Essen. Ob Gastronomin, Türsteher, Soldat oder Patchworkmutter: Zehn Menschen aus dem Ruhrgebiet und der Region verraten, wie sie inneren Frieden finden.

Nicht nur zu Weihnachten ist die Sehnsucht gewaltig, zur Besinnung zu kommen und inneren Frieden zu finden. Wir haben zehn Mitmenschen aus dem Ruhrgebiet und der Region gefragt, wie sie dieses Ziel erreichen.

Jessica und Pascal Klösener aus Bottrop leben in einer Patchwork-Familie – und können am besten in der Sauna abschalten.
Jessica und Pascal Klösener aus Bottrop leben in einer Patchwork-Familie – und können am besten in der Sauna abschalten. © Privat

Jessica Klösener, Patchwork-Mutter aus Bottrop:

„Ich lebe in einer Patchwork-Familie. Mein Mann hat zwei Söhne mit in die Beziehung gebracht, ich eine Tochter. Für uns ist die Patchwork-Familie eine zweite Chance, die aber auch mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Die größte Herausforderung ist wohl, allen gerecht zu werden: dem eigenen Kind, den anderen Kindern, dem Partner. Innerer Frieden bedeutet für mich daher, mit mir selbst im Reinen zu sein. Also hinter den Entscheidungen zu stehen, die ich getroffen habe.

Gerade jetzt in der Weihnachtszeit ist das gar nicht so einfach. Jeder möchte natürlich Weihnachten mit seinen Kindern verbringen, aber es gibt nun mal nur ein Heiligabend. Da ist immer wieder Kompromissbereitschaft gefragt. Unsere Lösung ist, dass die Kinder jedes Jahr bei einem anderen Elternteil feiern. Dieses Jahr sind mein Mann und ich ganz alleine. Für mich als Mutter ist das immer wieder ungewohnt und es tut auch weh, aber man muss ja fair bleiben.

Reflektion und Fairness sind generell immer ein Thema. Von all dem Stress im Alltag kann ich am besten abschalten, wenn ich abends meine Serie gucke, gerne auch mit einem Glas Wein dazu. Mein liebster Ort der Ruhe ist die Sauna. Kurz vor Weihnachten waren mein Mann und ich auch wieder in der Sauna, um Kraft zu tanken für die Feiertage.“

Jochen Nothnage arbeitet seit über 30 Jahren als Türsteher in Hagen.
Jochen Nothnage arbeitet seit über 30 Jahren als Türsteher in Hagen. © Michael Kleinrensing

Jochen Nothnagel, Türsteher aus Hagen:

„Ich arbeite seit über 30 Jahren als Türsteher für verschiedene Clubs. Wenn es unter den Leuten zum Streit kommt, reicht meistens schon meine Erscheinung, damit sie wieder ruhig sind. Ich selbst bleibe sowieso immer gelassen. Nach so vielen Jahren entwickelt man eine gewisse Routine. Es sind ja eh immer dieselben Lappalien.

Wenn eine Situation droht, zu eskalieren, muss man heutzutage zusehen, dass man das mit Diplomatie hinbekommt. Es ist nicht mehr so wie früher: Da konnte sich jeder an die Tür stellen. Es gab es viele schwarze Schafe, das Image des Jobs hat sehr gelitten. Heute muss jeder, der als Security arbeiten will, erstmal eine Sachkundeprüfung ablegen. Sollte Diplomatie mal nicht weiterhelfen, ziehen wir die Leute an die Seite und rufen die Polizei, die das dann für uns regelt.

Wenn meine Schicht vorbei ist, nehme ich eigentlich nichts von der Arbeit mit nach Hause. Wenn einen der Job belasten würde, wäre man fehl am Platz. Auch mit meiner Familie rede ich eigentlich nicht über das, was auf der Arbeit passiert ist. Wenn ich etwas mit meiner Tochter unternehme, kann ich am besten entspannen. Vor allem, wenn wir zusammen im Freizeitpark sind. Da vergisst man alle Probleme.“

Die Weihnachtszeit ist für Tatjana Rihovski besonders stressig: Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie das Restaurant „Abseits“ in Essen.
Die Weihnachtszeit ist für Tatjana Rihovski besonders stressig: Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie das Restaurant „Abseits“ in Essen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Tatjana Rihovski, Gastronomin aus Essen:

„An Heiligabend hat unser Restaurant geschlossen, damit wir mit den Kindern zu Hause feiern können. Am 1. und 2. Weihnachtstag sind wir aber für unsere Gäste da. Die Weihnachtszeit ist generell stressig. Die Situation in der Gastronomie ist gerade personaltechnisch total schwierig. Ich habe auch das Gefühl, dass viele Leute irgendwie schwieriger sind als vor der Pandemie.

