Essen. Smarte Thermostate können dabei helfen, die Heizkosten zu senken. Das Start-up Tado plant, mit dieser lernenden Technik an die Börse zu gehen.

Die Energiepreise explodieren. Vor allem beim Heizen haben es Verbraucherinnen und Verbraucher durch das Absenken der Raumtemperatur ein Stück weit in der Hand, wie hoch ihre Jahresrechnung ausfällt. Der aus Düsseldorf stammende Gründer Christian Deilmann sieht in intelligenten Heizungsthermostaten einen wichtigen Hebel zum Sparen. Mit seinem Start-up Tado hat er es bereits zum europäischen Marktführer gebracht.

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Künstliche Intelligenz spielt eine immer größere Rolle bei der Energiewende. „Wenn wir Heizungen und Klimaanlagen mit Daten füttern, können wir gleichzeitig Komfort und Effizienz steigern. Im Schnitt können Nutzer dadurch mit der Hilfe von smarten Thermostaten jährlich 22 Prozent des Heizverbrauchs einsparen“, sagt Deilmann. Bei einer durchschnittlichen Heizkostenrechnung in Höhe von 1415 Euro einer Gasheizung in der zurückliegenden Heizperiode von September 2021 bis März 2022 wäre das nach Erkenntnissen des Verbrauchsportals Check24 eine Ersparnis von 311 Euro. Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine haben die Gaspreise allerdings merklich angezogen.

App berücksichtigt die Wettervorhersage

Da Mieterinnen und Mieter in der Regel keinen Einfluss auf die Wahl der Heizungsanlage im Haus haben, bleibt ihnen allein, das eigene Heizverhalten auf den Prüfstand zu stellen. Intelligente Thermostate können sie dabei unterstützen. „Sie erkennen, wenn ein Fenster geöffnet ist. Herkömmliche Geräte fahren die Heizung hoch, weil die Temperatur im Raum sinkt“, nennt der Tado-Geschäftsführer ein Beispiel. „Unsere App berücksichtigt nicht nur das Verhalten der Menschen in einer Wohnung, sondern auch die örtliche Wettervorhersage.“

Tado-Geschäftsführer Christian Deilmann.
Tado-Geschäftsführer Christian Deilmann. © Tado | Tado

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Tado bezeichnet sich auf diesem Sektor selbst als europäischer Marktführer. Mehr als zwei Millionen smarte Regler seien bereits verkauft. Sie seien einfach austauschbar, betont Deilmann. Zum Technikpaket gehört eine App, die alle Mitglieder eines Haushalts nutzen sollten. Wenn der letzte die Wohnung verlassen hat, sendet dessen Smartphone diese Information an die Thermostate, die dann die Heizung automatisch herunterfahren.

Kooperation mit Energieversorgern

Nähert sich die erste Bewohnerin dem Haus wieder, regelt sich die Temperatur wieder nach oben. „Die App erkennt die Distanz der Menschen zur Wohnung, den genauen Aufenthaltsort erheben wir nicht“, versichert der Geschäftsführer im Hinblick auf Datenschutz und -sicherheit.

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Deilmann beobachtet, dass die Nutzerzahlen vor allem in Nordrhein-Westfalen wüchsen. „Im vergangenen Jahr betrug das Plus von Neuinstallationen von Haushalten rund 40 Prozent“, sagt er. Tado kooperiere inzwischen mit zwölf der 20 größten Energieversorger in Europa, darunter der Essener Branchenprimus Eon. Partnerschaften gibt es aber auch mit Stadtwerken wie den Dortmundern.

Eon und Amazon gehören zu Tado-Gesellschaftern

Hinter dem Unternehmen mit seinen aktuell 180 Mitarbeitenden stecken eine Reihe namhafter Investoren wie Eon, Siemens, Total und die Europäische Investitionsbank. Seit 2018 gehört auch der weltgrößte Onlinehändler Amazon zu den Gesellschaftern und Vertriebspartnern von Tado. Gründer Jeff Bezos will das deutsche Start-up nach eigenen Angaben beim Aufbau seines eigenen Smart-Home-Systems nutzen.

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„Wir wollen Tado an die Börse bringen. Mitte des Jahres könnte es so weit sein“, kündigt Geschäftsführer Deilmann an. Doch das ist nicht der einzige Plan des jungen Unternehmens. „Wir bieten auch Energie mit zeitvariablen Tarifen an. Dadurch können Heizungsanlagen dann laufen, wenn der Börsenpreis für Strom günstig ist. Tanks mit heißem Wasser dienen uns dabei als Energiespeicher“, erklärt Deilmann. Tado will zudem in das Geschäft mit Elektroladestationen einsteigen, um E-Autos intelligent mit Solarstrom aufzutanken.

>>> Thermostate funktionieren in 95 Prozent der Haushalte

Herkömmliche Thermostate lassen sich nach Angaben von Tado „innerhalb kürzester Zeit“ durch die smarten Geräte ersetzen. Die Technik funktioniere in 95 Prozent aller Haushalte in Europa und 18.000 Heizungssystemen von über 900 Herstellern. Die App ermögliche überdies, die genauen Heizkosten zu ermitteln.