Bochum/Düsseldorf. Vonovia und LEG leiden unter steigenden Zinsen und Baukosten. Mieterschützer warnen, dass Mieterinnen und Mieter für die Krise zahlen müssen.

Wenn die beiden Wohnungsriesen am Mittwoch, 17. Mai, vor ihre Aktionärinnen und Aktionäre treten, muss die LEG ihnen erklären, dass die Dividende komplett ausfällt und Vonovia deutlich weniger ausschüttet als zuvor. Mieterschützer haben es kommen gesehen, dass die börsennotierten Konzerne nach all den fetten Jahren unter gestiegenen Zinsen und Baukosten leiden. Nun befürchten sie negative Auswirkungen auch auf Mieterinnen und Mieter.

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„Die Mieter zahlen jetzt für die Krise“, sagt Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes NRW (DMB), nüchtern. „Das Geschäftsmodell der börsennotierten Unternehmen, in der Zeit niedriger Zinsen auf Pump hohe Gewinne einzufahren, ist Vergangenheit.“ Am Tag vor den Aktionärsversammlungen von Vonovia und LEG ziehen Mieterschützer aus ganz Deutschland nicht ganz ohne Genugtuung Bilanz. „Wir haben schon lange auf die Gefahren hingewiesen“, unterstreicht DMB-Geschäftsführer Daniel Zimmermann.

Mieterschützer warnen vor weiter steigenden Mieten

Dabei stört es ihn weniger, dass die LEG-Anteilseigner für 2022 ganz auf eine Dividende verzichten und die der Vonovia sich mit 85 Cent pro Aktie begnügen müssen. Die Mieterschützer warnen viel mehr davor, dass die Mieten in diesen Krisenzeiten noch weiter steigen werden und die Verunsicherung wachse. „Der Verkaufsdruck wird anhalten, um die teuren Kredite abzulösen“, prophezeit Knut Unger. Der Mieterschützer aus Witten verweist nicht nur auf den Verkauf zahlreicher Wohnungen, den Vonovia eingeleitet hat. „Die Instandhaltung wird zurückgefahren“, beobachtet Unger und argwöhnt, dass die Unternehmen mit eigenen Handwerkerdiensten künftig noch mehr Geld verdienen wollten. Die konzerneigenen Servicegesellschaften sind den Mieterschützern ohnehin ein Dorn im Auge.

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Nicht nur in Kiel beobachtet Helle Madsen von der Initiative „LEG-MieterInnen wehren sich“, dass sich das Unternehmen aus Düsseldorf bei Erhöhungsankündigungen stets „am oberen Ende des Mietspiegels“ orientiere und damit meist juristisch scheitere. Das bestätigt auch Markus Roeser vom Mieterverein Dortmund. „Die LEG orientiert sich meist am oberen Wert“, sagt Roeser. Die Gerichte dagegen plädierten für einen Mittelwert. Wenn sich Mieter wehrten, lenke die LEG meist ein. „Jeder, der sofort unterschreibt, sorgt dafür, dass das Mietgefüge weiter steigt“, warnt Roeser.

LEG: Wir orientieren uns an den gesetzlichen Regelungen

Die LEG selbst weist die Vorwürfe erwartungsgemäß zurück. „Als professioneller Vermieter prüfen wir in regelmäßigen Abständen, ob eine Miete noch dem Marktumfeld entspricht. Dieses Vorgehen gilt für die LEG ebenso wie für alle anderen Vermieter – völlig unabhängig davon, ob es sich um eine Privatperson oder ein Unternehmen handelt.“

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Dabei halte sich die LEG an die Vorschriften. „Vorgehensweise und maximaler Umfang von Mieterhöhungen sind sehr genau gesetzlich geregelt. An diesen gesetzlichen Regeln orientieren wir uns an allen LEG-Standorten“, unterstreicht der Sprecher und verweist auf Durchschnittszahlen. Danach zahlten LEG-Kunden im vergangenen Jahr rund 6,32 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Das sei über einen Euro weniger als der bundesdeutsche Durchschnitt. Vonovia gibt den Wert mit 7,40 Euro pro Quadratmeter an.

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Wie die Aktionäre auf den Sparkurs bei der Dividende reagieren, wird die Diskussion bei den Hauptversammlungen am Mittwoch zeigen. Vonovia hat erneut rein digital eingeladen. Die LEG bittet erstmals seit der Corona-Pandemie zu einer Präsenzveranstaltung in ein Hotel am Düsseldorfer Flughafen. Ab neun Uhr wollen Mieterschützer die Anteilseigner dort mit einer Protestkundgebung empfangen.