Mülheim. Siemens Energy fährt fast drei Milliarden Euro Verlust ein. Grund sind Probleme mit Windturbinen. In Mülheim und Duisburg läuft es viel besser.
Drei Jahre nach Abspaltung vom Mutterkonzern plagen Siemens Energy rote Zahlen auf Rekordniveau. Allein im dritten Geschäftsquartal sei ein Verlust von gut 2,9 Milliarden Euro aufgelaufen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Siemens Energy leidet nach eigenen Angaben unter Qualitätsmängeln bei Windturbinen der Tochterfirma Siemens Gamesa, während das Kraftwerksgeschäft mit großen Standorten in Mülheim und Duisburg brummt.
Auch interessant
Es gleicht einem Desaster: Für das gesamte Geschäftsjahr, das am 30. September endet, erwartet Siemens Energy einen Fehlbetrag von 4,5 Milliarden Euro. Der größte Anteil entfalle mit 1,6 Milliarden Euro auf Fehlkonstruktionen der Windturbinen. Um zu verhindern, dass die Anlagen ausfallen, muss Siemens Gamesa Rückstellungen für teure Reparaturen bilden. Das Unternehmen hat aber auch Probleme, Offshore-Windparks ans Laufen zu bringen, was mit 600 Millionen Euro ins Kontor schlägt. Die beiden Gamesa-Baustellen führen nach Angaben von Finanzchefin Maria Ferraro dazu, dass obendrein negative Steuereffekte das Ergebnis von Siemens Energy mit 700 Millionen Euro belasten.
Turbinen- und Generatorenbau läuft besser
Ein Sonderausschuss des Aufsichtsrats soll das Sorgenkind Siemens Gamesa nun wieder in die Spur bringen und die Qualitäts- und Produktivitätsprobleme in den Griff bekommen. Im November will Konzernchef Bruch einen neuen Strategieplan vorlegen.
Auch interessant
Den Problemen bei Siemens Gamesa zum Trotz, läuft es in den drei anderen Geschäftsbereichen von Siemens Energy rund. Die besten Zahlen liefert die Division Gas Services mit dem Turbinen- und Generatorenbau, zu der auch die großen Standorte in Mülheim und Duisburg gehören. Im dritten Geschäftsquartal kletterten die Umsatzerlöse um 21,2 Prozent auf 2,719 Milliarden Euro in die Höhe. Das Ergebnis wuchs gar um mehr als 200 Prozent auf 291 Millionen Euro.
Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:
- Vorwerk-Chef: Meine Frau wollte auch keinen Thermomix haben
- Biermarkt: Darum verkauft Stauder schweren Herzens wieder Dosenbier
- Sorgen bei Thyssenkrupp: „Stahlindustrie kämpft um Existenz“
- Galeria-Doppelschlag gegen Essen: Warenhaus und Zentrale weg
- Menschen in Not: So reagieren Einzelhändler auf Bettler vor ihrer Ladentür
Mit 10,7 Prozent hat Gas Services überdies die höchste Marge im Konzern mit seinen insgesamt rund 91.000 Beschäftigten. Den Auftragsbestand der Sparte beziffert Siemens Energy mit 41,3 Milliarden Euro. Entsprechend gut ausgelastet ist auch das Mülheimer Werk mit aktuell 4100 Mitarbeitenden. Nach Jahren des Abbaus werden hier wieder Stellen geschaffen.