Essen. Girokonten werden immer teurer. Auch Commerzbank schafft Gratiskonto ab. Immer mehr Banken und Sparkassen nehmen zudem Strafzinsen für Einlagen.

Auf die Kunden von Filialbanken und Sparkassen kommen immer mehr Gebühren zu – für Spareinlagen und Girokarten. Dieser Tage erhalten zum Beispiel Kundinnen und Kunden der Commerzbank Post von ihrem Institut mit dem Hinweis, sie könne wegen „veränderter Marktbedingungen“, etwa der Niedrigzinsen, das bisher kostenlose Girokonto „in der bisherigen Form nicht mehr aufrechterhalten“. Daher erhebe die Commerzbank ab dem 1. Juli „einen Monatspreis von 4,90 Euro“, heißt es in einem Schreiben an eine Kundin.

Unschöne Post von ihrem Kreditinstitut erhalten zurzeit die Kunden vieler Banken und Sparkassen. Ihre Reaktion will gut überlegt sein. So bietet die Commerzbank an, zum „kostenlosen Basic-Girokonto“ zu wechseln, das ab einem Eingang von 700 Euro im Monat gratis sei. Was in dem Anschreiben, das unserer Redaktion vorliegt, fehlt, ist freilich der Hinweis auf Zusatzgebühren für bestimmte Dienstleistungen der Bank, die beim alten, nun gebührenpflichtigen Konto nicht anfallen So kostet laut den im Internet veröffentlichten Konditionen jede Papierüberweisung und das Ein- und Auszahlen von Bargeld am Schalter je 2,50 Euro, eine Kreditkarte monatlich 3,50 Euro.

Versteckte Gebühren bei verbleibenden „Gratiskonten“

Die Postbank hat ihr Gratiskonto bereits vor Jahren abgeschafft und durch verschiedene Preismodelle ersetzt. Auch die Sparkassen drehen an ihren Gebührenschrauben, so schaffte die in Oberhausen jüngst das Gratis-Konto für junge Erwachsene ab. Zudem erheben viele Institute versteckte Zusatzgebühren für einzelne Funktionen, zum Beispiel Centbeträge für jede Kartenzahlung in manchen Tarifen.

Zur Kasse gebeten wird inzwischen fast überall auch, wer hohe Summen auf dem Konto parkt. Die meisten Banken und Sparkassen erheben bei Einlagen ab 100.000 Euro einen negativen Zinssatz von 0,5 Prozent. Das entspricht exakt dem, was sie selbst für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank zahlen müssen. Zuletzt haben die Volksbank Rhein-Ruhr für Duisburg, Mülheim und Oberhausen sowie die Sparkasse Mülheim dieses „Verwahrentgelt“ eingeführt.

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Die Sparkasse Essen führt den Strafzins zunächst nur für Neukunden ein, allerdings schon ab 50.000 Euro. Die Sparkasse Emmerich nimmt bereits bei Girokontoguthaben ab 25.000 Euro ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent. So früh kassiert sonst nur die Sparda-Bank West Gebühren fürs Geldparken. Sie erklärte unlängst offensiv, nicht mehr an Geld interessiert zu sein. „Wir müssen uns vor zu viel Geld schützen“, sagte Bankchef Manfred Stevermann im Interview mit unserer Redaktion. Die Commerzbank senkt ihre kostenfreie Einlagengrenze zum 1. August von 100.000 auf 50.000 Euro.

Filialnetze werden weiter ausgedünnt

Es gibt aber auch andere Beispiele: So nimmt die Sparkasse Gladbeck von ihren Privatkunden weiterhin kein Verwahrentgelt. Allerdings – wie fast alle Institute – für gewerbliche Kunden: Die müssen zudem seit Jahresbeginn bereits ab 100.000 Euro Strafzinsen zahlen, davor erst ab einer Million Euro.

Fast alle Banken und Sparkassen dünnen seit Jahren ihre Filialnetze aus, um Kosten zu sparen, die ihre Konkurrenz der reinen Onlinebanken nicht haben. Auch die Commerzbank, die lange gegen den Trend ankämpfte, hat unlängst weitere 13 Filialen im Ruhrgebiet dicht gemacht. Nun erklärte die Deutsche Bank, elf Geschäftsstellen im Ruhrgebiet aufgeben zu wollen.