Oberhausen. . Der Mann mit dem Hut zieht zwei mal 12 000 Fans in der Arena in seinen Bann. Motto: „Es geht heute ab wie ein Zäpfchen! Endlich bin ich wieder im wilden Westen! Hier spürt man die Energie – locker, easy, geil!“ Und die Show ist wie immer bei Lindenberg große Oper, Ball Pompös und wie immer mit Gästen: Ole Feddersen und Sängerinnen aus dem Udo-Musical in Berlin.

Nach vier Jahrzehnten im Geschäft kann man Udo Lindenberg so schnell nichts vormachen. Und so schwebt der Mann, der von der Rente mit 67 viel weiter entfernt ist als die zwei Jahre, die der Kalender ausweist, über den Dingen. Auch bei den beiden ausverkauften Konzerten in der Oberhausener Arena, wo Lindenberg auf dem Luftweg anrockt: Ein 20 Meter langer Zeppelin trägt den Panik-Rocker über die Köpfe der 12 000 Fans hinweg in den Innenraum, Samstag wie Sonntag. „Ich mach mein Ding“: Schon früh wird bei den ersten NRW-Auftritten dieser Lindenberg-Tournee klar: Sie werden beide eine Menge Puste brauchen, der Mann mit dem markanten Hut genau wie sein Publikum, das bei dem zweieinhalb Stunden langen Jubelfest keine Ermüdungserscheinungen zeigt.

Udo Lindenberg geht "ab wie ein Zäpfchen"

Der Meister diktiert das Tempo: „Es geht heute ab wie ein Zäpfchen!“ knatscht Lindenberg beim ersten Mikrofon-Kontakt, „endlich bin ich wieder im wilden Westen! Hier spürt man die Energie – locker, easy, geil!“ Lindenberg weiß ja, wovon er redet: Er ist Westfale, aus Gronau – einer Stadt an der niederländischen Grenze, wo man dem großen Sohn der Stadt längst einen Udo-Lindenberg-Platz gewidmet hat.

Schon vor dem Konzert flackert eine alte Jukebox über die Videowand, breit wie die gesamte Bühne. Dazu erklingt die Filmmusik „Der Pate“ – Lindenberg liebt bei Live-Konzerten ja den Ball Pompös, die große Oper, das Gesamtkunstwerk – Votan Wahnwitz lässt grüßen. Also gibt es Feuereffekte und durchsichtige Glaskugeln, mit Artistinnen gefüllte, die wie Christbaumkugeln von der Hallendecke hängen, bis hin zu Vampiren, die plötzlich aus Särgen krabbeln.

"Voice of Germany“-Kandidat Ole Feddersen als Gast

Und wie immer umgibt sich Lindenberg mit auffälligen, guten Solisten, denen er die Bühne bereitet. Diesmal ist „Voice of Germany“-Kandidat Ole Feddersen dabei, für den in der Casting-Show im Halbfinale Schluss war. Der Wahl-Hanseat Lindenberg und der gebürtige Hamburger Feddersen teilen nicht nur ihre Vorliebe für markante Kopfbedeckungen, sondern auch die Stimme. Zum Finale gibt es das gemeinsame Duett – klar: „Reeperbahn“.

Das Panikorchester ist üppig bestückt, „es spielt die älteste Boyband der Welt“, sagt Lindenberg. „Der Rock’n’Roll hat uns immer fit gehalten.“ Ebenfalls ein Urgestein ist Bodyguard Eddy Kante, der beinah teilnahmslos am Bühnenrand hockt, einen Glimmstängel nach dem anderen raucht, Lindenberg beim Bad in der Menge begleitet.

Lindenberg-Doubles mit Hut pilgern herbei

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Musikalisch bietet das Konzert, was das Volk verlangt: „Cello“, „Meine erste Liebe“, „Hinterm Horizont“ und den „Sonderzug nach Pankow“. Die politischen Statements wirken inmitten der knallbunten Show ein wenig bemüht. Und doch klingt es nach ehrlicher Haut, wenn Lindenberg vom „Nazi-freien Revier“ träumt und mehr Gegenwehr gegen „braune Terror-Zellen“ und Fremdenfeindlichkeit fordert. Und wie Lindenberg das mit der „Bunten Republik Deutschland“ gemeint hat, sieht man auch, wenn es ihm zwischendurch mal die Schuhe auszieht: Der Panik-Rocker tanzt auf grünen Socken über die Bühne.

Rund vier Jahre nach seinem Comeback-Album „Stark wie Zwei“ ist Udo Lindenberg auf der Bühne so stark wie selten zuvor. Lindenberg, so scheint’s, wird immer zeitloser, auch für die Fans aller Generationen, die gern als Double verkleidet herbeipilgern. So ist das eben im Zeitalter der Udokratie.

Lindenberg in Oberhausen

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