alle Gurte noch mal checken, damit alles sicher ist. Mir war klar: Ich würde sogar den Hut abnehmen und Tine auffangen, wenn sie aus 40 Metern von der Decke stürzt.

Socken als Wegweiser im Bühnennebel

Hat Udo sich bei der Bildauswahl in irgendeiner Form eingemischt?

Tine Acke und Udo Lindenberg. Foto: Tine Acke
Tine Acke und Udo Lindenberg. Foto: Tine Acke

Acke: Nein, zwischen uns herrscht absolutes Vertrauen. Ich weiß ja, wie er sich gerne sieht. Es sind Kleinigkeiten, auf die es ankommt: Der Hut muss immer parallel zur Brille sitzen.

Sie tragen neongrüne Socken zur Garderobe. Ihre Glückssocken?

Lindenberg: Klar, die bringen jede Menge Glück. Aber ich muss die grünen Socken auch zur Orientierung tragen. Ich habe diese unverschämt langen Beine, und auf der Bühne ist es ja oft nebelig und dunkel. Damit ich sehe, wo ich langtanze, guck ich nach unten, wo die Socken leuchten. Dann weiß ich: Ah, hier entlang. Denn von den Augen bis zu den Socken ist es doch ein weiter Weg.

In Ihrem Herz ist nicht nur für Tine Platz. Wie merken Sie, dass jemand es wert ist, in Ihr Leben involviert zu werden?

Buch, CD, DVD, TV - Lindenberg ist überall

Bildband: Udo Lindenberg und Tine Acke, „Ich mach mein Ding“. Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, Großformat, 300 S. mit 500 Abb., handsigniert, 49,95 Euro.

CD-Single: „Leben“ (Warner Music)

DVD: „Deutschland im März 2012 – Ein Roadmovie“ von Hannes Rossacher, als DVD und BluRay sowie als Fan-Edition mit Bonus-Audio-CD.

Fernsehen: Die ARD zeigt den Film am 1. Dezember, 23.45 Uhr.

Lindenberg: Das spüre ich sofort, ich bin Detektiv mit Spürnase. Gleich bei der ersten Begegnung merke ich, ob da eine goldene Chemie ist. Ich bin kein strenger Regisseur, es ist ein demokratisches Werk, bei mir kann sich jeder einbringen. Ich hab da so meine Weisheiten: zuhören, drauf eingehen, neugierig sein, immer flexibel bleiben. Schön ist, wenn’s auf der Bühne toll ist und sich wunderbare Freundschaften entwickeln, die tief gehen. Wie die mit Clueso oder wie mit Inga und Annette Humpe.

"Es gibt eine ziemliche Harmonie zwischen mir und mir"

Wie pflegen Sie all die Freundschaften? Sie müssten doch den ganzen Tag am Handy hängen!

Acke: Das tut er auch. Egal, wen du aus seinem Telefonverzeichnis anrufst, die Wahrscheinlichkeit, dass derjenige sagt, „Mit Udo habe ich auch gerade gesprochen“, ist ziemlich hoch.

Lindenberg: Da ist nun mal die sehr große Familie, ich bin so eine Art Pate. Und der Pate ist rund um die Uhr ansprechbar. Nicht so wie Thomas Mann, der Sprechstunden einrichtete für seine Kinder. Ich bin immer für die ganze Panikfamilie am Start.

Haben Sie Angst vorm Alleinsein?

Lindenberg: Nein, im Gegenteil. Ich find es wichtig, dass man auch sich selber begegnet und aushält. Ich begegne mir selber ganz gerne. Es gibt eine ziemliche Harmonie zwischen mir und mir.

Udo Lindenberg: Ich mach mein Ding.
Udo Lindenberg: Ich mach mein Ding. © Schwarzkopf&Schwarzkopf

Haben Sie manchmal Panik, dass es von heute auf morgen vorbei sein könnte?

Lindenberg: Wenn die Nachtigall verstummt, wird ganz Deutschland schwer vermummt, gehüllt in Tücher und in Leinen, um zu trauern und zu weinen! – Aber die Nachtigall wird noch lange nicht verstummen, ich bin „in good shape“. Mein Arzt sagt: „Udo, 30 weitere Jahre, das kriegen wir hin.“ Und da achte ich drauf. Das heißt: ordentlich bewegen, Sport, keine Zigaretten, nach der Mengenlehre trinken.

Welchen Sport treiben Sie denn?

Lindenberg: Im Moment bin ich auf dem Schwimmtrip, mit Gummihut ab ins Wasser. Zwei Kilometer jede Nacht im Hotelpool – eisenhart! Aber natürlich hat man trotzdem immer Angst, dass mal irgendwas ist. Der Tod kann von heute auf morgen zuschlagen. Deshalb hängt der Totenkopf als Ring auch dauernd an meiner Hand. Und deshalb soll man jeden Tag so intensiv leben, als wenn’s der letzte wäre und nicht alles immer auf morgen schieben.

Nun sitzen wir hier ausgerechnet in der Raucherlounge.

Lindenberg: Ja, aber ich rauche ja keine Zigaretten, sondern paffe nur ein bisschen an der Zigarre. Außerdem kann jeden Moment mein Freund Helmut Schmidt hier reinkommen, deswegen bereite ich das Aroma schon mal vor.