Zum neuen Album von Rock-Legende Alice Cooper (73): ein sehr persönliches Gespräch über die Anfänge, seine erste Enkeltochter und Make-up-Tipps.
„Detroit Stories“ hält einige musikalische Überraschungen bereit, wie einen Song mit Motown-Soul-Sounds. Wie kam es dazu?
Alice Cooper: Aus Detroit kommen so viele unterschiedlichen Arten von Musik: Funk, Blues, Motown, insbesondere natürlich Hard Rock. Das ist der Grund, warum wir auf dem Album eben auch all diese verschiedenen Genres aufgreifen. Wir wollten jeden Stil wiedergeben, der zu Detroit gehört.
Würde es die Kunstfigur Alice Cooper ohne Detroit überhaupt geben?
Zum einem wurde ich dort geboren, zum anderen hat die Stadt in der Tat auch eine extrem wichtige Rolle in meiner Karriere gespielt. Zu Beginn versuchten wir uns in Los Angeles. Doch dort waren The Doors angesagt und Buffalo Springfield, Hippies und Liebe, das ganze Zeug eben. Wir passten einfach nicht in diese Musikszene, die Band Alice Cooper war zu gewalttätig, zu beängstigend für Los Angeles. Aber als wir zurück nach Detroit kamen und dort zum ersten Mal auf einem Festival spielten, sahen wir Iggy & The Stooges und MC5 auf der Bühne und waren begeistert. Unseren Auftritt feierte das Publikum dann total – denn wir waren noch lauter und noch aggressiver als die anderen. Als die Menge erfuhr, dass ich selbst aus Detroit stamme, wurde ich gefeiert wie ein verlorener Sohn.
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Gab es je eine Zeit in Ihrem Leben, in der Sie so lange zu Hause waren wie in dieser Pandemie?
Nur einmal 1983, während meines Alkohol- und Drogenentzugs. Ich nahm mir damals ein Jahr Auszeit, um wieder gesund zu werden. Und selbst zu der Zeit konnte ich es nicht erwarten, wieder auf der Bühne zu stehen. Dass die Pandemie nun so lange unser Leben bestimmen würde, konnte ja keiner ahnen. Unsere letzte Show haben wir vor fast genau einem Jahr gespielt, am 7. März in Berlin. Direkt danach wurde uns gesagt, dass Amerika die Grenzen schließen wird, also mussten wir so schnell wie möglich nach Hause. Meine Frau ist Teil der Show bei Alice Cooper und auch bei den Hollywood Vampires, insofern touren wir immer gemeinsam und finden es normal, 200 Tage im Jahr unterwegs zu sein. Wir mussten uns erst wieder daran gewöhnen, so lange zu Hause zu bleiben.
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Was genießen Sie daran besonders?
In der Zeit ist etwas Wunderschönes passiert: Meine jüngste Tochter hat ein Mädchen auf die Welt gebracht. Wir haben bereits drei Enkel, alles Jungs, doch wir wünschten uns noch eine Enkelin. Und nun ist sie da.
Sehen Sie sie oft?
Wir wohnen sogar zusammen. Es ist einfach toll! Wenn ich morgens aufwache, ist die Kleine da. Ich liebe es, sie im Arm zu halten und durchs Haus zu tragen. Daheim bin ich ein echter Softie. Wenn meine Enkelsöhne zu Besuch sind und Hockey spielen wollen, bin ich der erste, der mit ihnen raus läuft. Und ich weiß jetzt schon, dass ich meiner Enkelin niemals einen Wunsch abschlagen können werde. Ich werde sie sehr verwöhnen, so wie alle meine Enkel. Das Tolle am Opa-Sein besteht doch darin, dass man den Kids jeden Wunsch erfüllen darf, wenn sie zu Besuch sind, sie aber auch abends wieder an die Eltern übergeben kann.
Wie waren Sie denn als Vater?
Die eigenen Kinder erzieht man natürlich mehr. Unsere Kinder haben immer gesagt: Uns wäre es lieber, du verhaust uns mit einem Baseballschläger, als dass du uns sagst, dass du enttäuscht von uns bist. Insofern verhielten sie sich dementsprechend, machten nie Ärger, kamen nie mit dem Gesetz in Konflikt oder nahmen Drogen. Wir haben drei wirklich tolle Kinder großgezogen.
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Wussten die Eltern der Klassenkameraden, wer Sie sind?
Zu Hause waren wir so wie alle anderen Mütter und Väter. Wir gingen zu Elternabenden, ich war Fußball- und Baseball-Trainer für die Kleinen, die mich nur als „Coach Cooper“ kannten. Die Kinder hatten keine Ahnung, wie ich mein Geld verdiene. Es tat mir wahnsinnig gut, nicht Alice Cooper, sondern einfach nur einer der Väter zu sein. Ihre Eltern wussten es natürlich schon, allerdings gab es keine Probleme. Erst als ‚Wayne’s World‘ rauskam, realisierten auch die Klassenkameraden meiner Kinder, wen sie da vor sich hatten.
Wie sah Coach Cooper aus?
Ich trug meine Haare im Pferdeschwanz, hatte ein Baseball-Cap auf, sehr bürgerlich.
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Sie sind seit 45 Jahren verheiratet. Was ist ihr Ehegeheimnis?
Ich sage jungen Leuten immer: Heirate nicht den Menschen, den du liebst. Heirate den Menschen, in den du verliebt bist und der in dich verliebt ist. Außerdem: Versuche niemals, deine Ehe zu kontrollieren. Damit meine ich, dass man nicht versuchen sollte, dieses oder jenes an dem Partner zu ändern. In der Ehe geht es darum, zueinander zu finden und den Partner so zu nehmen, wie er ist.
Ihr Make-up gehört zu den bekanntesten im Musikzirkus. Haben Sie sich das selbst ausgedacht und tragen Sie es selber auf?
Als ich anfing, Make-up zu benutzen, wusste ich absolut nichts darüber. Ich fragte deshalb rum, was Clowns verwenden und kam so auf Fettfarbe für den Augenbereich. Im Gesicht benutze ich ein Produkt von MAC als Basis, das meine Falten ein bisschen ausfüllt. Aber schwarze Fettfarbe an den Augen ist die allerbeste Lösung und zwar aus folgenden Gründen: Egal, wie sehr man auf der Bühne schwitzt, sie verläuft nicht. Und nach der Show bekommt man das Zeug mit jedem Make-up-Entferner ganz einfach wieder ab. Ich brauche maximal drei Minuten, um es aufzutragen und kriege es in kürzester Zeit wieder runter. Mir tun die Jungs von Kiss deshalb oft richtig leid, die mit der ganzen Prozedur vermutlich eine Stunde beschäftigt sind.
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