Düsseldorf. Der DJ vom Friedhof: Theo Fitsos brachen wegen Corona sämtliche Aufträge weg. Seitdem legt der Düsseldorfer bei Beerdigungen auf.

Theo Fitsos düst mit seinem schwarzen Lastenfahrrad die Rheinpromenade entlang. Auf der Ladefläche transportiert er eine große Lautsprecherbox. Mit einem schwarzen Baldachin schützt der Düsseldorfer sein Equipment vor Regen. Fitsos ist Discjockey und muss heute Musik machen – auf einem Friedhof.

Eigentlich legt der 58-Jährige in den Clubs der Stadt auf. Doch die letzte Party durfte er im März 2020 beschallen. Dann begann die Corona-Pandemie und auch in Düsseldorf hatte es sich ausgetanzt. Fitsos brachen mit einem Mal alle Aufträge weg. Er hatte Langeweile. Der DJ saß zuhause, schaute sich einen Film an. „Da gab es eine Beerdigungsszene, und ich habe mich gefragt, warum es da so still ist“, erzählt Fitsos. „Man könnte doch auch Musik spielen.“

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Mit dem Lastenfahrrad zum Friedhof

Er sprach darüber mit Peter Nakaten vom Bestattungsunternehmen Scheuvens. Der fand die Idee klasse, für Beerdigungen einen DJ buchen zu können. Er bot diese Leistung den Angehörigen eines Verstorbenen an. Und kurz darauf stand Fitsos auf dem Friedhof in Düsseldorf-Eller und machte Musik.

Seitdem war er auf mehr als 30 Trauerfeiern. Zu den Terminen fährt er mit seinem neu angeschafften Elektro-Lastenrad. „Ich hatte eigentlich nicht das Geld, um es mir zu kaufen“, sagt Fitsos. Freunde halfen bei der Finanzierung und ebneten ihm den Weg zum Beerdigungs-DJ.

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Der fahrende Discjokey aus Düsseldorf: Theo Fitsos am Rheinufer.
Der fahrende Discjokey aus Düsseldorf: Theo Fitsos am Rheinufer. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Fitsos hat in seinem Leben schon häufig Erfolg durch kreative Lösungen gehabt. Nach seinem Abitur in Griechenland studierte er zuerst auf Lehramt. Fitsos brach ab und legte fortan Platten auf. 1986 startete seine DJ-Karriere. In Düsseldorf und Umgebung machte er sich bald einen Namen. Zwischendurch betrieb der Grieche in der Landeshauptstadt auch zwei Gaststätten. Doch die ganze Buchführung machte ihm zu schaffen.

„Always look on the bright side of life“

Also konzentrierte er sich ganz auf die Musik. Fitsos war ein gefragter Mann. Für seinen Erfolg hat er eine simple Erklärung. „Ich spiele das, was die Leute hören wollen“, sagt Fitsos. „Das ist mein Geheimnis.“ Er zückt sein Smartphone und zeigt ein Video. Der Clip zeigt seinen Auftritt auf einer Karnevalsparty. Vor der Gaststätte „Zum Uerige“ tanzt die Menge. „Am Anfang haben hundert Leute gefeiert“, sagt Fitsos. „Später habe ich mehrere tausend unterhalten.“ Mit Technoklängen wie bei „Sandstorm“ von Darude sorgte er für Stimmung.

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Am Grab geht es gedämpfter zu: „My way“ von Frank Sinatra spielt Fitsos häufig zur Begleitung auf dem letzten Weg, ebenso wie „Niemals geht man so ganz“ von Trude Herr.

Manchmal muss der DJ auch stutzen, wenn die Trauergemeinde einen ungewöhnlichen Wunsch hat. So erklang auf dem Friedhof auch schon der Song „Always look on the bright side of life“. Fitsos hat das fröhliche Lied der Komikergruppe „Monty Python“ gerne gespielt. „Das wird zu dem Verstorbenen gepasst haben“, sagt er.

„Das Geld spielt auch keine große Rolle“: Theo Fitsos macht auch ehrenamtlich Musik, unterhält etwa die Bewohner in Seniorenheimen mit seinen Schlagern.
„Das Geld spielt auch keine große Rolle“: Theo Fitsos macht auch ehrenamtlich Musik, unterhält etwa die Bewohner in Seniorenheimen mit seinen Schlagern. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Ehrenamtlich legt er für Senioren auf

Hohe Umsätze macht Fitsos mit seiner neuen Idee übrigens nicht. „Aber das Geld spielt auch keine große Rolle“, sagt er. Für die Bürgerstiftung macht Fitsos auch ehrenamtlich Musik. Dabei unterhält er die Bewohner in Seniorenheimen mit Schlagern.

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Der Entertainer freut sich allerdings schon auf die Zeit nach Corona. Wenn die Clubs der Stadt wieder öffnen und die Düsseldorfer wieder Party machen können, möchte er den passenden Soundtrack liefern. Doch auch zum Friedhof will Fitsos weiterhin fahren. Die Nachfrage nach einem DJ bei Trauerfeiern ist da. „Ich habe dabei auch eine große Dankbarkeit erlebt“, sagt er. „Deshalb habe ich mich entschlossen, damit weiterzumachen.“

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