Essen. BKK-Daten für die Ruhrgebietsstädte: Zwischen Duisburg und Dortmund fehlen die Beschäftigten öfter, in Herne mit 27 Tagen im Jahr am häufigsten.


Im Ruhrgebiet werden die Beschäftigten deutlich häufiger krank als bundesweit und in NRW. Das zeigen die Städtedaten aus dem neuen BKK-Gesundheitsreport für 2019. Spitzenreiter bei den Fehltagen ist Herne: Rechnerisch blieb jeder Beschäftigte in dieser Stadt im vergangenen Jahr mehr als 26 Tage krankheitsbedingt zu Hause. Und damit doppelt so lang wie die Berufstätigen in Düsseldorf und Bonn, die jeweils nur 13 Tage fehlten. Gelsenkirchen liegt mit 25 Fehltagen ebenfalls weit vorne bei den Krankheitstagen. Auch
andere Krankenkassen stellen eine Häufung von Fehlmeldungen im Ruhrgebiet
fest.

In NRW blieb übers Jahr gesehen jeder Arbeitnehmer 19,3 Tage mit bescheinigter Arbeitsunfähigkeit (AU) seiner Tätigkeit fern – das ist fast ein Tag mehr als der Bundesdurchschnitt von 18,4. Entsprechend war auch der so genannte Krankenstand mit 5,3 Prozent leicht überdurchschnittlich. Diese Zahl gibt an, wie viele aller Beschäftigten an einem durchschnittlichen Werktag fehlen. Demnach meldet sich in NRW stets etwa jeder 19. Mitarbeiter krank, in Herne bei einem Krankenstand von 7,7 Prozent immerhin jeder 13.

Durchschnittliche Fehltage je Beschäftigtem im Jahr 2019:

  1. Herne 26,1 AU-Tage
  2. Gelsenkirchen 24,5 AU-Tage
  3. Hagen 23,3
  4. Duisburg 23,3
  5. Bochum 22,5
  6. Unna 22,0
  7. Oberhausen 21,6
  8. Kreis Recklinghausen 21,6
  9. Ennepe-Ruhr-Kreis 21,6
  10. Dortmund 21,0
  11. Essen 19,6
  12. Mülheim 19,5
  13. Bottrop 18,9

Die BKK-Verbände haben Arbeitsunfähigkeitsdaten von mehr als vier Millionen Beschäftigten erfasst, die bei einer Betriebskrankenkasse versichert sind, davon gut 916.000 aus NRW. Dass die Menschen in den Ruhrgebietsstädten häufiger krank werden, erklärt der BKK Landesverband Nordwest vor allem damit, dass die Versicherten zwischen Duisburg und Dortmund überdurchschnittlich alt sind. Denn die Krankheiten häufen sich im Alter und dauern auch länger. Hinzu kämen die im Ruhrgebiet nach wie vor vergleichsweise härteren Arbeitsbedingungen. Die Verdichtung der Arbeit und die Folgen der Digitalisierung werden demnach hier noch deutlicher spürbar als in anderen Regionen.

Corona-Erkrankungen spielen 2020 statistisch kaum eine Rolle


Die monatlich erfassten Daten zeigen bisher kaum Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Krankenstatistik – der Krankenstand blieb bis einschließlich Oktober in etwa konstant. Allerdings mit einem deutlichen Ausreißer im März: Zu Beginn der Corona-Krise stieg der Krankenstand landesweit auf rund sieben Prozent. Entscheidend hierfür sei gewesen, dass Beschäftigte sich seinerzeit viel eher als sonst auch bei leichten Erkältungsanzeichen hätten krankschreiben lassen, um niemanden anzustecken.
Dass dies damals telefonisch möglich war
, ohne den Hausarzt aufsuchen zu müssen, hat dazu sicher beigetragen.


Die
tatsächlichen Corona-Erkrankungen
spielen dagegen statistisch kaum eine Rolle: Der Anteil der Covid-19-Patienten unter den BKK-Versicherten, die mindestens drei Tage krank geschrieben wurden, macht nach den bisherigen Daten aus 2020 weniger als ein Prozent aller Diagnosen aus. Verantwortlich für die mit Abstand meisten Fehlzeiten waren im Vorjahr einmal mehr Muskel- und Skeletterkrankungen, gefolgt von psychischen Störungen und Atemwegserkrankungen.

Nur Essen, Mülheim und Bottrop im Schnitt

Die meisten Fehltage im Ruhrgebiet nach Herne und Gelsenkirchen gab es in Hagen und Duisburg mit je 23 AU-Tagen. So viele waren es auch im Kreis Mettmann, zu dem auch Velbert gehört. Je rund 22 Tage fehlten im Schnitt die Beschäftigten in Bochum, Unna sowie den Kreisen Recklinghausen und Ennepe-Ruhr, auf 21 Tage kamen die gesetzlich Versicherten in Dortmund. Nur Essen, Mülheim und Bottrop lagen mit rund 19 Fehltagen im Landesschnitt.

Die Betriebskassen sehen einen Schlüssel für die Senkung von Fehltagen im Umgang der Chefs mit ihren Mitarbeitern. Das neue Online-Portal „Gesund führen in der Arbeitswelt 4.0“ klärt etwa über Themen wie Schlaf, digitale Balance, Stressmanagement und Wertschätzung auf. „Denn gesundes Führen ist eine Haltung, die in alle Richtungen positiv ausstrahlt: auf die Führungskraft selbst, auf das Team und auf das gesamte Unternehmen“, sagt Karin Hendrysiak vom BKK Landesverband Nordwest.