Essen. Immowelt-Studie: Preise für Eigentumswohnungen sind binnen Jahresfrist in fast allen Revierstädten gesunken, vor allem in Oberhausen und Essen.

Die Preise für online angebotene Eigentumswohnungen sind in fast allen Städten des Ruhrgebiets gesunken – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Portals Immowelt. Demnach gaben die Preise in Oberhausen und Essen besonders stark nach. Gegen den allgemeinen Trend gestiegen sind sie dagegen in Gelsenkirchen und Hagen – dort allerdings von einem jeweils sehr niedrigen Preisniveau ausgehend.

Das Immobilienportal hat die Daten der in diesem Juni zum Verkauf angebotenen Bestandswohnungen in 91 ausgewählten Städten und Kreisen Westdeutschlands ausgewertet. Die Musterwohnung hat 75 Quadratmeter, drei Zimmer und wurde in den 1990er-Jahren gebaut. Untersucht wurden Eigentumswohnungen in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Steigende Angebotspreise gab es nur in neun Städten und Kreisen. In allen anderen sanken die Eigentumswerte in den vergangenen zwölf Monaten.

Dortmund überholt Essen bei Preisen für Eigentumswohnungen

Im Ruhrgebiet hat Dortmund mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 2723 Euro Essen (2703 Euro) als teuerste Stadt für Eigentumswohnungen abgelöst. Und zwar weil in Essen die Preise um 8,5 und damit weit überdurchschnittlich gesunken sind, während sie in Dortmund mit einem Minus von 3,3 Prozent unter den größten Städten Deutschlands noch mit am stabilsten geblieben sind. Oberhausen (-10,4 Prozent) gehört zu den zehn Städten in der Untersuchung, in denen die Preise zweistellig eingebrochen sind.

  • Bochum: 2380 Euro je Quadratmeter (-6,3 Prozent)
  • Dortmund: 2723 Euro/m2 (-3,3 %)
  • Duisburg: 1941 Euro/m2 (-6,9 %)
  • Düsseldorf: 4756 Euro/m2 (-6,1 %)
  • Essen: 2703 Euro/m2 (-8,5 Prozent)
  • Gelsenkirchen: 1632 Euro/m2 (+0,7 %)
  • Hagen: 1894 Euro/m2 (+2,1 %)
  • Herne: 1900 Euro/m2 (-6,5 %)
  • Mülheim: 2567 Euro/ m2 (-3,5 %)
  • Oberhausen: 1933 Euro/m2 (-10,4 %)
  • EN-Kreis: 2248 Euro/m2 (-8,9 %)
  • Kreis Mettmann: 2962 Euro/m2 (-3,8 %)
  • Kreis Recklinghausen: 2027 Euro/m2 (-7,7 %)
  • Kreis Unna: 2159 Euro/m2 (-11,2 %)
  • Kreis Wesel 2253 Euro/m2 (-9,6 %)

Am günstigsten sind Eigentumswohnungen in Gelsenkirchen mit einem Quadratmeter-Preis von 1632 Euro. Das waren zwar gegen den Abwärtstrend 0,7 Prozent mehr als im Juni 2022, aber mit Abstand weniger als in allen anderen untersuchten westdeutschen Städten und Kreisen. Auch in Hagen gab es ein kleines Plus von 2,1 Prozent, doch auch die 1894 Euro je Quadratmeter Wohnfläche zählen zu den niedrigsten Preisen im Westen.

Käufer können Angebotspreise nach unten verhandeln

„In allen Regionen Deutschlands sinken derzeit die Immobilienpreise. Auch in vielen Kreisen in den westlichen Bundesländern haben die Preise im vergangenen Jahr spürbar nachgegeben“, sagte Immowelt-Deutschlandchef Felix Kusch. Sein Portal ist hinter Immobilienscout 24 die Nummer zwei in Deutschland. Als Hauptgründe nannte er die gestiegenen Zinsen und damit erschwerte Finanzierungsbedingungen, die zu einem Nachfragerückgang geführt hätten. Das biete Käuferinnen und Käufern wiederum die Möglichkeit, über den angebotenen Preis noch verhandeln, sprich ihn weiter drücken zu können.

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Bei frei stehenden und Reihenhäusern sowie Mehrfamilienhäusern meldeten große Anbieter wie die LBS West und Sparkassen in den vergangenen Monaten noch relativ stabile Angebotspreise, nur in wenigen Städten begannen sie zu bröckeln. Für Eigentumswohnungen wurde eher mehr verlangt als ein Jahr zuvor. Allerdings betonten die Experten, dass die tatsächlichen Verkaufspreise dann oft doch niedriger liegen würden, weil die Preisvorstellungen nicht mehr dem Marktwert entsprächen.

Branche beklagt große Verunsicherung

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Das bestätigte jüngst der neue Preisspiegel des Immobilienverbands Deutschland (IVD) für NRW. Er enthält die Echtpreise bereits erfolgter Verkaufsgeschäfte und drehte besonders in den großen Revierstädten Dortmund, Bochum und Duisburg in allen Kategorien ins Minus. Peter Wallisch, Vizechef des IVD West, beklagte im Gespräch mit unserer Zeitung die große Verunsicherung der potenziellen Käufer, für die auch die Politik verantwortlich sei – mit dem in Deutschland geplanten Abschied von Öl- und Gasheizungen sowie der kommenden EU-Pflicht zur energetischen Sanierung.