Düsseldorf. Das Ruhrgebiet holt beim Wirtschaftswachstum und bei Firmengründungen auf. Die NRW-Bank sieht in einer Analyse aber auch eine Reihe von Defiziten.

Die wirtschaftliche Aufholjagd, die sich das Revier auf die Fahnen geschrieben hat, scheint aufzugehen: „Man merkt im Ruhrgebiet deutlich die Transformation vom produzierenden Gewerbe hin zum Dienstleistungszentrum in NRW. Der Strukturwandel wirkt“, sagt Claudia Hillenherms, Mitglied des Vorstands der NRW-Bank.

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Die landeseigene Förderbank untersucht regelmäßig, wie sich die nordrhein-westfälischen Regionen entwickeln. Danach hat das Ruhrgebiet seinen langjährigen Rückstand beim Wachstum im Vergleich zum übrigen Bundesland verringern können. Während im Corona-Jahr 2020 das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf landesweit um 3,0 Prozent schrumpfte, ging es an der Ruhr nur um 2,6 Prozent zurück. Auch in den beiden Jahren zuvor hat das Revier nach Erkenntnissen der NRW-Bank „solide Wachstumsraten“ oberhalb des Landesdurchschnitts erwirtschaftet.

Dienstleistungen überholen produzierendes Gewerbe

In den ehemals durch Kohle und Stahl geprägten Städten Dortmund, Bochum und Essen macht die Wertschöpfung im produzierenden Gewerbe, das jahrzehntelang eine überragende Rolle spielte, nur noch deutlich weniger als zehn Prozent aus. Inzwischen dominiert ruhrgebietsweit der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 75 Prozent – zwei Prozent mehr als der Landesdurchschnitt.

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„Der positive Trend in der Metropole Ruhr spiegelt sich auch in der Gründerszene wider“, erklärt NRW-Bank-Vorständin Hillenherms. Mit 21,4 Gründungen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt das Revier zwar weiterhin leicht unter dem Landesdurchschnitt. Die Stadt Essen sei aber „für Jungunternehmer äußerst attraktiv“, meint Hillenherms. Nach Düsseldorf und Köln belege Essen mit 30,7 Firmen-Neugründungen Platz drei in NRW. Weit vorn rangiere auch Mülheim mit einer Quote von 25,8.

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Hohe Arbeitslosigkeit, wenig Wohlstand

Bei allen Fortschritten weist die NRW-Bank aber auch auf die „Herausforderungen“ hin, mit denen sich das Ruhrgebiet konfrontiert sieht: Der Wohlstand gemessen am Bruttoinlandsprodukt beträgt im Revier gerade einmal 85 Prozent des Landesdurchschnitts von 38.760 Euro. Mit 23.500 und 26.400 Euro pro Kopf ist die Kaufkraft in Bottrop und Herne am niedrigsten. Die Essenerinnen und Essener sind dagegen mit 44.700 Euro überdurchschnittlich wohlhabend. Auch mit seiner Arbeitslosenquote von 9,7 Prozent hinkt das Ruhrgebiet dem NRW-Durchschnitt hinterher. In keiner anderen Region des Landes gibt es mehr Erwerbslose.

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Nachholbedarf für das gesamte Bundesland sieht die NRW-Bank bei der Innovationskraft. Nur 15 Prozent aller in Deutschland neu angemeldeten Patente kommen aus Nordrhein-Westfalen. Unangefochtene Spitzenreiter seien Bayern (33 Prozent) und Baden-Württemberg (30 Prozent). Das Ruhrgebiet schneidet hier noch schlechter ab als der NRW-Durchschnitt. Allein die Stadt Essen ragt bei der Zahl der angemeldeten Patente heraus und wird nur von wenigen anderen Regionen überholt.