Bochum. Vegane Ernährung boomt. Davon profitiert der Bochumer Schokoladen-Hersteller Ecofinia. Er exportiert in 50 Länder.
Die Vollmilch-Schokolade ist seit jeher die beliebteste Sorte der Verbraucher in Deutschland. Knapp neun Kilogramm Schokolade werden pro Jahr vernascht. Der Trend zu veganer Ernährung hat aber inzwischen auch die Süßwarenbranche erfasst. Von dem Wunsch, auf tierische Zutaten zu verzichten, profitiert das Bochumer Schokoladen-Unternehmen Ecofinia. „Vegane Produkte boomen“, sagt Gründer und Geschäftsführer Andreas Meyer.
Reisdrink statt Kuhmilch, Kokosblüten-Zucker statt raffiniertem Zucker und natürlich nachhaltig angebauter Kakao – auch beim Genuss von Schokolade achtet eine wachsende Zahl von Konsumenten auf gesündere Rohstoffe. „Der Trend zur veganen Ernährung wird seit 2015 immer stärker“, erinnert sich Meyer. Sein Unternehmen – im Jahr 2000 in Castrop-Rauxel gegründet und seit drei Jahren Bochum, der Heimatstadt des Gründers ansässig – hatte sich von Anbeginn auf Bio-Schokolade fokussiert und bereits vor dem Start des veganen Hypes eine rein pflanzliche Marke auf den Markt gebracht.
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Größter Abnehmer der veganen Linie iChoc mit ihren inzwischen sieben Geschmacksrichtungen war von Anbeginn die Drogeriemarktkette dm. „Damit waren wir auf einen Schlag in rund 2000 Filialen bundesweit vertreten“, erzählt Meyer. Die Schokolade gibt es aber auch in Bioläden, Reformhäusern und natürlich im eigenen Webshop. „Vegane Ernährung ist als sehr frauenaffiner Trend gestartet. Das ändert sich aber gerade“, beobachtet der Ecofinia-Chef. Seine Produkte vertreibt er inzwischen in 50 Ländern. Vegane Nahrungsmittel seien vor allem in Finnland, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Kanada beliebt.
Den Erfolg der veganen Schokoladensorten erklärt sich Andreas Meyer auch mit der technologischen Weiterentwicklung. „Sie sind geschmacklich nur noch schwer von den klassischen Milchschokoladen zu unterscheiden“, sagt er. Die sandige Konsistenz, die Bio- und vegane Schokoladen einst aufwiesen, sind passé.
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Den richtigen Schmelz auf der Zunge haben die Experten der traditionsreichen Ludwig Weinrich Schokoladenfabrik im ostwestfälischen Herford ausgetüftelt. Dort lässt Ecofinia nicht nur jährlich weit über 30 Millionen Tafeln herstellen. Die Eigentümerfamilie Weinrich – inzwischen in vierter Generation – ist auch zu 50 Prozent an dem Bochumer Unternehmen beteiligt.
Die 400 Mitarbeiter produzieren auch für andere namhafte Marken. Bis zu zwei Millionen Tafeln Schokolade verlassen täglich das Werk in Herford. Der Anteil der Bio-Tochter Ecofinia am Gesamtumsatz von 130 Millionen Euro machte im vergangenen Jahr 38 Millionen Euro aus. Tendenz steigend.
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Mit einem kleinen Team von zehn Mitarbeitern steuert Andreas Meyer das Unternehmen aus Bochum. Schon sehr früh hat sich der Gründer dem fairen Handel von Lebensmitteln verschrieben. Zunächst bei der Handelsfirma Gepa, die fairen Kaffee, Kakao und ähnliches vertreibt. Doch schon bald reifte in dem gelernten Bäcker und studierten Ernährungswissenschaftler der „Drang zur Selbstständigkeit“, wie er selbst sagt. Im Jahr 2000 gründete der Bochumer deshalb Ecofinia. „Damals gab es in Deutschland noch kaum eine Bio-Schokolade. Die Schweizer waren die Vorreiter“, so Meyer.
Bio-Schokolade wurde anfangs belächelt
Ihm sei es gelungen, „zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein“. Der Unternehmer schüttelt noch heute den Kopf: „Der klassische Einzelhandel hat Bio-Schokolade damals nur belächelt.“ Doch dann kamen Lebensmittelskandale und immer mehr Bio-Supermärkte. „Heute verkaufen sogar Discounter Bio-Schokolade“, resümiert Meyer.
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Mit der zum Teil milchhaltigen Marke Vivani hatte er es geschafft, die Schokolade mit Bio-Kakao und fair gehandelten Zutaten aus der Nische zu holen. Der Ecofinia-Chef brachte Geschmacksrichtungen wie Nougat oder Salzkaramell heraus, die in der Qualität mit konventionellen Tafeln mithalten konnten. Zum Sortiment gehört inzwischen zusätzlich nicht nur die vegane Schiene Ichoc, sondern auch die „avangardistische“ Marke Björnsted für den Export und Lacoa-Schokolade im Preiseinstiegssegment der Bio-Supermärkte.
39 Cent pro Tafel „wirtschaftlich eigentlich nicht darstellbar“
Discount-Preise sind für Meyer allerdings tabu: „Wenn die Tafel für 39 Cent angeboten wird, ist das wirtschaftlich eigentlich nicht darstellbar“, sagt der Unternehmer im Hinblick auf Preise für Kakao, Nüsse oder Mandeln. „In Schokolade ist in erster Linie der Zucker preisgünstig“, so Meyer. Er bietet als Kontrast eine Bitter-Variante an, die zu 100 Prozent aus Bio-Kakao besteht – ohne jeglichen Zuckerzusatz.
Das Bochumer Team tüftelt permanent an neuen Entwicklungen. Die neueste Entdeckung ist Schokolade mit Erdmandel, einer Knollenfrucht, die wie Nüsse schmeckt, aber Allergiker vertragen können. „Wir bringen drei bis fünf Innovationen pro Jahr heraus, nehmen aber dafür auch andere Produkte wieder heraus“, erzählt der Geschäftsführer. „Ob klassisch, vegan oder experimentell“, sagt Meyer, „am Ende muss immer der Geschmack überzeugen.“