Da muss man öfter mal tief durchatmen und bis zehn zählen im Kopf, um ruhig zu bleiben. Mit manchen Gästen rede ich einfach wie mit meinen Kindern und erkläre ihnen alles so einfach und verständnisvoll wie möglich. Was in diesem Jahr besonders schwer war, war, dass wir als russisches Restaurant oft angefeindet wurden. Manchmal haben Leute hier angerufen, nur um uns zu beleidigen. Bei Google haben wir viele schlechte Bewertungen bekommen.

Das hat uns schon echt sprachlos gemacht. Zum Glück ist es mittlerweile besser geworden. Ich arbeite im Restaurant vor allem in der Küche, zusammen mit einer Küchenhelferin. Da kommt ein Bon mit Bestellungen nach dem anderen und wir versuchen, nichts durcheinanderzubringen. Zum Glück bin ich gelernte Steuerfachangestellte und habe das Planen echt gelernt. Um abzuschalten, ziehe ich mich immer in mein Arbeitszimmer zurück, in dem ich Dekorationen für Torten gestalte. Dann wissen auch meine Jungs: Wenn Mama in ihrem Arbeitszimmer ist, ist Pause angesagt.“

Polizeioberkommissar André Gaudschun (40) aus Bottrop hatte lange an einem Einsatz zu knacken, bevor er seinen inneren Frieden wiederfand. Polizei Recklinghausen.
Polizeioberkommissar André Gaudschun (40) aus Bottrop hatte lange an einem Einsatz zu knacken, bevor er seinen inneren Frieden wiederfand. Polizei Recklinghausen. © Polizei Recklinghausen

André Gaudschuh, Polizeioberkommisar aus Bottrop:

„Innerer Frieden ist ein hohes Gut, besonders, wenn man in einem Beruf arbeitet, der einem körperlich und zuweilen psychisch einiges abverlangt. Ersteres bemerkt man oft am selben Tag. Eine psychische Belastung erkennt man mitunter auch spät oder gar nicht. So erging es mir nach einem Einsatz, der mich länger beschäftigte, als mir lieb war. Eine junge Frau musste gesucht werden, da sie mit suizidalen Absichten aus einer Klink entwichen war. Ich bin als einer der ersten vor Ort gewesen. Als ich sie vorsichtig ansprach, blickte sie mich an. In ihren Augen lag nichts als Schmerz.

Außer Zuhören konnte ich in diesem Moment nichts tun. Wir haben uns zusammen hingesetzt. Sie erzählte mir, dass sie als Kind Opfer von sexueller Gewalt wurde und ich begann zu verstehen, warum sie diese Gedanken hatte. Während sie erzählte, griff sie nach meiner Hand. Normalerweise lässt man sich im Dienst gar nicht anfassen, aber das hier war etwas anderes. Daher habe ich es zugelassen. Kurz darauf musste ich ihr erklären, dass wir sie in die Klinik zurückbringen müssen. Sie willigte nur ein unter der Bedingung, dass ich sie im Rettungswagen begleite. Als wir auf der Station angekommen sind, musste sie mich loslassen. Vier Krankenschwestern waren notwendig, um den Griff zu lösen.

