Essen. Mittwoch bleiben viele Postbank-Filialen im Ruhrgebiet geschlossen. Deutsche Bank will fast jede zweite dichtmachen. Verdi ruft zu Protesten auf.
Zu Protesten gegen die geplante Schließung 250 Postbank-Filialen ruft die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten in den kommenden Tagen auf. In NRW finden am Mittwoch Betriebsversammlungen statt, zur zentralen Veranstaltung in Dortmund werden Beschäftigte aus ganz NRW erwartet. Viele Postbank-Filialen an Rhein und Ruhr bleiben deshalb am Mittwoch geschlossen.
Verdi fordert Verlängerung des Kündigungsschutzes
„Wir verlangen von der Deutschen Bank, den tariflichen Kündigungsschutz für die Beschäftigten der Postbankfilialen vorzeitig zu verlängern. Nur so kann auf Augenhöhe über die Pläne der Bank verhandelt werden“, sagte Jan Duscheck, Verdi-Bundesfachgruppenleiter für das Bankgewerbe. Der Gewerkschaft zufolge gibt es „erhebliche Unruhe in der Belegschaft und völliges Unverständnis für die von der Deutschen Bank beabsichtigen Filialschließungen“. Ihrem Ärger sollen sie am Mittwoch bei Protestaktionen Luft machen können, für sie werden die Betriebsversammlungen unterbrochen.
- In den Ruhrgebiets-Städten bleiben diese Filialen nach Auskunft der Postbank am Mittwoch geschlossen:
- Dortmund: Kampstraße, Kurfürstenstraße, Ginsterstraße und Hörder Bahnhofstraße
- Castrop-Rauxel: Lönsstraße
- Herne: Bebelstraße und Wanner Straße
- Bochum: Kortumstraße und Ruhrpark
- Essen: Willy-Brandt-Platz, Kaiser-Wilhelm-Straße und Marktstraße
- Mülheim: Friedrich-Ebert-Straße
- Witten: Hammer Straße
- Hattingen: Moltkestraße
- Recklinghausen: Martinistraße
- Marl: Marler Stern
- Gelsenkirchen: Husemannstraße und Hochstraße
- Gladbeck: Barbarastraße
- Oberhausen: Paul-Reusch-Straße
- Bottrop: Berliner Platz
- Duisburg: Kuhstraße, Goethestraße und Beethovenstraße
- Hagen: Berliner Platz
- Unna: Bahnhofstraße
Vor drei Wochen hatte Claudio de Sanctis, der Privatkunden-Chef des Mutterkonzerns Deutsche Bank, in der „Financial Times“ die Schließung von 250 der noch 550 Postbank-Filialen angekündigt. Zudem sollen in 100 der verbleibenden Filialen nur noch Bankdienstleistungen angeboten werden. Dann können Kundinnen und Kunden nur noch in bundesweit 200 Filialen auch Pakete aufgeben und Briefmarken kaufen. Um das aufzufangen, will die Deutsche Post neue Standorte in der Nähe der betroffenen Postbank-Filialen suchen.
Die Verpflichtungen, auch Postdienstleistungen anzubieten, stammten noch aus alten Verträgen mit der Deutschen Post. Diese seien mit der früheren Eigentümerin nun neu ausgehandelt worden, sagte Claudio de Sanctis. Viele Postbank-Filalen schrieben seit Langem Verluste, betonte er, hätten aber aufgrund der Verträge mit der Post nicht geschlossen werden dürfen. Ohne eine Zahl zu nennen, kündigte der Privatkundenvorstand auch die Schließung weiterer Zweigstellen der Deutschen Bank an.
Kritik an Filialschließungen auch von Verbraucherschützern
Arbeitnehmervertreter und auch Verbraucherschützer kritisieren den neuerlichen Kahlschlag im Filialnetz der Deutschen Bank und ihrer Tochter Postbank. „Die Nachricht, gerade jetzt nahezu die Hälfte der Filialen schließen zu wollen, klingt wie blanker Hohn für die Kundinnen und Kunden der Postbank“, sagte Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverband, unserer Redaktion. Denn angesichts der massiven und anhaltenden Probleme beim Online-Banking in den vergangenen Monaten solle die Deutsche Bank „den Kundenservice endlich verbessern, statt diesen durch Filialschließungen zu schwächen“, sagte Deutschlands oberste Verbraucherschützerin.
Seit Jahresbeginn seien bei den Verbraucherzentralen rund 1700 Beschwerden von Postbank-Kundinnen und -Kunden eingegangen. Das war eine Verdreifachung der Beschwerden gegenüber dem Vorjahr. Dabei ging es in vielen Fällen auch um den zum Konzern gehörenden Immobilienfinanzierer DSL. Etliche Kunden mussten lange auf die Auszahlung etwa ihrer DSL-Bausparverträge warten.
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Verdi und der Gesamtbetriebsrat der Postbank fordern nun beschäftigungssichernde Maßnahmen sowie eine vorzeitige Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes. Darauf ist die Deutsche Bank zumindest öffentlich bisher nicht eingegangen.