Hamburg. .

Gut 700 Songs hat Udo Lindenberg innerhalb seiner Karriere geschrieben. Mehr als zwei Dutzend davon bot er beim MTV Unplugged-Konzert im Hamburger Hotel Atlantic dar - mit prominenter Unterstützung. Nun kommt die dazugehörige CD auf den Markt.

Stände der Mann nicht so gut im Saft, man könnte fast schon von einem musikalischen Vermächtnis sprechen. Gut zwei Dutzend akustische Grüße aus dem „Udoversum“ umfasst das Anfang Juni aufgezeichnete MTV-Unplugged-Konzert, für das seinerzeit eigens Bar und Lobby des Hamburger Hotels Atlantic in der Kulturfabrik Kampnagel nachgebaut wurden.

Gut zwei Dutzend also aus mehr als 700 Songs, die der heute 65-Jährige im Laufe seines prallen Rocker-Lebens geschrieben hat: vom 1972er „Good Life City“ (ja, damals trug er noch wallendes Haupthaar ohne Panik-Hut!) bis zum ganz neuen Stück „No Future“ im Doppel mit dem Rapper Max Herre – eine höchst spannende Kombination.

Drumherum: Schlaglichter aus fünf Jahrzehnten, in frischen Interpretationen ohne technisches Brimborium, streng nach dem Lindenbergschen Reinheitsgebot gebraut. Und wie üblich mit reichlich deutscher Pop-Prominenz verstärkt. Bei der launigen Single-Auskopplung „Ein Herz kann man nicht reparieren“ duettiert der Meister fröhlich mit Inga Humpe (2raumwohnung). Fürs runderneuerte „Cello“ leistet Clueso vokalen Beistand. Udos nölig-kongenialer Kumpel Jan Delay darf natürlich auch nicht fehlen („Reeperbahn 2011“). Und ein gewisser Stefan Raab beackert auf „Johnny Controlletti“ und „Honky Tonk Show“ hingebungsvoll die Trommelfelle.

Udo bringt 2 CD´s vom Konzert

Aus lokaler Sicht ist auch das bemerkenswert: Beim besagten-betagten „Good Life City“ wird der selbsternannte Panik-Präsident von Alina Süggeler & Andi Weizel verstärkt; die beiden Hattinger bilden zwei Viertel des aufstrebenden Quartetts Frida Gold („Wovon sollen wir träumen“, bekannt auch als ZDF-Song der Frauen-Fußball-WM). Hier wie in den anderen nicht gerade alltäglichen Paarungen Udo plus X zeigt sich einmal mehr, was für ein unglaublich guter Entertainer und Teamplayer der Rock-Unruheständler immer noch ist.

Und da ist noch so eine schräge Kombination. Bei „Wozu sind Kriege da“ präsentiert Udo keine Rentnerband, sondern ein Kiddie-Orchester: Erstaunlich professionell assistieren ihm das Kinder-Ensemble „Die coolen Elbstreicher“ und Zahnlücken-Drummer Juri Voutta.

Verblüffend, wie frisch und aktuell Songs wie „0 Rhesus Negativ“, „Reeperbahn“ (frei nach der Beatles-Penny-Lane) oder „Andrea Doria“ nach all den Jahrzehnten noch klingen. Kommt da gar ein bisschen Wehmut auf? Nein, nicht wirklich. Der Mann, der einst aus Gronau („an der Donau“) auszog, um den deutschen Rock neu oder überhaupt erst zu erfinden, hat es immer wieder geschafft, dem Genossen Trend die lange Nase zu zeigen. Bestes Bespiel: sein phänomenales, doppelt platinveredeltes Comeback-Album „Stark wie zwei“ von 2008. Im „Unplugged“-Konzert kredenzt er daraus „Mein Ding“ sowie: „Was hat die Zeit mit uns gemacht“. Tja, was eigentlich? In seinem Fall jedenfalls nichts wirklich Besorgniserregendes.

Wir halten fest: Natürlich ist der Mann eher ein Naturereignis als ein Musiker. Trefflicher und unverfälschter als bei diesem Konzert lässt sich das Phänomen Udo Lindenberg aber wohl kaum auf den Punkt bringen.

„Udo Lindenberg: MTV unplugged“: Das Album ist seit dem 16. September im Handel – in zwei Versionen. Einmal in einer „Einzelzimmer“-Edition mit 13 Songs und zusätzlich in einer „Doppelzimmer“-Edition mit 2 CD´s und 24 Songs. Ab 14. Oktober gibt’s das Konzert auf DVD und Blu-ray. Im Free-TV zeigt Viva eine einstündige Zusammenfassung zu folgenden Terminen:

  • Freitag, 16.9., 23.10 Uhr
  • Sonntag, 18.9., 19.10 Uhr
  • Sonntag., 25.9., 13.30 Uhr
  • Freitag, 14.10., 16.35 Uhr.