Als die Türen der Station hinter mir zufielen, schrie sie meinen Namen. Dieser Schrei sollte mich einige Monate verfolgen. Ich nahm mir vor dem Krankenhaus ein paar Minuten, um mich zu sammeln und war der Meinung, dass es damit getan war – ein Irrtum. Ich wurde nachts wach, wurde reizbar, zog mich zurück. Immer wieder habe ich über den Einsatz nachgedacht. Irgendwann hat mich ein Kollege zur Seite genommen und gefragt, was los sei. Ihm habe ich dann das alles erzählt. Ab diesem Zeitpunkt ging es mir wieder besser. Es gelang mir mit relativ einfachen Mitteln, meinen „inneren Frieden“ wiederherzustellen. Inzwischen sind ein paar weitere Mittel dazugekommen. Neben Gesprächen wirkt ein Spaziergang, der Umgang mit Tieren oder etwas Simples wie ein Kaminfeuer sehr beruhigend und erdend.“

Sabine Sauerborn aus Oberhausen schlichtet Streitigkeiten.
Sabine Sauerborn aus Oberhausen schlichtet Streitigkeiten. © Privat

Sabine Sauerborn, Mediatorin aus Oberhausen:

„Als Mediatorin weiß ich, dass es oft an Kommunikation mangelt. Da setze ich an. Wenn ich ins Spiel komme, bin ich die allparteiliche Dritte, eine Außenstehende, die mit anderem Blick auf Konflikte guckt. Ich versuche, beide Parteien zu verstehen – und das zwischenmenschliche Verständnis wiederherzustellen. Das tue ich, indem ich von der sachlichen Ebene auf die emotionale Ebene komme: Welche Interessen habe ich, welche Bedürfnisse stecken dahinter, was möchte ich eigentlich, was brauche ich, um glücklich zu sein?Ein klassischer Konfliktfall ist der Baum, der genau an der Grenze von zwei Nachbargrundstücken steht. Die Ebene, auf der wir gelernt haben zu streiten, ist: Der eine sagt „Der Baum bleibt stehen!“, der andere sagt „Der Baum muss weg!“

Dann geht es hin und her mit sachlichen Argumenten. Es wird diskutiert, was genau die Grenze ist, wer den Baum gepflanzt hat… Da findet man keine Lösung. Wenn ich als Mediatorin dahinter gucke und frage: „Warum ist es Ihnen so wichtig, dass der Baum da stehen bleibt bzw. wegmuss?“, dann stellt sich heraus: Der eine Nachbar hat Rückenschmerzen beim Blätterkehren und schafft es nicht mehr, der andere hat sich im Schatten des Baumes eine Chillout-Area angelegt und genießt das. In dem Moment habe ich eine Ebene geschaffen, auf der ich Verständnis der Seiten füreinander herstellen kann. Jeder versteht, was der andere braucht. Auf dieser Ebene kann man eine Lösung finden, da hat man Optionen eröffnet.

Es gibt wenige Sachen bei der Arbeit, die mich tatsächlich noch triggern. Aber was mir wirklich nahegeht, das ist, wenn im Trennungsfall Kinder betroffen sind, weil sie als Spielball und als Druckmittel benutzt werden. Das ist immer enorm schwierig aufzulösen. Und davon brauche ich dann auch schon mal meine Auszeiten. Ansonsten habe ich im Laufe der Zeit auch über verschiedene Meditationstechniken und Abgrenzungs-Techniken gelernt, das nicht nah an mich heranzulassen.

Mein Ratschlag, um mehr inneren Frieden zu finden: Einfach ein bisschen weniger Social Media nutzen, rausgehen in die Natur, joggen, sich bewegen, Licht tanken, so dass wir die Möglichkeit haben, uns zu erden und den inneren Frieden wiederzufinden.“

Der Essener Tim Vößing (24) trainiert sehr viel – und erlangt so innere Ausgeglichenheit.
Der Essener Tim Vößing (24) trainiert sehr viel – und erlangt so innere Ausgeglichenheit. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Tim Vößing, Boxer aus Essen:

„Ich glaube, dass der Sport einem dabei helfen kann, einfach mal abzuschalten, gerade auch wenn man Probleme oder Sorgen hat. Es tut gut, sich um etwas anderes zu kümmern. Beim Boxen bleibt einem ja auch nicht unbedingt die Zeit, sich nebenbei Gedanken um andere Dinge zu machen. Man kann sich auslasten und eine innere Ausgeglichenheit für sich selbst schaffen. Durchs Boxen kann man sich halt richtig verausgaben.

