Düsseldorf. Der Chef des größten NRW-Vermieters LEG, Lars von Lackum, rechnet mit zu wenig Wohnraum. Konkurrenz um Wohnungen entstehe auch durch Zuwanderung.
Als zu Zeiten der schwarz-gelben Koalition von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) noch das Motto „Privat vor Staat“ heiß diskutiert wurde, galt die damalige „Landesentwicklungsgesellschaft“ als Paradebeispiel. Lagen die Aufgabenschwerpunkte der einst öffentlich-rechtlichen LEG ursprünglich bei Themen wie Wohnungsbau und Stadtsanierung, so entstand mit Hilfe von Investoren wie Whitehall und Goldman Sachs einer der größten Wohnungskonzerne Deutschlands. In NRW ist die Düsseldorfer LEG mit rund 167.000 Mietwohnungen und etwa 500.000 Bewohnern Marktführer noch vor dem Bochumer Konzern Vonovia. Vor zehn Jahren – am 1. Februar 2013 – ging die LEG an die Börse.
Lars von Lackum, ein gebürtiger Duisburger, der als Vorstandschef die heutige LEG Immobilien SE führt, betont allerdings gleich zu Beginn seines Auftritts vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) in Düsseldorf: „Ich bin nicht der böse Immobilienhai.“ Für „bezahlbares Wohnen“ wolle sein Unternehmen stehen. Im Durchschnitt betrage die Kaltmiete bei der LEG 6,43 Euro bei einer Größe von 64 Quadratmetern – das entspreche rund 400 Euro im Monat. „Das ist keine ruinöse Miete“, urteilt Lars von Lackum. Gerade Menschen „mit kleinem und mittlerem Einkommen“ will die LEG ansprechen. Viele Immobilien sind indes auch 30, 40 oder 50 Jahre alt.
Die Mieten der LEG sind im ersten Quartal 2023 um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen, wie aus der Zwischenbilanz des Unternehmens hervorgeht. Die allgemeine Inflation liege deutlich über den Preissteigerungen, mit denen Mieter konfrontiert seien, betont der LEG-Chef. Anders als seine Branche sei der Markt für Lebensmittel übrigens „nicht reguliert“, merkt der Immobilienmanager in diesem Zusammenhang an.
Die großen deutschen Wohnungskonzerne stehen unter Druck. Das lässt sich bei der LEG auch an einer
Dividenden-Nullrunde ablesen. Angesichts hoher Zinsen und Unsicherheit über die Bewertung des Immobilienbestands sollen die Gelder zur Stärkung der Bilanz statt für eine Gewinnausschüttung verwendet werden.
Immobilienbranche unter Druck
Deutschlands Marktführer Vonovia beschafft sich unter anderem mit dem Verkauf von Immobilien Geld. Fünf Objekte mit 1350 Wohnungen in Frankfurt, Berlin und München will der Bochumer Dax-Konzern für rund 560 Millionen Euro veräußern. Auch die LEG möchte sich von Wohnungen trennen. Es werde aber keine Notverkäufe geben, betont von Lackum.
Den Bau von neuen Wohnungen hat die LEG auf Eis gelegt. Beim derzeitigen Mietniveau seien Neubauprojekte nicht finanzierbar. Dabei gebe es eigentlich zu wenig Wohnraum in Deutschland – auch angesichts von Zuwanderung unter anderem aus der Ukraine. Lars von Lackum rechnet mit einem „deutlichen Unterangebot“ an Wohnungen. „Und das wird zu enormen gesellschaftlichen Spannungen führen“, sagt er. Betroffen seien insbesondere Menschen „mit geringen Einkommen“, an die sein Unternehmen meist vermiete. „Denn die konkurrieren in direkter Weise auch in unseren Beständen in der Anmietung mit denjenigen, die neu zu uns kommen“, so der LEG-Chef, der unter anderem auf ukrainische Flüchtlinge sowie zugewanderte Facharbeiter verweist. Der Wohnungsmangel sei „ein nicht zu unterschätzendes Problem“.