Bottrop. Der Bottroper Schmalzhersteller Laru will mit Grillprodukten junge Käuferschichten erschließen. Dabei nutzt er den Online-Supermarkt Utryme.

Schmalz von Schweinen und Gänsen scheint so gar nicht in den Trend zu veganer oder wenigstens vegetarischen Ernährung zu passen. Doch der führende deutsche Hersteller Laru aus Bottrop hat seine Nische gefunden und ist gerade dabei, mit Chili-Note und moderner Verpackung auch junge Verbraucher für Schmalz zu erwärmen. Dabei nutzt er den Online-Supermarkt Utryme.

Oliver Köther redet nicht lange um den heißen Brei herum. Der Laru-Geschäftsführer weiß, dass Schmalz auf dem Brot oder als Geschmacksverstärker im Rotkohl eher ein gesetzteres Publikum anspricht. Überdies sind die Grieben-Produkte auch eher in kalten Jahreszeiten gefragt. Köthers Ziel ist es aber, die Marktführerschaft des Bottroper Traditionsunternehmens zu erhalten.

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„Laru ist der einzige Anbieter von Schmalzspezialitäten im Lebensmitteleinzelhandel, der in fast jedem Supermarkt zu finden ist,“ sagt der Geschäftsführer, der gerade dabei ist, die Marke Laru zu modernisieren. „Die älteren Verbraucher sterben allmählich, und junge Leute können mit Schmalz wenig anfangen. Deshalb entwickeln wir neue Produkte mit neuen Verwendungsanlässen.“

30 Mitarbeiter produzieren jährlich über 10.000 Tonnen

Die kleine Fabrik, die mit ihren 30 Mitarbeitern jährlich mehr als 10.000 Tonnen Fettprodukte produziert, hatte es zunächst mit scharfen Geschmacksrichtungen versucht. Doch der Chilischmalz, räumt Köther ein, war „nur schwer zu vermarkten“. Und so kam er auf die Idee, den pikanten Schmalz in einer schwarzen Box als Alternative zur Kräuterbutter in der Grillsaison anzubieten. Mit Erfolg.

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Für die Zeit, wenn die Grills allmählich wieder weggepackt werden, plant Laru die nächste Innovation. „Im Herbst werden wir ,Schnitzelglück‘ auf den Markt bringen. In Schmalz mit Griebenstückchen lassen sich Schnitzel besonders gut braten“, meint Köther. Auch wenn Schmalz weniger Cholesterin enthält als Butter, gehört es nicht gerade zu den leichten Lebensmitteln. „Wir sind in einer Nische, wir sind fetthaltig und nicht im Low-Calorie-Segment unterwegs. Es gibt eben auch den Trend zum Genuss einer Schmalzstulle.“

Rinderfett für belgische Pommes

Die Basis für ihre Produkte bezieht Laru aus Fettschmelzen in der Umgebung. Das Fett kommt warm und in flüssiger Form nach Bottrop und wird dort in Silos zwischengelagert, um hernach weiterverarbeitet zu werden. Die Firma hat nicht nur Schweine- und Gänseschmalz im Repertoire, sondern auch Rinderfett. „Unser Rinderfett geht fast ausschließlich in den Export. Der größte Markt ist Belgien, wo häufig Pommes frites in Rinderfett frittiert werden“, sagt Köther.

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Auch wenn sein Unternehmen ganz bewusst eine Kundschaft im Blick hat, die nicht in erster Linie auf eine schlanke Taille achtet, treibt den Geschäftsführer freilich auch um, dass in manchen Supermärkten inzwischen neben seinen Schmalz-Spezialitäten auch eine fleischlose Version steht, die nicht aus Bottrop kommt. Köther will sich noch nicht in die Karten gucken lassen, bestätigt aber: „Natürlich schauen wir auch nach links und rechts. Der Handel sucht nach veganen Alternativen.“

Muster-Onlinesupermarkt Utryme wächst

Um die Akzeptanz ihrer Innovationen zu testen, hat Laru die Produkte über den Online-Supermarkt Utryme angeboten. „1500 Muster vom BBQ Booster waren bei Utryme innerhalb von 72 Stunden vergriffen“, sagt Geschäftsführer Oliver Köther. Immer mehr namhafte Lebensmittel- und Konsumgüterhersteller nutzen die Plattform des Start-ups, um ihre Produktneuheiten vor der geplanten Markteinführung bekannt zu machen und über Utryme Marktforschungsdaten zu erhalten.

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„Den Markt mit Warenproben haben früher Agenturen beherrscht. Inzwischen sind wir der am schnellsten wachsende Anbieter in Europa“, sagt Mitgründer André Moll. Utryme habe den Umsatz zuletzt innerhalb eines Jahres um das 13-Fache gesteigert und die Kundenzahl um das Fünffache. Inzwischen nutzen mehr als 450 Hersteller die Plattform, um Produktneuheiten vorzustellen. Unter ihnen sind große Konzerne wie Dr. Oetker, Tchibo, Ferrero, Red Bull, aber auch Schokoladenmanufakturen wie Beschoki aus Wattenscheid oder Ecofinia aus Bochum. Neu dazu gekommen sind zuletzt etwa auch Landpark Bioquelle aus Dorsten, Biohacks aus Düsseldorf und eben Laru Schmalz aus Bottrop.

„Jeder Trend hat einen Gegentrend“

Nutzer können sich für 24,90 Euro ein buntes Produktpaket online zusammenstellen und bekommen es nach Hause geschickt. Wie viel der einzelne Artikel kostet, erfahren sie bewusst nicht. Denn nach dem Konsum sollen die Kunden – inzwischen sind es rund 130.000 und die meisten von ihnen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren – ihr Urteil abgeben.

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„Wir geben den Herstellern die Möglichkeit, ihre Neuheiten zu präsentieren. Damit wollen wir den Zeichen der Zeit folgen und die Megatrends Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, vegan und vegetarisch abbilden“, erklärt Moll. So befinde sich gerade ein süßer Senf mit reduziertem Zuckeranteil in der Testphase. Es gibt aber auch Kokoslikör und eben Schmalz aus Bottrop. Die Erklärung liefert der Utryme-Mitgründer gleich mit. „Jeder Trend hat einen Gegentrend, weil manche Leute ihren Ernährungsfokus anders legen. Grillen ist zur Religion geworden.“