Mir persönlich hilft das Boxen schon, innere Ruhe zu finden. Es macht mich auch zufrieden, weil ich ja auf ein Ziel hinarbeiten kann und mich immer wieder darüber freue, etwas dafür geschafft zu haben. Das Schöne ist auch, dass man sich die Kämpfe aussuchen kann. Dann legt man die Kämpfe eben in die Phasen, in denen man an der Uni nicht unbedingt eine Prüfung hat und dafür lernen muss. Ich trainiere eigentlich immer, sogar wenn wir jetzt ein paar Tage wegfahren. In der Wettkampf-Vorbereitung trainiere ich zwölf Mal pro Woche, jeden Tag zweimal, sonntags nicht. In der Phase zwischen den Wettkämpfen trainiere ich sechs bis acht Mal.

Es ist ein sehr vielfältiges Training aus Kraft, Ausdauer, Boxen, Box-Technik, auch Laufen und Rudern. Mir hilft es auf jeden Fall, entspannter zu sein und auch in stressigen Situationen einfach alles deutlich gelassener zu sehen.“

Susanna Burmeister (65) ist seit 45 Jahren Kinderkrankenschwester auf der Neugeborenen-Intensivstation, der Neonatologie, im St. Elisabeth-Hospital Bochum.
Susanna Burmeister (65) ist seit 45 Jahren Kinderkrankenschwester auf der Neugeborenen-Intensivstation, der Neonatologie, im St. Elisabeth-Hospital Bochum. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Susanna Burmeister, Kinderkrankenschwester aus Bochum:

„Ich bin seit 45 Jahren Kinderkrankenschwester, nächstes Jahr darf ich in Rente gehen. Auf der einen Seite freue ich mich, auf der anderen Seite denke ich, mir wird was fehlen. Man verbringt schließlich mehr Zeit mit dem Team als mit seiner Familie. Wenn man Sorgen hat oder gerade einen Patienten verloren hat, ist es wichtig, dass man jemanden hat, mit dem man reden kann.

Die Kollegen können genau nachempfinden, wie es einem geht. Die schwersten Momente sind, wenn ein Frühchen verstirbt, wenn man wirklich alles versucht hat und dann doch aufgeben muss. Mit den Jahren lernt man, es nicht so sehr an sich heranzulassen. Früher bin ich mitgestorben, heute bin ich diejenige, die tröstet, so gut es eben geht. Während der Pandemie gab es Mütter, die wegen einer Corona-Infektion ihre Kinder nicht besuchen durften.

Wir können die Mutter natürlich nicht ersetzen, aber wir sind dann diejenigen, die das Kind betüddeln. Da entsteht eine besondere Bindung. Schön ist es immer, wenn die Kinder gesund nach Hause gehen. Auch die Dankbarkeit der Eltern bekommen wir sehr zu spüren. Manche schicken uns noch heute zu Weihnachten Karten mit Fotos. Ich würde den Beruf immer wieder wählen. Wenn ich nicht im Krankenhaus bin, entspanne ich zuhause, lese oder gehe an die frische Luft. Ich habe Familie in Essen und im Saarland, die ich gern besuche. Ich bin immer viel unterwegs, gerne unter Leuten. Das hilft beim Abschalten.“

Lkw-Fahrer Volker Kowalski aus Wetter hört im Stau Musik oder ruft seine Familie an.
Lkw-Fahrer Volker Kowalski aus Wetter hört im Stau Musik oder ruft seine Familie an. © Privat.

Volker Kowalski, Lkw-Fahrer aus Wetter:

„Was mich komplett runterbringt, ist Lesen. Ob Politik, Geschichte, technische Dokumentationen oder schlicht und einfach Belletristik und Comics: Ich habe eigentlich keine feste Richtung, lese meistens gleich fünf Bücher gleichzeitig. Es gibt auch Jungs, die das Buch rausholen, wenn sie im Stau stehen. Das geht aber nicht, finde ich. Man muss als Lkw-Fahrer die ganze Zeit konzentriert bleiben.

Ich versuche im Stau immer, mich nicht zu ärgern und höre Musik oder telefoniere. Wenn ich in Nordrhein-Westfalen unterwegs bin, stehe ich eigentlich immer 20 oder 30 Kilometer im Stau auf der A1 zwischen Kamener Kreuz und Hagen-West. Das nervt natürlich an dem Beruf, aber nach 32 Jahren habe ich mich daran gewöhnt. Ich bin auch immer noch gerne Lkw-Fahrer. Ich habe ganz Deutschland kennengelernt. Das Gute ist, dass ich nur im Werksverkehr arbeite, also pro Woche so im Jahresdurchschnitt nur eine Nacht weg bin. Im Fernverkehr ist das anders, das killt Familien.

