Essen. BKK Gesundheitsreport: Herne hatte 2020 erneut den höchsten Krankenstand in NRW, gefolgt von Hagen. Weniger kurze, dafür mehr lange Ausfälle.

Im Ruhrgebiet melden sich die Menschen deutlich länger krank als anderswo. In Herne fehlte jeder Beschäftigte im vergangenen Jahr durchschnittlich 26,3 Tage – und war damit eine ganze Woche länger krank als der Durchschnitts-Nordrhein-Westfale (19,2). Das geht aus dem BKK Gesundheitsreport 2020 hervor, der am Donnerstag vorgestellt wurde.

Herne war bereits im Jahr zuvor die NRW-Stadt mit den meisten krankheitsbedingten Fehltagen. Auch die weiteren oberen Plätze in der Krankenschein-Tabelle sind für Revierstädte reserviert: In Hagen reichte jeder Beschäftigte im Schnitt Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) für durchschnittlich 25,3 Tage ein, in Gelsenkirchen für 24 und in Duisburg für 23,4 Tage. Aus Sicht der Unternehmen führen diese Ausfälle dazu, dass an einem durchschnittlichen Werktag landesweit gut fünf Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter krankheitsbedingt fehlen, in Herne beträgt der Krankenstand 7,2 Prozent.

In Hagen zwei AU-Tage mehr im Corona-Jahr

Die Fehlzeiten sind auch im von der Corona-Pandemie geprägten Jahr landesweit wie im Ruhrgebiet sehr konstant geblieben. Ausreißer nach oben ist die Stadt Hagen, in der 2020 rund zwei Fehltage je BKK-Versichertem hinzukamen. Die Betriebskrankenkassen haben die Daten von bundesweit rund vier Millionen berufstätigen Versicherten ausgewertet, davon arbeitet eine Million in NRW. Die Krankmeldungen der Erwerbslosen flossen nicht in die Statistik ein. Die im Ruhrgebiet höhere Arbeitslosigkeit fällt demnach als Erklärung für den höheren Krankenstand zwischen Duisburg und Dortmund weg, wo die Menschen fast doppelt so lange ausfallen wie etwa in den Rheinmetropolen Bonn (12,7 AU-Tage) und Düsseldorf (13,2).

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Als mögliche Erklärungen bleibt laut BKK Landesverband Nordwest das in den meisten Ruhrgebietsstädten höhere Durchschnittsalter der Versicherten, denn mit dem Alter steigen die Fehlzeiten. Darüber hinaus gehen im Revier viele Menschen noch einer körperlichen Arbeit nach, was ebenfalls mit höheren Krankenständen einhergeht. So wächst im Ruhrgebiet die Gesundheitswirtschaft seit Jahren besonders stark, und Beschäftigte in der Kranken- und Altenpflege werden bundesweit deutlich häufiger krank als in anderen Berufen.

Viele Menschen mieden die Arztpraxen

Für die meisten Fehltage waren einmal mehr Muskel- und Skeletterkrankungen (4,7 AU-Tage) verantwortlich, gefolgt von psychischen Störungen (3,6 AU-Tage) und Atemwegserkrankungen (2,5 AU-Tage). Obwohl die Fehlzeiten insgesamt recht stabil geblieben sind, hat sich doch im Corona-Jahr 2020 etwas grundlegend geändert: So meldeten sich deutlich weniger Beschäftigte nur für wenige Tage krank. Der BKK Landesverband erklärt das mit den besonderen Hygienemaßnahmen, die nicht nur Covid-19, sondern auch andere Infektionskrankheiten eingedämmt haben. Zudem seien die Menschen mit leichteren Erkrankungen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus seltener zum Arzt gegangen.

Dagegen gab es mehr lang andauernde Krankheitsfälle: Wer 2020 an einer psychischen Störung erkrankte, meldete sich in NRW durchschnittlich 48 Tage lang arbeitsunfähig, vor zwei Jahren waren es nur 37 Tage. Bei den Muskel- und Skeletterkrankungen fehlte ein Patient 23 Tage und bei den Atemwegserkrankungen knapp neun Tage.

Durchschnittliche AU-Tage 2020 je BKK-Versichertem in den Ruhrgebietsstädten:

  • Herne: 26,3
  • Hagen: 25,3
  • Gelsenkirchen: 24,0
  • Duisburg: 23,4
  • Bochum: 22,7
  • Recklinghausen: 21,4
  • Dortmund: 21,1
  • Oberhausen: 20,9
  • Bottrop: 20,6
  • Essen: 19,8
  • Mülheim an der Ruhr: 18,7
  • NRW: 19,2
  • Düsseldorf: 13,2

Die niedrigste Zahl an AU-Tagen je berufstätigem BKK-Versicherten hatte erneut die Stadt Bonn mit 12,7 AU-Tagen.