Bochum. Bochum ist die Partyhochburg des Ruhrgebiets. Eine Kneipentour zu besonderen Bars der Stadt – abseits des berühmten Bermudadreiecks.

Bier, Bars und Bochum, das gehört für Daniela Vokuhl einfach zusammen. „Wenn ich in den Hauptbahnhof einfahre und das Fiege-Schild sehe, das ist für mich Heimat“, sagt die 39-Jährige.

Bochum ist die Feierhochburg des Ruhrgebiets, seine Partymeile, das Bermudadreieck, deutschlandweit bekannt. Im Sommer feiern und trinken bis zu 30.000 Besucherinnen und Besucher täglich in den mehr als 80 Kneipen, Restaurants und Clubs zwischen Südring und Konrad-Adenauer-Platz.

Stadtführerin aus Bochum: „Ich bin im Bermudadreieck groß geworden“

„Ich bin im Bermudadreieck groß geworden“, sagt Vokuhl. „Aber Bochum hat so viel mehr zu bieten.“ Mehr, das sind für sie Kneipen mit Geschichte, die einem das Gefühl von Zuhause geben. Das sind Lokale, die Beständigkeit bieten, ohne altmodisch zu sein.

Das sind die Orte der Stadt, deren Charme sich erst auf den zweiten Blick offenbart. An genau diese Orte führt Vokuhl ihre Gäste während ihrer dreistündigen Kneipentour – die mit einem Superlativ startet: der kleinsten Kneipe Bochums.

Kneipen mit Tradition: Die Pinte im Bochumer Bermudadreieck

In der Pinte, die versteckt zwischen großen Restaurant- und Barketten mitten im Bermudadreieck liegt, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Wände holzvertäfelt, in der Ecke ein Sparschrank. „Seit 1986 gibt es hier betreutes Trinken. Mir gefällt der Slogan, weil er auch gelebt wird. Hier passt man noch aufeinander auf“, sagt Vokuhl.

Die wenigen Tische seien fast immer voll, meist besetzt von Stammgästen. „Auch wenn sich das ganze Bermudadreieck aufmöbelt, immer wieder neue Läden einziehen, alle auf Chichi machen, die Pinte bleibt, wie sie ist“, erzählt Vokuhl bei einem Bier.

Daniela Vokuhl ist in Bochum – und im Bermudadreieck – aufgewachsne. Heute führt sie Einheimische und Touristen zu besonderen Kneipen abseits der bekannten Partymeile.
Daniela Vokuhl ist in Bochum – und im Bermudadreieck – aufgewachsne. Heute führt sie Einheimische und Touristen zu besonderen Kneipen abseits der bekannten Partymeile. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Kneipentour durch Bochum: „Gesamtpaket aus Wohlfühlgefühl und Infos“

Platz nehmen, ein oder zwei Getränke ohne Hektik genießen, die Atmosphäre erleben können: Darauf lege sie während der Tour Wert. „Mir geht es nicht darum, möglichst viele Kneipen abzulaufen. Dann hätten wir auch einfach mit einem Bollerwagen von Tür zu Tür ziehen können.“

Ihre Kneipentour beschreibt sie als ein „Gesamtpaket aus Wohlfühlgefühl und Infos“. Wer teilnimmt, erfährt auf dem Weg von Bar zu Bar etwa, dass in der rund 360.000 Einwohner großen Stadt mehr als 60.000 Studierende leben. „Manche sagen, wir sind das Münster des Ruhrgebiets. Nur, dass man hier nicht so gut Fahrrad fahren kann.“

Bochum als „gallisches Dorf“ zwischen Essen und Dortmund

Vokuhl erzählt, dass ein Viertel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund hat und man daher wunderbar Essen gehen kann – von libanesisch über belgisch bis thailändisch oder türkisch. Und sie erklärt, dass die Start-up-Szene floriert.

„Bochum muss sich nicht verstecken. Wir haben eine Menge zu bieten, auch wenn wir das kleine gallische Dorf zwischen Essen und Dortmund sind.“ Ein „absolutes Muss“ für Vokuhl: eine Dönninghaus-Currywurst zur Stärkung.

Grönemeyer-Hit: Berühmte Dönninghaus-Currywurst in Bochum

„Gehste inne Stadt, wat macht dich da satt? Ne Currywurst“, sangen schließlich schon Diether Krebs und Herbert Grönemeyer. Ein Stopp im Bratwursthaus an der Kortumstraße gehört daher dazu – bevor es weiter geht in die nächste Lokalität, die abseits des Bermudadreiecks liegt.

„Die Wirtin, die wir gleich kennenlernen, hat mich quasi mit der Flasche großgezogen“, sagt Vokuhl. Hinter dem Tresen wartet Conny, „Urgestein“ und „Ruhrpott-Original“, bereits mit Gläsern voll Fiege. Seit 17,5 Jahren betreibt sie das „Fiege Kläppken“ an der Luisenstraße. Hier gibt es Knobelbecher, VfL-Tippspiele, Frühschoppen am Sonntag. „Willingen im Kleinformat“, findet Vokuhl.

Die kleineste Kneipe Bochums: die Pinte liegt unscheinbar mitten im Zentrum des Bermudadreiecks.
Die kleineste Kneipe Bochums: die Pinte liegt unscheinbar mitten im Zentrum des Bermudadreiecks. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Kumpel-Mentalität lebt in Bochumer Kneipen weiter

„Bei uns laufen überwiegend Schlager, alles rauf und runter“, sagt Conny, die selbst davon überrascht sei, dass sich in letzter Zeit vor allem die jüngeren Gäste wieder Klassiker von den Flippers wünschen. Generell ist das Publikum vor Ort gemischt, von Studierenden bis zu Rentnern mit Rollator.

„Ich habe das Gefühl, dass die Kumpel-Mentalität durch Kneipen wie diese weiterlebt. Hier geht es um Zusammenhalt und Offenheit. Sie sind für viele wichtig im Kampf gegen die Einsamkeit“, sagt Vokuhl.

Kortländer Kiez in Bochum zieht Kreative und Studierende an

Weiter geht es zu einem Ort der Stadt, der weniger für Tradition als für Veränderung steht. War das Kortländer Kiez vor 20 Jahren noch „schäbig“, zieht es heute Kreative und Studierende an. Wichtiger Treffpunkt im Viertel: die Trinkhalle an der Herner Straße.

„Unsere Idee war es, das Konzept Trinkhalle neu zu denken“, erklärt Barfrau Christine. Serviert werden – in und vor der Trinkhalle – regionale Biere, „nur aus Europa, meist aus Deutschland, vieles von Freunden von uns hier aus der Ecke“, sagt Christine.

„Trinkhalle“ in Bochum: Tradition und Moderne

Wen der Hunger überkommt, kann sich mit Biofrikadellen, Solei, sauren Gurken oder einer bunten Tüte versorgen. Hier, wo Tradition und Moderne zusammentreffen, endet Vokuhls Kneipentour.

Wer danach noch weiterziehen möchte, für den hält sie jede Menge Insider-Tipps parat, wie man sich am besten im Bochumer Nachtleben verlieren kann – ob im oder abseits des Bermudadreiecks.

Alle Infos zur Kneipentour durch Bochum

Ihre dreistündige Kneipentour „Von Pinte bis Kläppken“ bietet Daniela Vokuhl auf Anfrage für rund 170 Euro pro Gruppe (max. 12 Personen) an. Weitere Infos unter www.kommpottgucken.de.