Natürlich hätte auch ich gerne mehr Zeit für andere Spielereien, wie meine Modelleisenbahn zum Beispiel. Aber im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Situation zufrieden. Meine Kinder sind gesund, meiner Familie geht es gut, ich habe mein Häuschen, das ich bezahlen kann und einen vernünftigen Beruf. Das alles bedeutet für mich innerer Frieden.“

Kristina Kowalski aus Bochum hat durchs Yoga ihren inneren Frieden gefunden.
Kristina Kowalski aus Bochum hat durchs Yoga ihren inneren Frieden gefunden. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Kristina Kowalski, Yoga-Lehrerin aus Bochum:

„Zum Yoga bin ich gar nicht durch die Suche nach innerem Frieden gekommen, sondern weil mir damals für bestimmte Sportarten die Flexibilität gefehlt hat. Ich habe jahrelang versucht, diese Flexibilität über Stretching-Kurse und Flexibilitätsübungen zu bekommen. Dann bin ich irgendwann mehr durch Zufall in einer Yoga-Klasse gelandet. Die spirituelle Ebene ist erst später hinzugekommen. Und das ist das Praktikable an Yoga: Über die körperliche Praxis und über die Atemübungen passiert etwas mit dem Körpersystem und dem Kopf, den man da so mit sich herumträgt.

Man merkt: Irgendwie reagiere ich anders auf dieselben Umstände, als ich noch vor zwei Jahren reagiert hätte. Das fühlt sich ganz gut an!Klassisch bemerkt man das bei Weihnachts- oder Familienfeiern, bei denen man emotional oft an Grenzen gebracht wird, weil man mit der Familie so sehr verbunden ist. Manche Sätze von Eltern, Geschwistern oder Großeltern lösen heftige Reaktionen aus. Wenn man in so einer Situation auf seinem geistigen Liegestuhl liegt, denkt man: Irgendwie finde ich das gar nicht mehr schlimm, was derjenige sagt, denn ich sehe, woher das kommt.

Man findet durch Yoga eine Ebene des Mitgefühls, eine Offenheit und Weichheit im Umgang mit sich selbst und dem Äußeren. Aber auch eine innere Stabilität, also die eigenen Grenzen zu kennen und zu wahren. Um dann fluffig mitzuschwimmen mit dem, was kommt.“

Soldat Markus Erxleben (33) aus Düsseldorf kann sich beim Spaziergang mit seiner Familie entspannen.
Soldat Markus Erxleben (33) aus Düsseldorf kann sich beim Spaziergang mit seiner Familie entspannen. © Bundeswehr

Markus Erxleben, Soldat aus Düsseldorf:

„Ich bin seit 2008 bei der Bundeswehr, aktuell Zeitsoldat im Dienstgrad Hauptmann. Zurzeit bin ich als Jugendoffizier und diskutiere vor allem an Schulen über sicherheits- und verteidigungspolitische Themen. In meiner vorherigen Tätigkeit war ich bis 2018 vier Jahre lang beim Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Bolecke“ in Nörvenich stationiert, einem von vier Eurofighter Geschwadern in Deutschland. Ich habe an internationalen Übungen mit der NATO teilgenommen.

2016 war ich für einige Monate in der Türkei im Auslandseinsatz im Kampf gegen die Terrororganisation IS. Dieser Einsatz war als Soldat meine größte Herausforderung, die Erfahrungen haben mich bis heute geprägt. Mir war nach der Ankunft am Einsatzort sofort bewusst, dass es sich nicht mehr um Übungen oder Training handelt. Innerer Frieden bedeutet für mich deshalb, dass ich mit meinem eigenen Handeln, ob privat oder dienstlich, zufrieden sein muss. Sonst kann ich keine innere Gelassenheit finden.

Auch meine Familie ist für mich besonders wichtig, um inneren Frieden zu finden. Ich nehme mir auch fest vor, an jedem Tag mindestens eine kleine Unternehmung zu machen, die mir Spaß macht: Das kann ein Spaziergang mit meiner Frau und meinem Sohn sein, eine sportliche Aktivität oder Lesen.“